© Frankfurter Kunstverein, Foto Norbert Miguletz
Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau neun junge Menschen bei einem rassistischen Terroranschlag ermordet. Die Ausstellung „Erinnern heißt verändern. Hanau 19. Februar 2020“ beleuchtet den Tathergang, deckt Versäumnisse auf, zeigt aktuelle Erkenntnisse und stellt Zusammenhänge dar. Entstanden ist sie aus einer Kooperation der Initiative „19. Februar Hanau“, der Forschungsgruppe „Forensic Architecture“ in London, deren Berliner Schwesterorganisation „Forensis“ sowie dem Frankfurter Kunstverein und dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin.
Mittels neuester Technologien der Raum- und Architekturanalyse sowie innovativer bildwissenschaftlicher und journalistischer Methoden wurden die Tatorte und Geschehnisse in Hanau von Forensic Architecture/Forensis eingehend untersucht und akribisch aufgearbeitet. In der Ausstellung ist dies in Form von Videos, Podcasts, Wandgrafiken, 3D-Animationen und architektonischen Rekonstruktionen zu erfahren. Dabei spielen auch die Aussagen der Angehörigen und der Überlebenden eine zentrale Rolle. So entsteht Raum für eine wissenschaftlich fundierte Gegenerzählung zu den von staatlicher Seite vertretenen Darstellungen der Vorfälle.
Die Ergebnisse der Forschungen von Forensic Architecture und Forensis werden nicht nur in Ausstellungen präsentiert, sondern waren und sind auch Gegenstand der Auseinandersetzungen vor Gerichten und im Rahmen von Untersuchungsausschüssen. So konnte zum Beispiel nachgewiesen werden, dass das Elternhaus des Attentäters, in dem er sich versteckte, eine Stunde lang nicht von der Polizei überwacht wurde. Demnach bestand Fluchtgefahr, was zu weiteren Morden hätte führen können. Beweise dafür liefern die Aufzeichnungen aus dem Polizeihubschrauber, der in jener Nacht über dem Hanauer Stadtteil Kesselstadt kreiste.
Das Begleitprogramm zur Ausstellung wird in enger Zusammenarbeit mit den Angehörigen der Ermordeten und ihrer Unterstützenden sowie weiterer Gruppen und Initiativen kuratiert. So soll das Museum im Kulturspeicher als offener Denk- und Lernort fungieren, der sich aktiv gegen rassistische, menschenfeindliche sowie rechtsextreme Kräfte in Deutschland richtet und Solidarität mit allen davon Betroffenen zeigt. Ein gemeinsamer Diskurs muss gefördert werden, denn Rassismus, Hass und Gewaltbereitschaft beschränken sich keineswegs auf Brennpunkte, sondern sind überall zu finden.
#SAYTHEIRNAMES
IM GEDENKEN AN: GÖKHAN GÜLTEKIN • SEDAT GÜRBÜZ • SAID NESAR HASHEMI • MERCEDES KIERPACZ • HAMZA KURTOVIĆ • VILI-VIOREL PĂUN • FATIH SARAÇOĞLU • FERHAT UNVAR • KALOYAN VELKOVU