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Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. So sagte bereits Matthias Claudius im 18. Jahrhundert. Wer heutzutage eine Reise tut, der bucht sich als Unterkunft gerne ein privat vermietetes Zimmer oder Appartement über Airbnb (Airbed and Breakfast, zu Deutsch: Luftmatratze und Frühstück).
Was sind die Vorteile?
Ohne Moos nix los
Die Vorteile für Vermieter liegen recht offen auf der Hand: Sie können sich ein Zubrot verdienen. Das bietet sich zum Beispiel an, wenn der/die MitbewohnerIn ein Auslandssemester macht oder man selbst in Urlaub fährt und die Wohnung ohnehin leer stünde. Oder man hat einfach ein Zimmer oder einen Anbau zu vermieten, aber keine Lust auf etwas Dauerhaftes. Auch hier kann sich Airbnb lohnen. Nicht nur finanziell, denn wenn man selbst vor Ort ist, hat man die Möglichkeit, neue und interessante Leute kennenzulernen.
Mi casa es su casa
Für Mieter ist sogar noch wesentlich mehr drin: Finanziell gesehen sind die Unterkünfte meistens relativ günstig. Vor allem im Vergleich zu Hotels können die Zimmer preislich nicht nur mithalten, sie sind oftmals wesentlich günstiger. Im Gegensatz zu Hostels oder Hotels zahlt man bei der Plattform nämlich nicht pro Person, sondern eine Pauschale pro Tag.
Nicht nur preislich, auch bei der Lage punktet Airbnb durch seine große Auswahl. Von der zentralen Lage in der Innenstadt, über die Bude auf der Partymeile bis hin zur ruhigen Wohnung im Randgebiet steht in den großen Städten alles zur Verfügung. Selbst in einer Stadt wie Würzburg zeigt sich dies schon bei einem kurzen Blick auf die Karte, die auf der Homepage des Anbieters angezeigt wird. Im ganzen Stadtgebiet poppen rote Kästchen mit Angeboten auf.
Zusätzlich ist der Vermieter oft auch ein echter Gastgeber. Sprich: Er hat Insider-Wissen zu Restaurants, Bars oder Nachtclubs. Dadurch bekommen die Gäste die Möglichkeit, den einen oder anderen Geheimtipp mitzunehmen, den der Reiseführer verschweigt. Auch bei der Einrichtung punkten Airbnb-Zimmer. Während preislich vergleichbare Hotelzimmer meist nur mit dem Nötigsten ausgestattet sind, reflektieren private Zimmer oft den Geschmack des Gastgebers - von der Studentenbude mit Stockbett bis zur ausgebauten Dachwohnung mit Designerbett.
Was sind die Nachteile?
Einer der größten Nachteile der Vermittlungsplattform liegt darin, dass sie eben genau das ist: Eine Plattform, auf der Privatpersonen miteinander in Kontakt gebracht werden. Darum ist von Seiten des Anbieters auch wenig Hilfe zu erwarten, wenn die Gäste die Wohnung in Trümmern hinterlassen oder man die Unterkunft nicht wie versprochen vorfindet. Zusätzlich ist in vielen Ländern und Städten das kommerzielle Vermieten von Wohnungen nicht immer klar geregelt oder ohne Genehmigung gar verboten. Dadurch können Nutzer von Airbnb und Co. nicht nur in eine Grauzone, sondern gar in die Illegalität geraten. Beispielsweise, wenn die Vermietung nicht von einer Privatperson betrieben wird und entsprechende Steuern nicht gezahlt werden. Neben diesen Nachteilen für Mieter und Vermieter gibt es aber auch noch eine Reihe anderer Probleme, die mit Airbnb und ähnlichen Anbietern in Verbindung gebracht werden.
Das ist unser Haus...
Allen voran ist hier das Argument der Wohnungsnot zu nennen. In vielen Städten ist besonders im Bereich der Innenstadt der Wohnraum knapp. Mit einer regelmäßig für kurze Zeit vermieteten Wohnung lässt sich nun aber mehr Geld verdienen als mit einem dauerhaften Mietverhältnis. Das führt dazu, dass viele Wohnungen, die eigentlich zu haben wären, nicht mehr auf dem Markt zu finden sind - sondern auf Airbnb. Das gilt besonders, wenn man die Einnahmen nicht versteuern muss. Denn für Privatpersonen zählen manche Auflagen nicht, die die Hotelbranche erfüllen muss.
Konsequenz: In vielen Städten, wie beispielsweise Wien oder London, ist das Geschäftsmodell so interessant, dass ganze Immobilien aufgekauft werden und nur noch als kurzzeitige Unterkunft zur Verfügung stehen. Dort teilt man sich das Zimmer dann meist mit Malm, Billy und Kallax. Und dem Staat entgeht viel Geld, das man für die Erschließung neuer Baugebiete oder den sozialen Wohnungsbau gut gebrauchen könnte.
Malle ist nur einmal im Jahr
Die Stadt Palma de Mallorca hat dieser Praxis als eine der ersten Metropolen einen Riegel vorgeschoben. Das Vermieten von Ferienwohnungen und Appartements über Airbnb ist dort im Bereich der Innenstadt nun komplett verboten. Begründet wird das Ganze damit, dass sich die Mieter dort von den Horden an Urlaubern (es gab schätzungsweise bis zu 20.000 Wohnungen) so gestört fühlen, dass sie sich in die Randgebiete zurückziehen. Schwerwiegender ist noch, dass aufgrund des zunehmenden Tourismus die Mietpreise in den letzten fünf Jahren in Palma um 50 Prozent gestiegen sind. Darum können sich viele Einheimische das Leben in den Städten einfach nicht mehr leisten.
Und nun?
Wie so oft im Leben fährt man auch hier gut mit dem Motto: Ruhe bewahren, Sicherheit ausstrahlen. Denn die Horrorszenarien von der zerstörten Wohnung oder dem unheimlichen Vermieter, vor dem man sich fürchten muss, sind Ausnahmen. Dafür sorgen die Anbieter, indem sich Vermieter mit Personalausweis, Namen und Kontakt verifizieren lassen müssen. Auch auf die Bewertungsoptionen wird besonders Wert gelegt. Aber welche Möglichkeiten haben Nutzer, diesen Problemen entgegenzuwirken? Es ist eigentlich Aufgabe der Behörden und Anbieter, Rahmenbedingungen zu schaffen, von denen alle Parteien profitieren. Wie etwa in Berlin. Dort trat am 1. Mai eine Änderung beim sog. Zweckentfremdungsverbot in Kraft. Privatpersonen wird dadurch das Vermieten von Ferienwohnungen erleichtert, bei der kommerziellen Vermietung wird die Gesetzeslage verschärft. Die Optionen sind beschränkt, aber sie sind vorhanden: Wenn man die Profile, Bewertungen und Kommentare von Anbietern genau betrachtet, kann man oft abschätzen, ob es sich nun um eine privat oder kommerziell vermietete Wohnung handelt. Im Zweifelsfall kann man den Gastgeber in spe auch direkt kontaktieren. Falls man doch eine Unterkunft erwischt, die Bedenken erweckt, bieten viele Portale die Möglichkeit, den betreffenden Anbieter zu melden. Und wenn man sich um die eigene Sicherheit sorgt, sollte man sich nicht scheuen, die lokalen Behörden einzuschalten. Welcher Weg sich nun durchsetzen wird – der von Palma oder der von Berlin– wird sich zeigen. Bis dahin: Schau mer mal, dann seh’ mer schon. Aber im Urlaub auf jeden Fall nicht: Augen zu und durch.