© Mario Schmitt
Pappenheimer
Bereits im zarten Alter von 14 Jahren entdeckte Jörg Ringleb seine Liebe zum DJing. Damals dröhnte Hip Hop aus seinen Boxen, später fand er über Breakbeats zur elektronischen Musik. Als „Pappenheimer“ wurde er in der Szene bekannt und ist heute einer der gefragtesten Techno-DJs in und um Deutschland. Sein Album „Stolen Memory“ belegte Platz 25 in den Charts. Wir sprachen mit ihm über die aktuelle Lage, seine zwei Identitäten, Filme und Wein.
Momentan ticken alle Uhren etwas langsamer. Wie nutzt Du die zusätzliche Zeit, die die Pandemie Dir „schenkt“ bzw. wie hast Du sie in den vergangenen Monaten genutzt?
Der Zeit mit Corona kann ich nichts Positives abgewinnen. Ich bin definitiv nicht ruhiger geworden. Ich muss immer etwas tun und produktiv sein, egal wie. Ich kann nicht schlafen, wenn ich an einem Tag keinen Erfolg für mich selbst verbuchen konnte. Ich mache deshalb das, was ich vorher auch immer gemacht habe: Ich stehe hinter meinem DJ-Pult – nur eben ohne regelmäßiges Einkommen. Vielleicht bin ich durch diese Zeit achtsamer und dankbarer geworden und stolz darauf, was ich mir in meinem Leben erarbeitet habe.
Deine eigenen Festivals „Verträumte Angelegenheiten“ und „Roadhouse“ wurden abgesagt, ebenso zahllose andere Gigs. Du nutzt öfters den Hashtag #coronakilledmyjob – wie hältst Du Dich über Wasser?
Ich kämpfe wie alle Künstler*innen und die gesamte Veranstaltungsbranche. Über Wasser halte ich mich mit kleinen, Corona-konformen Auftritten, die hier und da mit sehr guten Konzepten stattfinden dürfen. Ansonsten sieht es seit März sehr mager aus. Auf staatliche Hilfen durfte ich bisher nicht hoffen. Meine Nerven und das Ersparte werden gerade ganz schön strapaziert.
Seit Anfang des Jahres hast Du Dir mit Jøren Oz eine zweite Identität zugelegt, um Deine „ruhigere Seite“ auszuleben. Wie läufts mit ihm und mit wem fühlst Du Dich momentan mehr verbunden?
Im Moment ist es eigentlich egal, ob Jøren Oz oder Pappenheimer – pandemiebedingt läuft es bei beiden bescheiden, was Auftritte angeht. Dennoch ist Jøren auf einem guten Weg, sich in der Szene einen Namen zu machen. Die Entscheidung einer „zweiten Identität“ war definitiv die richtige und ich bereue nichts. Er ist und bleibt mein Herzensprojekt. Jørens Musik geht sehr tief, berührt mich und holt mich ab. Sie gibt mir sehr viel Kraft. Mit Pappenheimer habe ich aber eine noch engere Verbundenheit. Er ist mein Lebenswerk und wird es hoffentlich noch viele weitere Jahre bleiben.
Die sphärischen Beats von Jøren Oz und die Cover der „Verträumte Angelegenheit“-Sessions haben bei mir die Vermutung geweckt, dass Du eine innige Beziehung zum Weltall hegst – schlummert da etwa ein Astronaut in Dir?
Ja, ich drifte gerne davon und schaue in die Sterne. Träumen ist bei „Verträumte Angelegenheit“ nämlich auch mit offenen Augen möglich.
Du bist großer Fan des britischen Produzenten „Etherwood“ und seiner Platte „In Stillness“ – was genau fasziniert Dich an diesem Album?
Etherwoods Kompositionen im Bereich Drum and Bass sind einfach genial und einzigartig. Sie tragen mich davon und sind die Quelle vieler neuer Inspirationen. Das Album „In Stillness“ war für mich der Schlüssel, in ein neues Genre einzutauchen, das ich so intensiv noch nicht auf dem Schirm hatte. Zwei Jahre später bin ich immer noch total gefesselt und spiele regelmäßig Drum and Bass als Jøren Oz. Hören kann man das in meiner Mixserie „Bewegte Momente“ auf SoundCloud und YouTube.
Wann dürfen Deine Pappenheimer mit einem neuen Album rechnen? Oder ist erstmal dein Alter Ego Jøren Oz mit einem Release dran?
In der Tat hab ich einige fertige Tracks, die auf meiner Festplatte schlummern und darauf warten, vor Publikum gespielt zu werden. Kurzzeitig habe ich mit dem Gedanken gespielt, ein neues Album von Pappenheimer auf den Markt zu bringen. Ohne das Feedback eines vollen Dancefl oors in den Clubs oder der Crowd auf den Festivals würde mir allerdings das Feedback und die Verbindung zu meinen Fans sowie deren Wertschätzung fehlen, die mich als Künstler immer wieder aufs Neue antreiben. Daher nutze ich gerade die Zeit vermehrt für Jøren, da er es vermutlich leichter hat, herzerwärmende Gefühle in die Wohnzimmer zu zaubern als Pappenheimer.
Du hast eine lange Bindung zum Würzburger Airport – in welchen Clubs legst Du sonst gerne noch auf (wenn Du wieder darfst)?
Mein Zuhause habt ihr ja schon genannt. Der Lehmann in Stuttgart und der Mauerpfeiffer in Saarbrücken zählen unter vielen anderen ebenfalls zu meinen Favourites. Ich kann hier jetzt aber nicht alle Clubs aufzählen, in denen ich gerne spiele. Das würde defi nitiv den Rahmen sprengen! Ich mag es am liebsten dunkel, dreckig und laut – das sind zum Glück die meisten!
Auf Instagram hast Du mal gesagt, dass Dich die dauergrinsende „KeepSmiling-Fraktion“ nervt. Sprichst Du damit die immer perfekten Infl uencer unserer Zeit an?
Puh, da hatte ich wohl einen schlechten Tag?! Eigentlich bin ich ja ein Optimist und versuche immer das Positive im Menschen zu sehen. By The Way: Braucht ihr einen Thermomix? Nein, Spaß! Was ich damit sagen möchte: Man darf mich nicht immer für voll nehmen. Ich bin eben ein Pappenheimer durch und durch…
Du hast mit dem Weingut Göbel deinen eigenen „Pappenwein“ rausgebracht. Wie kam es dazu?
Die Idee kam mir vor zwei Jahren an meinem Geburtstag auf der Couch. Natürlich beim Weintrinken. Der Wein war so gut, dass ich auch andere an diesem Geschmackserlebnis teilhaben lassen wollte. Und somit war die Idee des Pappenweins geboren. Mit dem Weingut Göbel in Randersacker habe ich eine enge Verbindung und daher stand dem Projekt nichts mehr im Wege.
Winter is coming! Was sind Deine Serien- und/oder Filmtipps für die kalte Jahreszeit?
Whaaat? Winter is Coming?!? Nun ja, der geht auch vorbei. Bei Serien bin ich komplett raus. Locken kann man mich mit Filmen, die aus der Norm fallen. Am liebsten mag ich Filme, die schockierend, niederschmetternd und schonungslos offen sind. Ich empfehle da die Filmreihe „Kino Kontrovers“.
www.facebook.com/PappenheimerOfficial/
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Bis 30.11.2020 eine Mail mit Betreff „Pappenheimer“ sowie Name, Adresse, Telefonnummer an verlosung@frizz-wuerzburg.de schicken.
Teilnahmebedingungen: www.frizz-wuerzburg.de/verlosung/teilnahmebedingungen.