Vernissage: Heide Euting - Auf dem Weg
Kolping-Center Kolpingplatz 1, 97070 Würzburg
Den eigenen Weg zu gehen, das heißt, auch mal Nein zu sagen. Das bedeutet, Widerstände und Widersprüche aushalten zu müssen. „Vor allem heißt es für mich, durch- und standzuhalten“, sagt die Margetshöchheimerin Heide Euting. Eben davon erzählen, wenn auch auf den ersten Blick unsichtbar, die Aquarelle der Künstlerin, die noch bis Februar 2021 unter der Überschrift „Auf dem Weg“ in der Galerie im Treppenhaus des Kolping-Center Mainfranken zu sehen sind. Ihre Vernissage findet am 29. Oktober 2020, um 19:00 Uhr, statt.
Als „Spätberufene“ mauserte sich Heide Euting erst in den letzten beiden Jahrzehnten zur Künstlerin. Mit Farben umzugehen, erzählt die 79jährige, war ihr allerdings von Kindheit an vertraut: „Mein Vater hat ebenfalls gemalt.“ In der Schule gehörte Kunstunterricht zu ihren liebsten Fächern. Mit der Aquarelltechnik kam die aus Essen stammende Malerin während ihrer Ausbildung zur Heilpädagogin näher in Berührung. Diese Technik faszinierte sie so sehr, dass sie sich Aquarellfarben kaufte. Doch ihr Weg sah erst einmal anders aus: Heide Euting kümmerte sich jahrzehntelang um schwer erziehbare Kinder. Die Aquarellfarben schlummerten derweil in der Schublade.
Erst in der Rente ab 2002 bekam Eutings Neigung zur Kunst die Oberhand, setzte sich in ihr das Bedürfnis, Kunst zu schaffen, gegen ihre ebenfalls ausgeprägt soziale Ader durch. Ganz neu machte sich die Ruheständlerin auf den Weg, ein Feld zu erobern, das sie lebenslang begeistert hat. Bei der vor zehn Jahren verstorbenen Kunstmalerin Rosemarie Rüttinger aus Hettstadt tauchte Euting tief in verschiedene Techniken und Themen ein. Jahrelang besuchte sie die Sommerakademie Aschau, um ihre Technik zu verfeinern. Von dieser Phase ihres vielfach verschlungenen Wegs erzählen jene im Kolping-Center Mainfranken ausgestellten Werke, die vom Chiemgau inspiriert sind.
Beim Kunstschaffen geht es Heide Euting in erster Linie darum, die ganz spezielle Atmosphäre eines besonderen Momentes einzufangen. Dies mit Aquarelltechnik zu tun, ist alles andere als einfach, sagt die Malerin, deren Vorbild der aus den Niederlanden stammende Aquarellist Lambert van Bommel ist. Während sich Acrylfarben leicht übermalen lassen, verweigern sich Aquarellfarben der Korrektur. Mit jedem Bild, so Euting, muss gerungen werden. Manchmal dauert es monatelang, bis ein Motiv glückt. So geht es ihr gerade mit einem Aquarell, das sie während einer Wanderung gen Zermatt inmitten von Felsen zeigt: „Mit diesem Bild kämpfe ich schon lange.“
Mehrere ausgestellte Aquarelle erzählen von Eutings Passion für Reisen in exotische Länder. Vor allem in den 1980er und 1990er Jahren war sie viel unterwegs. Unvergesslich ist der Künstlerin eine Vietnamreise: „Wir sind damals durch die Mangrovenwälder gepaddelt.“ Euting reizte es, die Natur Vietnams und insbesondere den Regenwald kennen zu lernen. Gerade als Reisende, sagt sie, sei sie lebenslang auf dem Weg gewesen, um die Welt nach und nach zu entdecken.
Das Krisenjahr 2020 macht Reisen unmöglich. Doch Heide Euting ist in ihrem Leben so viel gereist und gewandert, dass sie einen unerschöpflichen Vorrat an Erinnerungen hat. Ihre Aquarelle entstehen derzeit vor allem auf Vorlage von Fotografien: „Denn auf dem Weg war ich immer gern mit der Kamera.“ Eines der Aquarelle, das einen Esel mit einem Reiter zeigt, erinnert an einen Aufenthalt in Marokko. Es sticht insofern aus den anderen Werken hervor, als dass ein Mensch zu sehen ist. Lange hatte sich Heide Euting auf die künstlerische Darstellung von Landschaften und Architektur beschränkt. Doch in jüngster Zeit entwickelt sie sich figürlich weiter: „Mich reizt zunehmend der Mensch.“
Künstlerisch den eigenen Weg zu gehen, so Heide Eutings Quintessenz aus knapp zwei Jahrzehnten Kunstschaffen, ist nicht leicht. Aber es ist unglaublich spannend. Eben diese Spannung motiviert sie, immer weiter zu machen, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Und Scheitern als Chance zu begreifen.
Heide Eutings Ausstellung „Auf dem Weg“ ist bis Ende Februar 2021 montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr und samstags von 8.30 bis 15 Uhr bei freiem Eintritt in der Galerie im Treppenhaus des Kolping-Center Mainfranken, Kolpingplatz 1, Würzburg, zu sehen.
Im Kolping-Center Mainfranken gelten die üblichen Hygiene- und Sicherheitsstandards mit Masken- und Abstandspflicht.
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