Der Berliner Songwriter Max Prosa ist auf Clubtour. Dabei stattet er auch Würzburg einen Besuch ab. Wir sprachen vorab mit dem poetischen Musiker. Über abgebrochene Studiengänge, dem Brechen von Normen und dem Segen vom Meister.
Du hast erst ein Physik-, dann ein Philosophie-Studium abgebrochen. War diese Erfahrung wichtig für Dich? Damit Du erkennst, was Du nicht willst, um wissen zu können, wohin es gehen soll?
Es war vor allem insofern wichtig, als dass ich daraufhin meine Musik endgültig zu meinem Beruf erklären musste. Es gab dann keinen Plan B mehr. Anstatt Studium und Musik jeweils nur halbherzig anzugehen, wurde Musik für mich zur Hauptsache.
Um das dann durchzuziehen braucht man schon eine Art Killerinstinkt, oder?
Klar, man muss sich zunächst mal aufraffen. Und dann ist es wichtig dranzubleiben, auch wenn sich nicht direkt Erfolge einstellen. Dann, wenn man ins Schwarze getroffen hat, wird man es schon merken.
Dein Debütalbum heißt „Die Phantasie Wird Siegen“. Weißt Du, was ich mich da Frage: Wer ist der Verlierer, wenn die Phantasie siegt?
Hm, ich denke, dann ist der Stillstand Verlierer. Und die Norm. Dann werden diejenigen belohnt, die Mut beweisen und mit der Norm brechen.
Mich hat der Titel an das Tocotronic-Album „Pure Vernunft Darf Niemals Siegen“ denken lassen…
Ja, da ist wohl ein Stück weit das als Forderung formuliert, was ich in eine Feststellung gepackt habe.
Okay, weg von Tocotronic, hin zu Ton Steine Scherben: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Misha Schoeneberg?
Wir kennen uns schon eine Weile durch unseren gemeinsamen Freund R.P.S. Lanrue, dem Gitarristen der Scherben. Der hat uns vorgestellt, und natürlich haben wir uns über Musik unterhalten. Das war, als ich gerade in der Produktion meines ersten Albums steckte. Ich habe damals schon den Input von ihm schätzen gelernt, weswegen ich gerne mit ihm arbeiten wollte. Aus diesem Wunsch entstanden dann tatsächlich Songs zum zweiten Album „Rangoon“. Er war eine tolle Bereicherung.
Wie würdest Du beschreiben, auf welche Weise er Dein eigenes Songwriting ergänzt?
Die Songs entstanden im Dialog miteinander. Das ist eine sehr fruchtbare Arbeitsweise. Man zieht sich aneinander hoch, schafft Bilder, die alleine wohl nicht entstanden wären. Allerdings besteht dabei auch immer die Gefahr, den Kern eines Songs aus den Augen zu verlieren. Wenn man sich dieser Gefahr bewusst ist, können tolle Lieder entstehen.
Waren Ton Steine Scherben schon vorher für Dich bedeutsam?
Ja, definitiv. Ihre Songs sind eine große Referenz für mich, aber auch das Lebensgefühl, das sie vermittelten.
Meinst Du ihren revolutionären Anspruch?
Auch, aber darin waren sie natürlich auch Kind ihrer Zeit. Heute kann man das nicht mehr so einfach wieder heraufbeschwören.
Bleiben wir mal bei Vorbildern. Du nennst bei dieser Frage gerne Bob Dylan und Leonard Cohen. Das sind natürlich große Fußstapfen, in die Du trittst… macht es Dir manchmal Angst, z.B. mit Dylan verglichen zu werden?
Tatsächlich werde ich ja immer mal wieder mit Dylan verglichen, und natürlich ist das sehr schmeichelhaft. Allerdings macht das wenig Sinn. Dylan entstammt einer ganz anderen Tradition. Er ist jedoch einer, der in tollen Bildern spricht, ein großer Erzähler. Wenn man mich aus diesem Grund mit Dylan vergleicht, dann freut mich das. Vergleiche, die darüber hinaus gehen, verschwimmen allerdings schnell – aber das ist okay, und Angst macht es mir keine. Ich spiele sogar bei Dylans Geburtstagsfest in Berlin, er wird ja bald 70. Darauf freue ich mich!
Wow, gratuliere! Auch dazu übrigens, dass Leonard Cohen Dir das Okay für Dein Cover von „Halleluja“ gegeben hat. Er lehnt so etwas ja oft ab, heißt es. Stimmt es, dass dafür extra sein Management bei Dir angerufen hat?
Ja, das war toll! Übrigens war „Halleluja“ auch eine Sache von Misha Schoeneberg und mir. Er hat den Song übersetzt, und an meinem 20. Geburtstag haben wir ihn eingespielt, das war eine recht spontane Sache. Misha hat den Song dann an´s Management von Cohen geschickt – und die gaben ihr Okay. Etwas später kam sogar noch ein kleiner Brief von Cohen. Er schrieb: „Thank you for singing it“. Das hat mich umgehauen. Mein „Halleluja“ wurde vom Meister persönlich abgesegnet.
Christian Neubert