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Man sollte annehmen, der Frühling habe eine erfrischende Wirkung auf die Menschen. Doch stattdessen blickt man in ausgezehrte Gesichter. Alle sind müde. Hierzulande scheint Schlaf eine lästige Pflicht zu sein, die man irgendwie hinter sich bringen muss. So wie die Steuererklärung. Das liegt vor allem daran, dass wir uns aus irgendeinem Grund gegenseitig weismachen, schlafen sei was für Loser. Die, die mit geruhsamem Schlaf gesegnet sind, die Langschläfer also, gelten als faule Säcke, auf einer Stufe mit Sozialschmarotzern und Kriminellen. Ihren dauerwachen Mitmenschen dagegen bescheinigt man Produktivität und Intelligenz. Man wird den Eindruck nicht los, dass beruflicher Erfolg und ein dickes Konto irgendwie mit frühem Aufstehen zusammenhängen müssen.
Mal eben um 4:30 Uhr joggen, schnell den Kaffee runterwürgen, E-Mails checken, noch bevor die Arbeit überhaupt angefangen hat. Und anstatt abends in den wohlverdienten Schlaf zu gleiten, strahlt das grelle Bildschirmlicht so lange, bis sich Körper und Geist, restlos erschöpft, irgendwann von selbst verabschieden. Aber hey, dafür hat man sein Leben voll im Griff – und ist sieben Dexter-Folgen schlauer. Von wegen. Schlafen ist doch das Beste, was es gibt! Im Schlaf quatscht einem keiner rein, er ist kostenlos, angeblich ganz gut für die Gesundheit und fliegen kann man in ihm auch. Man stelle sich eine Welt vor, in der Menschen, die fabelhaft schlafen, Anerkennung gezollt wird, eine Welt, in der jeder fit und wach ist. Wo Übermüdung nicht gefeiert, sondern bemitleidet wird. Das wäre doch schön, oder? In diesem Sinne: Gute Nacht!