Markus Grimm: Ruland Rulez
Neubaukirche Neubaustraße, 97070 Würzburg
Die Welt der Bücher ist sein Zuhause: Der Theologe Anton Ruland (1809–74) leitet in wechselvollen Zeiten die Würzburger Universitätsbibliothek. Aber er ist alles andere als ein stiller Bücherwurm. Ruland ist ein Kraftpaket aus Eigensinn, Willenskraft und persönlichen Überzeugungen, ein begnadeter Prediger, feuriger Rhetoriker, Vielschreiber mit spitzer Feder und zugleich ein bibliophiler Fachmann, anerkannter Historiker und ein konservativer fränkischer Patriot. Was ihm wichtig ist, bringt er eisern voran, und er schafft sich außerdem pausenlos Feinde, mal billigend und mal mit voller Absicht. Auch als bayerischer Landtagsabgeordneter stellt er sich nötigenfalls allein gegen alle, denn verlorene Posten, die den Kampf nicht mehr lohnen würden, kennt er nicht. An ihm scheiden sich die Geister.
So entzündet sich etwa in der Universität ein Konflikt an seiner "rigiden Ausleihpraxis", in dessen Folge er von seinem Bibliothekarsamt entbunden wird - jedoch nur, um Jahre später mit viel weitreichenderen Befugnissen auf seinen Posten wieder zurückgerufen zu werden. Er ist unverzichtbar. So gelingt ihm Erstaunliches: Er wird der erste hauptberufliche Universitätsbibliothekar in Deutschland, schafft endlich Ordnung, fahndet nach verschwundenen Bibliotheksbeständen und holt sie zurück, er fertigt voluminöse Inventarlisten an, obendrein einen Handschriftenkatalog und verwandelt die Universitätsbibliothek aus einem Selbstbedienungsladen für Professoren in eine ernstzunehmende Institution von höchst eigenem Rang.
Wer war dieser Ruland? Was hat ihn angetrieben? Der preisgekrönte Würzburger Darsteller, Autor und Theologe Markus Grimm beleuchtet in seiner Solo-Performance diesen außergewöhnlichen, kampferprobten Menschen und seinen vehementen Einsatz für seine Bücher, seine Bibliothek und seine ganze Welt.