
© VG-Bild-Kunst, Bonn 2023
Gottfried Jäger zählt zu den wichtigsten Fotografen und Foto-Theoretikern der Nachkriegszeit. Im Museum im Kulturspeicher ist sein Werk in der Sammlung Peter C. Ruppert vertreten. Er gehörte zu den wichtigsten Gesprächspartnern Rupperts beim Aufbau seiner Sammlung und kuratierte 2005 und 2015 wegweisende Ausstellungen zum Thema der Konkreten Fotografie im Museum. Ab 17. Juni wird eine Werkauswahl des Künstlers gezeigt.
Den Anspruch der Fotografie als Kunstform prägte Gottfried Jäger bereits in den 60er Jahren mit dem Begriff „Generative Fotografie“. Dabei werden fotografische Mittel selbst zum Gegenstand, das Foto zum Objekt. So lassen sich z.B. Chemigramme, Luminogramme und durch Lochblenden entstandene Bilder erzeugen. Die Fotografie verzichtet bewusst auf die Abbildung und Darstellung äußerer Gegenstände und verfolgt ausschließlich bildeigene Gesetzmäßigkeiten – Fotografie um ihrer selbst willen. So haben einzelne Gestaltungselemente wie Lichtpunkt, Lichtspur, Farbgebung sowie fototechnische Parameter wie Belichtungszeit und Schärfentiefe Einfluss auf die Bildkomposition.
Die Ausstellung gibt einen breiten Überblick über das vielseitige Werk des Fotokünstlers. Während er sich zu Beginn seines Schaffens mit Fotogrammen beschäftigte, ging er bald zu programmierbaren Bildsystemen über. Dazu inspirierten ihn die Begegnung mit dem Pionier der Computergrafik Herbert W. Franke und die Diskurse im Umfeld des Philosophen Max Bense. Im Vordergrund stand dabei das Verhältnis von Mensch und Maschine sowie das Interesse an der Rolle des Apparates bei der Erzeugung ästhetischer Strukturen.
Gottfried Jäger befragt immer wieder die Grundlagen der Fotografie, auch ohne die Kamera. Die programmierte Bilderzeugung, aber auch Licht, Farbe, Fotopapier stehen dabei mit unterschiedlicher Gewichtung im Zentrum seiner Arbeit, bis hin zur digitalen Bilderzeugung in den 2000er Jahren. Die Aufeinanderfolge verschiedener Werkgruppen in der Ausstellung macht die Radikalität seines fotografischen Ansatzes deutlich.