© Barbara Latzel
Als Quereinsteigerin übernahm sie das insolvente Café MuCK in der Sanderstraße und brachte es wieder auf Vordermann. Tatort-Abende, Sportshows, Livemusik und dazu eine internationale sowie traditionelle Speisekarte. Im Interview erzählt uns Barbara Latzel, was das MuCK über die Jahre so besonders machte.
Vor knapp 20 Jahren hast du das Café MuCK übernommen. Wie kamst du damals dazu, einen insolventen Laden wieder aufzubauen?
Ich wollte schon immer mein eigenes kleines Café eröffnen. Als Selbstständige kann man sich voll ausleben und alles genau nach den eigenen Wünschen machen. Mit dem MuCK ist dieser Traum dann in Erfüllung gegangen, dort konnte ich auf alle denkbaren Arten kreativ sein. Ich bin immer gerne unterwegs und lasse mich inspirieren von anderen Orten, Speisen und Menschen. Aus M.U.C.K., einst entstanden aus den Initialen der Vorbesitzer, wurde dann einfach MuCK – Musik & Cafe Kneipe. Mein Ziel war es, das MuCK so zu führen wie das Knarr und Wuttich, so hieß das MuCK früher. Das war auch eine richtige Studentenkneipe und ich habe davon viele Stammgäste übernommen.
Wie hat sich das MuCK mit dir als Betreiberin verändert?
Ich habe das MuCK insolvent übernommen, das heißt, es musste sich einiges verändern. Ich habe mir dann überlegt, wie wir die Leute für uns gewinnen könnten und angefangen, in Würzburg bis dato unbekannte Dinge wie den ersten Burger der Stadt einzuführen. Ich bin einfach Hackfleisch und Burgerbrötchen kaufen gegangen und habe so den ersten klassischen Hamburger verkauft. Aber die Käsespätzle und das „schwarze Frühstück“ – ein Kaffee und eine Zigarette – des Knarr und Wuttich standen weiterhin auf der Karte und auch das Inventar habe ich komplett übernommen.
Wie hast du es geschafft, das MuCK wiederzubeleben und zu dem besonderen Ort zu machen, der es für viele bis heute noch ist?
Am Anfang war ich noch brauereigebunden, nach einer gewissen Zeit lief dann der Vertrag aus und ich konnte Bier meiner Wahl, das Würzburger Hofbräu, verkaufen. Ich habe außerdem immer versucht, etwas Neues anzubieten. Im MuCK lief durchgehend Musik und viele Würzburger Bands sind aufgetreten, wir haben Tatort auf der Leinwand geschaut und Sportsendungen übertragen. Aber am Ende hat das Publikum das Café zu dem gemacht, was es bis zuletzt war. Was ich niemals vergessen werde, ist meine erste Europameisterschaft 2004.
Eine Idee musste her, wie man die im MuCK feiern könnte. Kurzerhand hab‘ ich mir einen Beamer und eine Leinwand gekauft und unter dem Motto „MuCK goes Portugal“ das Spiel übertragen. Damals gab es in Würzburg nicht viele Sportbars und die Leute haben sich sogar, weil drinnen kein Platz mehr war, ihre eigenen Stühle und Tische mitgebracht und von draußen durch die Fenster zugesehen. Die Stimmung an den Tagen war so toll und alle haben ausgelassen gefeiert.
Mittlerweile reiht sich in der Sanderstraße ein Café neben das andere. Wie konnte das MuCK trotz der vielen Neueröffnungen und ständig wechselnden Trends seinen Charme und Traditionscharakter beibehalten?
Hier konnten einfach alle herkommen und sich zu Hause fühlen, ich war auch für alle immer die Barbara. Viele Jungen Leute sagen mir, dass sie traurig sind, dass ich gehe, weil bei uns immer alles so locker war. Einige sind zum Lernen hergekommen, andere haben einfach Zeitung gelesen und sich umgeschaut. Das MuCK hat Tradition und hinkte trotzdem nie dem neuesten Stand hinterher.
Ich habe zum Beispiel die erste Rhabarberschorle in Würzburg verkauft, nachdem ich mal eine in Berlin probiert hatte, oder selbstgemachte „Weiße Heiße“ und den ersten Chai Latte der Stadt angeboten. Ich habe immer gerne andere Einflüsse einfließen lassen, zum Beispiel auch Poutine aus Kanada, das sind Pommes mit Bratensoße und Pulled Pork, überbacken mit Cheddar-Käse. So etwas kam schon immer super an und war mal was anderes.
Hattest du auch mal Schwierigkeiten, als weibliche Chefin einer „traditionellen Kneipe“ anerkannt zu werden?
Damit habe ich nur positive Erfahrungen gemacht. Viele Stammkunden von früher kamen auch in letzter Zeit noch regelmäßig vorbei und unterstützten mich mit ihren Ideen. Wenn’s mal stressig wurde, halfen sie mir im Ausschank und ein Stammgast hat auch mal als fest angestellter Koch bei mir gearbeitet. Ich habe von meinen Kunden immer Unterstützung erfahren und unser Serviceteam bestand ja auch immer nur aus Frauen. Ich fand das super, wir hatten immer viel Spaß zusammen und die Mädels haben sich untereinander immer gut verstanden.
Wie geht es für dich jetzt weiter und was möchtest du deinen ehemaligen Gästen zum Abschied sagen?
Ich möchte all meinen Gästen von Herzen Danke sagen. Das Muck war ein Ort für alle verschiedenen Menschen. Ich habe mich hier immer wohl gefühlt und die Zeit auf der Arbeit genossen. Dafür möchte ich mich wirklich bei jedem Einzelnen bedanken. Jetzt läuft der Pachtvertrag aus und ich will meine Zeit mit anderen Dingen genießen.
Mit dem MuCK wird es nun sicherlich zum Ende der Pandemie weiter aufwärts gehen, aber 19 Jahre sind eine lange Zeit und ich denke, ich habe mir meinen Ruhestand jetzt verdient. Ich höre also mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf. Das MuCK hat sich schon immer durch sein Publikum ausgezeichnet. Ich habe so viele Menschen getroffen und Geschichten gehört, vielleicht werde ich ja irgendwann noch ein Buch darüber schreiben …