© Sonja Stadelmacher
Die Höchste Eisenbahn
Die Höchste Eisenbahn ist vom Duo zum Quartett gewachsen - und damit auch die Bandbreite ihres Sounds. An intimen Momenten mangelt es dennoch nicht, im Gegenteil: Ihr neues Album "Wer Bringt Mich Jetzt Zu Den Anderen" birgt ein Füllhorn feinfühlig konzipierter Songs, die auch große Pop-Gesten nicht misen lassen. Wir sprachen vorab mit Gründungsmitglid Francesco Wilking - über Schubladen, falsches Schamgefühl und Beine, die aus Fresken ragen.
Nach monatelangem Arbeiten an der neuen Platte und dem damit verbundenen Eingraben im Studio steht ihr nun wieder auf der Bühne und kommt unter bzw. vor die Leute.
Auf was freut ihr euch da am meisten?
Wir freuen uns sehr auf die Konzerte, die Leute, die Kneipen und Fußgängerzonen, wir haben die Songs unserer neuen Platte in den Proben hoch und runtergespielt. Sie funktionieren tatsächlich!
Es heißt, dir gefällt das Bild einer riesigen, auf Stelzen fahrenden Eisenbahn so gut, das es dich schließlich zu eurem Bandnamen inspirierte. Was hat es damit auf sich?
Nichts weiter, das habe ich geträumt und die Sachen, die man träumt, sind wahr. Wir wollen mit unserer Band dieses blöde "schnell-schnell-beeil-dich"-Sprichwort abschaffen und es durch unsere Musik ersetzen.
Auf eurer letzten Platte erschien der Song „Was machst du dann?“. Die Textpassage „Hallo Welt, ich weiß, es geht mich nichts an, aber kann es sein, dass Dein Lächeln dir früher viel besser stand“ deutet an, dass in der heutigen Gesellschaft nicht alles ganz richtig läuft. Für welche Veränderungen ist es in Deutschland deiner Meinung nach höchste Eisenbahn?
Wir machen keine Politik, was heißt: wir wollen keine Antworten geben. Ich hab ja gefragt: "kann es sein...?"
In euren Songs geht es oft um Personen wie Lisbeth, Louie oder Timmy. Gibt’s die wirklich?
Ja es gibt sie, aber sie heißen Liberty, Melvin und Tassilo.
Im Zuge eurer Tour stattet ihr auch den Würzburger Fans einen Besuch ab: Habt ihr einen Bezug zu der Stadt? Und wenn ja, welchen?
Ja, Weißwein trinken im Sommer auf der Brücke und das Bein, das aus den Fresken von Tiepolo ragt. Und das Cairo ist ein super Laden!
So manch einer würde eure Musik als „Mädchenmusik“ bezeichnen. Wie steht ihr dazu?
Das hat eher mit den Leuten zu tun, die als Hobby Schubladen beschriften, als mit uns ...
Du giltst als Lyriker der Band, bist als Autor tätig und schreibst unter anderem auch Kurzgeschichten. Gibt es einen Buch-Tipp, den du unseren Lesern besonders ans Herz legst?
Ja, viele Sachen: Niko Haratischwili - Das achte Leben, Katja Petrowskaja - Vielleicht Esther, Karl Ove Knausgard -Leben; alles Leute, die sich fragen, wer sie zu den anderen bringt.
Im Trailer zu eurem neuen Album sieht man euch in einem UFO davon fliegen. Außerdem gibt es von euch einen Song namens „Aliens“: Glaubst du an ein Leben jenseits der Erde?
Wär komisch wenn nicht, aber sicher haben die nicht so Eierköpfe wie in den Filmen.
So ziemlich jeder hat mindestens einen Song, den er total toll findet, sich aber gleichzeitig irgendwie dafür schämt. Welcher ist deiner?
Es ist falsch, sich für etwas zu schämen, was man toll findet. Wenn ich ein Lied mag, das z.b. bei den Menschen, mit denen ich zusammen bin, als naiv, blöd oder kitschig gilt, verteidige ich es, spiel es ihnen solange vor, bis auch sie dem eigenartigen, klebrigen Reiz von z.b. "Yung Hurn/Bianco" erliegen.
Und zum Schluss: Habt ihr inzwischen jemanden gefunden, der euch jetzt zu den Anderen bringt?
Ja Felix Gebhard, er fährt unseren Tourbus.