Weihnachten ist das Fest der Liebe. Der Spießigkeit. Des Kitschs. Des Kartoffelsalats. Und der Geschenke. Das kollidiert mit so manchem Weltbild. Zurzeit ist es wahnsinnig in Mode, Weihnachten zu hassen. Ziemlich wahrscheinlich also, dass sich in jedem Familien- und Freundeskreis mindestens ein Grinch finden lässt. Ihre Wut über das schlimmste aller Feste demonstrieren die Weihnachtshasser erfahrungsgemäß bereits im Oktober, indem sie übertrieben aggressiv auf zimthaltiges Gebäck in Supermärkten reagieren.
Auf die wochenlangen Dauernörgeleien über vollgestopfte Innenstädte, Besoffene auf Weihnachtsmärkten und George Michael folgt dann jedes Jahr aufs Neue die ultimative Kampfansage: Tschüss, Weihnachten, du verlogener Heuchler, du Stressbeschleuniger, du Ursprung allen Übels. Der Boykott gipfelt schließlich in einem „Dieses Jahr schenken wir uns aber wirklich nichts“, das der oder dem Liebsten entgegengeschleudert wird. Bisschen Konsumkritik muss halt sein, auch wenn die gerade in der Adventszeit ziemlich billig daherkommt.
Doch mit den Vorsätzen für die Weihnachtstage verhält es sich oft genauso wie mit denen für das neue Jahr: Man kann sie einfach nicht einhalten. In den meisten Fällen plagt selbst den gnadenlosesten Pragmatiker spätestens am 23. Dezember das schlechte Gewissen und die Angst, von der eigenen Familie zur Persona non grata erklärt zu werden. An Heiligabend kommt dann die endgültige Erkenntnis, dass nichts so blöd ist wie ein Fest ohne ein paar kleine Geschenke unterm Baum – und nichts so schön wie die Vorfreude darauf, das ganze Zeug in ein paar Wochen wieder umzutauschen.