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Wilde Liga
Fußball ohne VIP-Lounges, Wettskandale, Schmiergeldaffären und Steuersünden? Den gibt´s. Hinter dem Ortsschild, auf dem Bolzplatz. Dort, wo man sich zum Zocken trifft, wo Fußball um des Fußballs Willen gespielt wird – einfach aus Spaß an der Freude, ohne Verband oder Verein im Rücken. Dass sich der Spielbetrieb dabei dennoch regeln und organisieren lässt, zeigen die bunten Freizeitligen, die in der BRD auf eine lange Tradition zurückblicken. In den Siebzigern sind viele entstanden. In Würzburg ist nun auch eine angekommen: Die Wilde Liga Würzburg.
Organisiert wird sie von Mathias Liebeton, der vor zehn Jahren die Wilde Liga Bayreuth gründete und an der über 60 Teams beteiligt sind. Zu Beginn des Jahres etablierte er Ableger in anderen Städten, nämlich in Bamberg, Erlangen, Nürnberg, Passau – und eben Würzburg. Die erste Spielzeit ist bereits angelaufen, 30 Teams haben sich registriert. Trinkfeste Topteams wie der FC Biercelona Höchberg, der FC Liquorpool, der Saufhampton Football Club oder Rotwein Biersport Leibnitz. Wortspielfreudige Bolzplatzhelden wie SK Lation, FC Porto und Versand oder Mahatma Gönndir. Und Proficlub-Nacheiferer mit Mut zum Herrenwitz wie Manchester Titty oder der FC Würzburger Fickers.
Schieds- und Linienrichter gibt´s bei den Begegnungen nicht. Gespielt wird zwei mal 30 Minuten, sechs gegen sechs, wobei jede Mannschaft aus maximal 15 Spielern bestehen darf. Pro Saison stehen neun Spiele an, ausgetragen auf einem der fünf auserkorenen Bolzplätze in Würzburg und Umgebung. Hinterlegt sind sie auf der Homepage der Wilden Liga, wo die jeweiligen Mannschaftskapitäne sich über Zeit und Ort der einzelnen Matches absprechen. Das laufende Semester sieht neun Spieltage vor, wobei sich ein Spieltag über eine ganze Woche ausdehnt. Damit sich die Teams untereinander stressfrei einigen können.
Wer Bock hat, der Wilden Liga Würzburg ab der nächsten Saison anzugehören, der registriert sich und seine Mannschaft bequem über die Homepage. Pro Team kostet das 50 Euro. Wer mag, kann sich über die Wilde Liga mit Trikots ausstatten lassen. Um etwas Ausgeglichenheit auf dem Bolzplatz herzustellen, sieht die Wilde Liga übrigens drei Stärkeklassen vor, der man sein Team bei der Anmeldung zuzuordnen hat. Ob die Regel, dass durch Frauen erzielte Tore doppelt zählen, nun ein Plus an Ausgeglichenheit darstellt oder sich stattdessen als deutliches Minus auf der Sexismus-Skala niederschlägt, wird derweil abseits der Spiele verhandelt. Auf dem Bolzplatz, so heißt es, ist es wurscht. Bei der Pokalfeier am Saisonende wahrscheinlich auch.