© Stefanie Crum
2020 fand das mainfränkische Literaturfestival „MainLit“ erstmals statt und hat sich seitdem als kulturelles Highlight in und um Würzburg etabliert. Wir sprachen mit Geschäftsführer Wolfgang Heyder (links im Bild neben Geschäftsführer Jochen Bähr) über die Non-Profit Veranstaltungsreihe.
Das MainLit feierte seine Premiere im Februar 2020, kurz vor Ausbruch der Pandemie – auch im Folgejahr war die Lage noch sehr angespannt. Wie hat sich das Festival in diesem Jahr auf die besondere Situation vorbereitet?
Erst einmal war es wichtig, eine grundsätzliche Entscheidung zu treffen, nämlich ob wir es wagen, zum zweiten Mal während der Pandemie das MainLit zu organisieren. Denn auch wenn das Ganze ein ehrenamtlich, mit viel Herzblut organisiertes Festival ist, ist selbstverständlich trotzdem eine Kostendeckung notwendig. Die zuletzt verabschiedete 75 Prozent Regelung hat uns bei der Entscheidung geholfen.
Sollte dies so bleiben, können wir die Veranstaltungsorte fast komplett belegen. Jetzt hoffen wir, dass die Menschen den Mut finden, wieder Veranstaltungen zu besuchen. Unser Hygienekonzept ist so angelegt, dass Abstand und Kontakte angemessen organisiert sind. Die 2G+ Regelung sorgt dafür, dass Kulturveranstaltungen sicher sind. Das zeigen alle Erfahrungen!
Für die Lesungen wurden erneut besondere Orte ausgewählt. Welche Locations sind dieses Mal Schauplatz des MainLit?
Ursprünglich war es geplant, viele schöne Orte in der Stadt und im Landkreis zu bespielen, denn Würzburg und auch seine Umgebung hat da einiges an schönen Schauplätzen zu bieten. Wir haben uns aber aufgrund der Pandemie jetzt darauf konzentriert, dort zu spielen, wo die Hygienekonzepte am effektivsten umzusetzen sind.
Für die Indoor-Veranstaltungen hat sich das Gut Wöllried durchgesetzt und auch in der Kulturscheune in Höchberg finden einige Lesungen statt. Einige wenige Veranstaltungen finden außerdem im historischen Hofkeller unter der Residenz sowie in der eindrucksvollen Johanniskirche statt. Wir sind guter Dinge, dass wir nach der Pandemie die Literatur noch weiter gestreut präsentieren können.
Zahlreiche bekannte Autorinnen und Autoren haben sich angekündigt. Auf welche Programmpunkte dürfen sich die Besucherinnen und Besucher beim ersten Teil des Festivals unter anderem freuen?
Das MainLit ist sehr schnell zu einer festen Größe im Reigen der Literaturfestivals in Deutschland geworden. Inzwischen melden sich Autoren und Autorinnen sowie Verlage proaktiv bei uns. Ziel war es von Anfang an und ist es immer noch, durch eine weite literarische Bandbreite an jedem Abend ein anderes Publikum anzusprechen, was uns, wie ich finde, ganz gut gelingt.
Auch heuer konnten wir wieder großartige Autoren und Schriftstellerinnen für das MainLit gewinnen. Wiederholungstäter, aber mit ihren neuen Werken, sind Anne Gesthuysen zur Eröffnung und später auch Axel Hacke. Außerdem haben wir literarische Schwergewichte wie Rüdiger Safranski, Nava Ebrahimi, Max Goldt als schillernde Persönlichkeit oder den Kommissar Roland Jankowsky aus den Wilsberg-Krimis mit dabei.
Eine Attraktion für viele wird der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke sein. Und ich freue mich besonders auf den ehemaligen Spiegel Chefredakteur Stefan Aust und einen der erfolgreichsten Filmregisseure – Sönke Wortmann.
Der zweite Teil des MainLit wird im Sommer unter freiem Himmel stattfinden. Stehen hierfür schon erste Künstler fest bzw. wann werden diese bekanntgegeben und der Vorverkauf gestartet?
Der Literatursommer auf Gut Wöllried wurde im letzten Jahr so gut angenommen, dass eine Wiederholung unabdingbar war. Das Programm steht auch schon fest, wird aber erst am 30. März im Anschluss an das Winterprogramm veröffentlicht.
Als Non-Profit Veranstaltung liegt der Fokus des MainLit nicht auf den Einnahmen, sondern vor allem darauf, Literatur zu fördern. Wie genau gehen Sie diesem Grundgedanken nach?
Es ist in der Tat eine Non-Profit Veranstaltung, wobei wir dennoch auch auf Einnahmen angewiesen sind, da wir über ein Gesamtbudget im sechsstelligen Bereich sprechen.Einen besonders hohen Stellenwert hat für uns das Thema Kinderlesungen und Schreibwerkstätten. In der heutigen digitalisierten Welt ist die Leseförderung von Kindern die Essenz des MainLit Festivals. Ein Highlight bilden hierbei die rund 20 eintrittsfreien Lesungen für Kinder und Jugendliche, die jedes Jahr im Rahmen des Festivals in Schulen von Stadt und Landkreis stattfinden.
In Zusammenarbeit mit dem Arena Verlag und dem Literaturhaus Würzburg bieten wir außerdem ein kostenloses Leseförderungsangebot für die 2. Klassen der Würzburger Grundschulen an. Gemeinsam mit dem Autor Christian Seltmann können die Kinder ihre eigene Detektivgeschichte entwerfen. Pro Schule entsteht eine Geschichte und die rund zwanzig Werke werden im Anschluss als Sammelband gedruckt und an die teilnehmenden Kinder übergeben.
Auch regionale Autorinnen und Autoren sowie literarische Gruppierungen haben einen festen Platz beim MainLit – nach welchen Kriterien wählen Sie diese aus und kann sich hierfür jeder bewerben?
Es war uns von Anfang an sehr wichtig, die ansässigen Literaturschaffenden mit ins Boot zu holen, auch wenn Corona den begonnenen Dialog gestoppt hat. Im Sommer wird ein Tag der Würzburger Literatur stattfinden, worauf wir uns schon jetzt sehr freuen. Bewerben kann sich übrigens in der Tat jede oder jeder bei uns per Mail an info@main-lit.de.
Man kennt Sie aus dem Basketball, wo sie als Trainer und Funktionär tätig waren bzw. sind. Gemeinsam mit Jochen Bähr bilden Sie nun auch die Geschäftsführung des MainLit – wie kam es dazu?
Jochen und ich haben ja über einige Jahre in Sachen Basketball sehr erfolgreich und freundschaftlich zusammengearbeitet. Nach unser beider Ausstieg haben wir überlegt, was wir zusammen machen können. Da kam die Idee, das MainLit zu entwickeln. Nachdem in Bamberg das Literaturfestival hervorragend funktioniert hat, wollten wir es auch in Würzburg wagen - und wie man sieht, funktioniert es auch hier trotz der Corona Situation.
Verraten Sie unseren Leserinnen und Lesern zum Abschluss noch, welche drei Bücher Sie mit auf die berühmte einsame Insel nehmen würden?
Ich bin ein großer Krimi Fan. Ein aktueller Krimi muss dabei sein, vielleicht „Ostfriesensturm“ von Klaus Peter Wolf. Außerdem „Projekt Lightspeed“ vom BioNtech Gründer Ügur Sahin und Martin Suter „Einer von Euch“ – die Biographie von Basti Schweinsteiger, den ich sehr schätze.
MainLit Lesungen im März:
Anne Gesthuysen: Wir sind schließlich wer - 8.3., 19.30 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Nava Ebrahimi: Das Paradies meines Nachbarn - 9.3., 19.30 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Mark Benecke: Thierbuch - 9.3., 19.30 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Roland Jankowsky: Wenn Overbeck kommt... - 10.3., 19.30 Uhr, Kulturscheune, Höchberg
Philipp Moog: Anderwelt - 12.3., 19.30 Uhr, Kulturscheune, Höchberg
Thomas Kraft: Zeit der Narben - 13.3., 11 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Forever young: Bob Dylan zum 80. Geburtstag - 13.3., 16 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Sönke Wortmann: Es gilt das gesprochene Wort - 15.3., 19.30 Uhr, Staatlicher Hofkeller, Würzburg
Constanze Lindner: Miss Verständnis. Wie Frau den Durchblick behält, ... - 16.3., 19.30 Uhr, Staatlicher Hofkeller, Würzburg
Stefan Aust: Zeitreise - 17.3., 19.30 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Ina Brandt: Eulenzauber - 19.3., 15 Uhr, Kulturscheune, Höchberg
Alois Prinz: Das Leben der Simone de Beauvoir - 19.3., 19.30 Uhr, Kulturscheune, Höchberg
Poetry Slam - 20.3., 19.30 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Rüdiger Safranski: Einzeln sein - 21.3., 19.30 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Max Goldt: Max Goldt liest - 22.3., 19.30 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Christof Leim: Rock Stories - 22.3., 19.30 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Klaus-Peter Wolf: Ostfriesenhölle - 23.3., 19.30 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Kapitän Holz & Heike Mallad: Steig ein! Ein Volksmusik-Märchen in 12 Songs und 12 Kapiteln - 24.3., 19.30 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Axel Hacke: liest und erzählt - 27.3., 19.30 Uhr, Gut Wöllried, Rottendorf
Dunja Hayali: Haymatland - 30.3., 19.30 Uhr, St. Johanniskirche, Würzburg
Tickets sind online sowie in der Tourist Information im Würzburger Falkenhaus erhältlich.