© Cairo Jugendkulturhaus & Sophia Rösch
Das Jugendkulturhaus Cairo feiert in diesem Jahr sein 35-jähriges Bestehen. Im einstigen als Frauengefängnis errichteten Gebäude wurde 1987 das Cairo als klassisches Jugendzentrum unter dem Namen „Café Cairo“ eröffnet. Im Jahr 2004 wurde der Offene Bereich mit Café, Kicker etc. geschlossen und der Fokus der Arbeit im Haus noch stärker auf jugendkulturelle Bildungsangebote und Veranstaltungen gelegt. Wir sprachen mit den Leiterinnen Petra Irmscher und Madlen Will über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Jugendkulturhauses.
Für den Fall, dass es Leserinnen und Leser gibt, die das Cairo noch nicht kennen: Könnt ihr kurz zusammenfassen, was es mit der Institution des Jugendkulturhauses auf sich hat und was das Besondere an eurer Arbeit ist?
Das Cairo ist eine Einrichtung der Stadt Würzburg mit Unterstützung eines Fördervereins. Bei uns gibt es Veranstaltungen (z.B. Konzerte, Theater, Improtheater, Lesungen, Filmabende) und Bildungsangebote für Jugendliche und junge Erwachsene. Das Besondere ist, dass bei uns alle Angebote fast ausschließlich von Ehrenamtlichen organisiert und durchgeführt werden – mit unserer Unterstützung. Das heißt, die Entscheidung, welche Künstlerinnen und Künstler eingeladen werden oder welches Theaterstück inszeniert wird, treffen die Gruppen alleine.
Daneben gibt es zwei Werkstätten: Das Fotolabor und die Töpferei, die nach dem Besuch eines Kurses oder einer Einführung auch eigenständig während der Öffnungszeiten gegen eine geringe Gebühr genutzt werden können. In weiteren Räumen gibt es Angebote aus den Bereichen Tanz, Theater und diverse Kreativworkshops wie Urban Sketching, Kreatives Schreiben, Cyanotypie oder DJ-ing.
Seit Anfang des Jahres ist im Cairo – wie auch sonst vielerorts – wieder der Normalbetrieb eingekehrt. Wie habt ihr die Pandemie mit ihren Einschränkungen erlebt bzw. welche Alternativen wurden geschaffen?
Die Corona-Pandemie hat in den letzten zwei Jahren natürlich auch unsere Arbeit stark beeinflusst. Das Kernelement unserer Arbeit im Cairo ist die direkte Zusammenarbeit und der Austausch mit jungen Menschen vor Ort, die gemeinsamen Erlebnisse, die gemeinsam organisierten Veranstaltungen und Kurse. Vieles konnte leider nur eingeschränkt stattfinden, viele Veranstaltungen mussten auch immer wieder verschoben oder zum Teil sogar ganz abgesagt werden. In den Sommermonaten konnten wir aber glücklicherweise einige Kurse und Veranstaltungen im Innenhof stattfinden lassen.
Wenn die Auflagen wieder strenger wurden, haben wir manche Angebote online durchführen können wie die Artsy Tea Party oder die Würzburger Woche gegen Rassismus im letzten Jahr. In den letzten drei Jahren gab es bei uns im Haus außerdem verschiedene Sanierungsmaßnahmen: Im Rahmen eines neuen Brandschutzkonzeptes haben wir eine Fluchttreppe in den Hof bekommen und im letzten halben Jahr wurden endlich die Toiletten saniert. Im Herbst 2021 konnte wegen Corona das Haus ohnehin nicht wirklich genutzt werden, daher waren die Bauarbeiten eigentlich ganz gut getimed.
35 Jahre Cairo – 35 Jahre voller Kurse, Workshops, Vorträge, Film- und Theateraufführungen und natürlich jede Menge Konzerte (z.B. Sportfreunde Stiller, Kraftklub und Gaslight Anthem). An welche Momente erinnert ihr euch persönlich gerne zurück?
Petra: Eines meiner Highlights war mein allererstes Konzert im Cairo im Jahr 2014 von Turbostaat. Damals war ich noch Praktikantin. Auch großartig fand ich Fjørt 2016. Aber natürlich auch viele weitere Veranstaltungen.
Madlen: Ich erinnere mich immer gerne an die Konzerte von Final Fantasy (Owen Pallett) und The Whitest Boy Alive. Und daran, als 2011 ein paar junge Frauen zu uns kamen mit der Idee eines feministischen Festivals, das es jetzt mit dem FemFest immer noch gibt.
Neben dem Cairo-Geburtstag stehen auch diverse hausinterne Jubiläen an – was genau wird noch gefeiert?
Unsere Studierenden-Theatergruppe „Theater Dreieck“ wird 20 Jahre alt und führt Anfang Juli ein neues Stück auf. Das Würzburger Improtheater-Festival, gegründet im Cairo, begeht Ende Oktober ebenfalls seinen 20. Geburtstag und im Juni hat das bereits 10. FemFest Würzburg bei uns stattgefunden.
Ein 35. Geburtstag will gebührend zelebriert werden – was habt ihr für das Jubiläum an Veranstaltungen geplant?
Für unseren 35. Geburtstag planen wir am 22. Juli ein kleines Geburtstagsfest mit Live-Musik von lokalen Musikerinnen und Musikern, einem DJ-Set und zwei Workshops (Cyanotypie und Hip Hop-Tanzkurs), damit die Menschen direkt unsere Angebote ausprobieren können. Leckeres veganes Essen gibt es natürlich auch. Dazu wird es eine Ausstellung mit Porträts unserer Ehrenamtlichen geben, um zu zeigen wer so die Gesichter hinter den Kulissen sind. Im Juli gibt es aber auch noch viele weitere tolle Veranstaltungen, zu denen es sich lohnt, ins Cairo zu kommen.
Lasst uns zum Abschluss noch einen Blick in die Zukunft werfen: Gibt es Pläne, Visionen, Wünsche, die angegangen und erfüllt werden wollen?
Madlen: Ich wünsche mir, dass das Cairo auch in Zukunft ein Ort bleibt, an dem junge Menschen zusammenkommen, sich kreativ ausprobieren, etwas lernen und Kultur erleben können.
Petra: Ich hoffe, dass wir von einer Corona-Welle im Herbst und Winter verschont bleiben und wir weiterhin ohne große Einschränkungen unsere Angebote durchführen können und dass auch in Zukunft immer genug junge Leute Lust haben, sich zu engagieren und sich weiterhin so tolle Angebote auszudenken und anzuleiten.
35 Jahre Cairo | Freitag, 22. Juli, ab 18 Uhr
18:00-18:45 DJ Clairz
19:00-20:00 Ophilia
20:15-21:00 MC Ellebogen
21:15-22:00 DJ Clairz
Ausstellung: Portraits Cairo-Team 2022
Workshops: Cyanotypie, HipHop-Tanzkurs
Außerdem: Veganes BBQ