TSARG
Marcel Raupp kennt man als Mitglied diverser Würzburger Punkbands. Seit Anfang 2020 beschreitet der Frontmann und Bassist von Danger Jerk mit seiner Akustikgitarre auch Solopfade. Jüngst veröffentlichte er unter dem Künstlernamen T.S.A.R.G. sein erstes Album. Auf „Moth“ verarbeitete er viele Ereignisse und Gedanken der letzten Jahre, singt über Liebe, Freundschaft, Politik und Gartenarbeit. Solo widmet er sich eher ruhigeren Klängen – bleibt seinen Punkrock-Wurzeln aber treu.
Marcel, du machst seit über 20 Jahren Musik, bist Mitglied in mehreren Bands und jetzt auch solo unterwegs. Wann hast du deine Liebe zum Punkrock entdeckt?
Das war im Prinzip eine Mischung aus bewusster Suche und totalem Zufall. Als ich in der Jugend auf musikalischer Entdeckungsreise war, gab es noch die Fernsehsender VIVA Zwei und MTV2 mit absolut genialen alternativen Musikformaten – das hab ich aufgesaugt wie ein Schwamm. Mein Freundeskreis ging damals ziemlich auf Slipknot und anderen Metalkram ab – das fand ich auch total spannend und höre bis heute viel unterschiedliches Zeug. Wirklich „zuhause“ hab ich mich aber weder im Metal noch in einem anderen Genre gefühlt. Durch ein paar Kumpels und das Skateboardfahren bin ich dann auf Skatepunk aus Kalifornien gekommen. Die Songs und das ganze Lebensgefühl haben mich total gepackt und bis heute nicht losgelassen. Mit 15 habe ich dann meine erste Band gegründet. Seit damals hat sich eine Menge getan und ich habe mich musikalisch weiterentwickelt. Im Prinzip mache ich aber seit Jahren weitestgehend das Gleiche.
Für dein Soloprojekt hast du dein Hauptinstrument, den Bass, gegen die Akustikgitarre getauscht. Wie kam’s dazu?
Ich habe eigentlich schon immer ein bisschen Akustikgitarre neben dem Bass gespielt. Die Gitarre war schon immer das Instrument, auf dem ich am liebsten die ersten Songideen für meine Bands entwickelt habe. Vor einiger Zeit habe ich mit Mr. Feta, dem Gitarristen meiner Band, angefangen, als Akustik-Duo aufzutreten. Immer dann, wenn unser Drummer Tom aufgrund seines Jobs nicht mit uns Gigs spielen kann. Da hab ich dann gemerkt, dass mir das enorm viel Spaß macht und ich auf der Akustikgitarre Songs spielen kann, die ich mit meinen Bands so nicht eins zu eins umsetzen kann. Anfang des Jahres habe ich dann angefangen, erste Songs für T.S.A.R.G zu schreiben. Dann kam die Corona-Pandemie und ich habe die freie Zeit im Lockdown genutzt, um ein Album aufzunehmen.
Der Lockdown war also für dich mehr Segen als Fluch?
Aus musikalischer Hinsicht schon irgendwie. Ich wollte ursprünglich zwei bis drei Songs im Laufe des Jahres aufnehmen und diese dann als eine Art „bessere Demo“ bei Bandcamp hochladen. Durch den Lockdown hatte ich allerdings dann so viel Zeit, um ein komplettes Album zu schreiben, alle Instrumente selbst in meinem Homestudio einzuspielen und im Anschluss auch Mix und Master alleine zu stemmen. Herausgekommen sind zehn Songs, die ich dann auf dem Label „Lensen Industries“ als CD veröffentlicht habe und welche man auch auf allen gängigen Streaming-Plattformen anhören kann.
Du bist auch Bassist und Sänger bei Danger Jerk. Der Melodic-Skatepunk-Sound eurer Band steht im Gegensatz zu deiner Soloplatte „Moth“ – die ist sehr persönlich und emotional. Vor welchen neuen Herausforderungen standest du bei der Produktion des Albums?
Wer die Texte und Melodien von Danger Jerk und T.S.A.R.G vergleicht, der kann tatsächlich feststellen, dass sich die Songs im Kern gar nicht so sehr unterscheiden. Natürlich geht es bei Danger Jerk mehr nach vorne und meine Mitmusiker steuern ihre persönliche Note bei. Ich versuche beim Songwriting für Danger Jerk auch an meine Bandkollegen zu denken und möchte, dass sie sich ebenfalls mit den Songs identifizieren können. Bei T.S.A.R.G bin ich natürlich wesentlich freier und traue mich so emotional und verletzlich zu sein, wie ich es bisher nie war. Es war manchmal nicht ganz leicht, mir einzugestehen, dass ich das Punk-Terrain verlassen habe und im Pop gelandet bin – damit komme ich aber gut klar mittlerweile. Außerdem hat mir manchmal ein kreativer Input anderer Musiker gefehlt. Es ist total genial, in einer Band zu spielen, aber auch das Solo-Ding hat tolle Seiten.
Gibt es einen Song, auf den du besonders stolz bist?
Ja, den gibt es tatsächlich – nämlich „My Home Is Where Your Heart Beats“. Den habe ich für meine Freundin geschrieben. Wir sind bald 15 Jahre zusammen und ich wollte ihr einen Song schreiben, der unserer gemeinsamen Zeit gerecht wird, ohne dabei zu kitschig zu werden – mit all den tollen und den weniger tollen Momenten. Der Songwriting-Prozess war echt nicht leicht und ich war ganz lange nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Als ich ihn ihr dann aber das erste Mal vorgespielt habe und sie gerührt und mit Tränen in den Augen vor mir saß, wusste ich, dass sich der Aufwand gelohnt hat.
Was sind deine Pläne für die Zukunft? Wird es ein zweites Album geben?
Ich habe bereits ein paar neue Songs geschrieben, die dann irgendwann 2021 auf eine EP kommen sollen. Auf alle Fälle wird es neues Zeug von T.S.A.R.G geben und ich will auch nächstes Jahr wieder in Biergärten Solo auftreten – das hat mir dieses Jahr mega viel Spaß gemacht. Als Nächstes folgt jetzt allerdings das Recording des ersten Danger Jerk Albums. Außerdem habe ich noch ein paar Homestudio-Kooperationen mit Musikern aus ganz Deutschland und Gesangs-Features auf Alben befreundeter Bands am Laufen. Langweilig wird es mir also nicht.
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