Ihre Platten erzählen viel Persönliches. Würden Sie sagen, dass sie stark autobiografisch sind?
Definitiv. Aber ich werde mich hüten, das von allen Songs zu behaupten.
Das ist interessant im Hinblick auf die positive Stimmung Ihrer neuen LP „Dauernd Jetzt“. Haben Sie nach Ihren harten persönlichen Schicksalsschlägen neuen Mut fassen können?
Ja. Als meine Frau und mein Bruders vor 16 Jahren starben, beschrieb das eine Zäsur in meinem Leben. Mittlerweile hab ich aber einen Teil meiner Unbeschwertheit zurückerlangt.
„Dauernd Jetzt“ durchweht ein Hauch Seefahrerromantik, auch früher verfolgten Sie konzeptionelle Ansätze. Wie fertig sind Ihre Songs, wenn Sie für ein Album ins Studio gehen?
Gar nicht, da bin ich recht chaotisch. Ich glaube aber, dass aus dem Chaos interessante Sachen entstehen. Für´s aktuelle Album hatte ich eine Handvoll Songs am Klavier arrangiert, von denen ich überzeugt war. Mit denen bin ich dann ins Studio. Das ist, als würde man anfangen, ein Bild zu malen. Das angefangene Bild trage ich ins Studio, um es innerhalb einer selbstgesetzten Frist zu vollenden – auch, wenn ich noch gar nicht weiß, wie.
Ein schöner Vergleich hinsichtlich Ihrer oft sehr bildhaften Songs. Schreiben Sie Ihre Texte aus unmittelbarer Intuition heraus? Oder konstruieren Sie diese Bilder?
Es ist eine Mischung aus beidem. Vieles entsteht tatsächlich intuitiv, ab und zu verblüfft es mich selbst, was dabei herauskommt. Manchmal ist ein Song aber zu vage. Dann muss ich ihn nachträglich präzisieren. Wenn aber zu wenig Intuition drinsteckt, berührt er zu wenig. „Neuer Tag“ z.B. habe ich nachts aus einem Gefühl heraus geschrieben, fand ihn aber zunächst furchtbar. Dann habe ich ihn meiner Freundin und einer anderen guten Freundin gezeigt, und die fanden ihn hinreißend.
Wie wichtig ist es für Sie, in einem gewohnten Umfeld zu arbeiten?
Es ist mir insofern wichtig, als dass es mich bereichert. Mit Freunden kann man Erlebnisse mehr genießen, mit und an ihnen wachsen und auch besser abschalten. Vielleicht habe ich das von meinem Vater. Der sagte mal: „Das Einzige, was Dir in Deinem Leben bleibt, sind Deine Freunde.“ Das stimmt. Freunde sind mehr wert als alles andere. Wenn dann, wie bei meiner Band, dazukommt, dass das nicht nur tolle Menschen, sondern auch tolle Musiker sind, ist es natürlich umso besser.
Sie wurden ja mit zahlreichen Preisen gewürdigt. Gibt es einen, auf den Sie besonders stolz sind?
Ach, Preise sind nicht unbedingt das, worauf man stolz sein kann. Wenn es einen gibt, dann den Grimme-Preis, den ich 1988 für die Filmmusik zu „Sommer In Lesmona“ bekommen habe.
Filmmusik scheint ohnehin wieder ein Thema für Sie zu sein: Sie schrieben die Soundtracks zu Anton Corbijns Filmen „The American“ und „A Most Wanted Man“. Wie kam die Zusammenarbeit mit Corbijn zustande?
Ich kenne Anton schon lange, schon in den Achtzigern gefielen mir seine Musikvideos. Ende der Achtziger habe ich ihn kennengelernt – und wir verstanden uns gut. Seitdem sind wir Freunde. Er ist auch der Patenonkel meines Sohns.
Mit „Grönland“ führen Sie ein eigenes Musiklabel. Sind Sie aktiv an der Künstlerauswahl beteiligt?
Nur am Rande, das überlasse ich Großteils meinen Kollegen. Ich bin eher dafür da, dem Label ein Profil zu geben.
Wie sieht es mit anderen Strömungen aus? Was macht Sie heute als ein Musiker, der politisch immer wieder Stellung bezieht, besonders wütend?
Heute vor allem die Flüchtlingssituation. Das ist erschütternd. Darüber weiß man viel zu wenig. Wer sich aber damit beschäftigt, kann das nur empörend finden.
Kommen wir zum Schluss zu etwas Erfreulicherem – zu ihrer Tour. Was ist geplant, wird sie ähnlich opulent wie die zu „Schiffsverkehr“?
Ja, das ist der Maßstab. Die Bühne ist super gestaltet, der Designer hat schon 1990 mit mir gearbeitet. Aktuell basteln wir noch an Animationen und Projektionen – und natürlich an der ultimativen Songauswahl!