© Wolfgang Feichtinger
Das Leben des 2021 verstorbenen Malers Wolfgang Feichtinger war geprägt von seiner Liebe zur Natur. Wenig verwunderlich ist es also, dass der geborene Bad Kissinger an der Würzburger Universität Biologie studierte und später in diesem Fach promovierte. Sein künstlerisches Schaffen hingegen scheint in Anbetracht seines biografischen Hintergrundes sehr wohl verwunderlich – der Wissenschaftler war fasziniert vom geometrischen Umgang mit Farbe.
Wolfgang Feichtinger kam im Jahr 1996 mit dem Konkreten Konstruktivismus in Berührung. Diese streng gegenstandslose Stilrichtung der Moderne entwickelte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts parallel zum Dadaismus als radikale Absage an die bisherige Kunstpraxis.
Im Konstruktivismus wird die geometrisch abstrakte Kunst in der Malerei und Bildhauerei mit einer reduzierten Formensprache und Farbigkeit konsequent in harmonischer Ordnung im Raum oder auf der Fläche arrangiert und in technischer und mathematischer Perfektion und Präzision umgesetzt. So geht einem konstruierten Kunstwerk oft eine wochenlange Planung mit diversen mathematischen Berechnungen voraus.
Auch Wolfgang Feichtinger war begeistert von diesem geometrischen Umgang mit Farbe, Form und exakter Linienführung. Er machte es sich zur Aufgabe, biologische Wissenschaft förmlich (im doppelten Sinn) umzusetzen. In seiner Kunst strebte er nach absoluter Klarheit, weder suchte, noch experimentierte er.
Betrachtet man seine Bilder, so erscheinen sie auf den ersten Blick als reine, farbintensive Flächen, doch im Grunde ist genau das die künstlerische Ausdrucksform langjähriger Erfahrung und Anwendung von Naturgesetzen. Sachlich, konkret und zielsicher behielt er stets die Kontrolle über Farbe, Fläche und Raum.
Als Konkreten Konstruktivismus bezeichnete der Bad Kissinger Maler seine Kunst. „Die unbelebte Natur ist schwarz dunkel, braun. Nur die belebte Natur ist farbig“, sagte der Künstler einmal. Mit größter Freude und Farbintensität setzte der Wissenschaftler mathematische Naturgesetzte bildlich um. Das künstlerische Schaffen von Wolfgang Feichtinger blieb zeit seines Lebens spannend, denn sein Werk ist zu verstehen als die Umsetzung der Lebensbasis in Flächen.
Die Vernissage findet am Sonntag, den 10. Juli, von 14 bis 18 Uhr statt. Um eine verbindliche, kostenlose Anmeldung über die Webseite wird gebeten.