Frida Gold, das klingt nach Disco und Glamour. Waren das die Attribute, mit denen ihr euren Bandnamen und eure Songs in Verbindung bringen wolltet?
„The real Story“ ist die: Andi kam in die Band als neuer Bassist und Produzent, womit der Sound zu dem wurde, was er heute ist. Daraufhin wollten wir einen neuen Namen, einen Frauennamen. Unser Label wies uns darauf hin, dass die ABBA-Sängerin Frida solo unter ihrem Vornamen veröffentlicht. Um einem Lawsuit zu entgehen entschieden wir uns schnell für "Gold" als Nachnamen. Einfach, weil es sich gut anfühlt. Frida Gold!
Euer Bandprojekt startete als Schülerband, als Linarockt, bis ihr euch damals – noch ohne Andi – in Frida umbenannt habt. Ein Freund von mir hatte eine Schülerband namens Die Frida Band. Deren Hit damals war „Hannelore Kohl ist tot“. Was war der Hit eurer Anfangstage?
Hannelore Kohl ist tot ... Respekt (lacht). In der Liga haben wir leider nix anzubieten.
Bei eurer „Neu“-Gründung 2007 habt ihr euren Stil als discoisierten Indie-Pop beschrieben. Würdet ihr ihn heute noch genauso beschreiben?
Unser Ausdruck, unser Denken, unser Style ist Pop. Groß! Straight Up! Wir lieben das Schillernde und die Möglichkeiten des Pop. Und seine weite Bandbreite. Von Mozart über die Beatles, Michael Jackson, Aphex Twin, Jay Z und Coldplay ist doch alles irgendwie Pop. Und das ist Top!
Den Band-Vornamen Frida habt ihr Bosses gleichnamigem Song entlehnt. Bosse erzählt da von einer Frau, die so schön ist, dass er davon kotzen muss. Was findet ihr zum Kotzen?
Autobahnraststätten ohne Lavazza. Wirklich. Guter Cappuccino sollte per Gesetz eingeführt werden. Also, ADAC, wenn ihr das lest…
Habt ihr so etwas eventuell auch schon mal in Bezug auf eure Personen gehört? Findet jemand eure Schönheit zum Kotzen?
Ach, das ist wie der Spiegel bei Schneewittchen, nur andersrum ...
2008 wurdet ihr in den Bandpool der Popakademie Mannheim aufgenommen, und zwei Jahre später wurde euer Song „Zeig mir, wie du tanzt“ zum Werbehit. Meint ihr, dass diese Stationen eurer Laufbahn für euch große Karrieresprünge bedeuteten?
Wir können auf jeden Fall im Rückblick sagen, dass wir nichts bereuen. Jeder Schritt war in seiner Zeit richtig und wichtig. Der Bandpool in Mannheim ist eine tolle Einrichtung für junge Bands, um in das Business reinzuschnuppern und sich Profitipps zu holen. Und die MTV Kampagne hat den Grundstein zu einer immer noch währenden, guten Beziehung zu MTV gelegt.
Eure Band, das sind drei Herren und eine Frau am Mikrofon. Damit befindet ihr euch in bester Gesellschaft: Silbermond, Juli, Wir Sind Helden, Jennifer Rostock, Alin Coen Band. Worin seht ihr dieses Phänomen begründet, dass die letzten Jahre auffallend viele Bands mit Frontfrau hervorbrachten?
Naja, im deutschen Hip Hop gibt es auffallend wenig Frauen. Vielleicht bilden wir ein Gegengewicht zum Testosteron?
Kann man euch überhaupt mit den genannten Bands vergleichen?
Jede dieser Bands hat ihre eigene Großartigkeit. Direkte Vergleiche sind da schon eher unpassend.
Ihr kommt aus Bochum, einer Stadt, der Herbert Grönemeyer mit einem gleichnamigen Song ein Denkmal gesetzt hat. Was haltet ihr von solchem Lokalpatriotismus?
Als Kinder des Ruhrgebiets hat unsere gefühlte Hometown völlig zu Recht diese Hymne bekommen. Das stellt Bochum in eine Riege mit Paris, New York und Berlin. Wenn der Song irgendwo läuft, drehen wir lauter und singen völlig ungeniert.
In einer Band mit vier Mitgliedern gehen die einzelnen Musikgeschmäcker sicher auseinander. Gibt es Bands und Musiker, auf die ihr euch einigen könnt?
Was uns verbindet ist sicherlich die Liebe zu großen, gut gemachten (Pop-)Songs aus jeder Epoche. Backstage zum Aufwärmen vor unseren Gigs läuft immer guter Hip Hop oder R'n'B, so kommen wir am Besten drauf. Abends im Tourbus ist Eklektizismus angesagt. Von Hip Hop über 70's AOR bis Mathcore, Grunge und Elektro geht so einiges.
Es heißt, ihr beiden schreibt bei euch die Songs. Wie stellt man sich das vor? Bist du, Alina, für die Texte, und du, Andi, für die Kompositionen zuständig?
Alina kreiert Texte und Melodien. Meistens hat sie schon Rohideen für die Musik...
...und Andi entwickelt diese im Studio weiter und als Band kommen wir dann zusammen und geben den Songs den Frida Gold Sound.
Die Aufnahmen eures zweiten Albums „Liebe ist meine Religion“ fanden in Los Angeles statt, unter Einbezug international gefragter Produzenten. Wie verläuft solch eine Zusammenarbeit? Geht ihr mit fertigen Songs ins Studio, und die modeln das dann um?
Wir haben sozusagen eine Songwriting-Reise gemacht, um neue Inspirationen zu sammeln. Dabei trafen wir einige Songwriting-Größen wie Billy Mann, Guy Chambers oder Rick Knowles. Während der Reise entstanden die meisten der Songideen gemeinsam mit dem jeweiligen Songwriter. Die Vorarbeit der Platte fand dann auch tatsächlich in LA statt. Fertig produziert haben wir sie dann in unserem Berliner Heimstudio.
Das Album chartete auf Platz Eins und bescherte euch Gold, und nun gibt´s die Scheibe auch „Live & Akustisch“. Wie geht´s weiter? Arbeitet ihr bereits am Nachfolgewerk?
Kreativität lässt sich nicht stoppen. Wir sind immer umgeben von Ideen. Jetzt steht erst mal die Tour an, auf die wir alle lange warten mussten und uns unglaublich freuen. Währenddessen und danach ist es dann Zeit für was Neues.