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© Yanice Harich
maama's
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© Jan Wiesner
Startup-Preis
Am 14. Oktober hat die Initiative „Gründen@Würzburg“ zum sechsten Mal den Würzburger Startup-Preis verliehen. Sieger in der Kategorie „Global Hero“ ist das junge Unternehmen „WeSort.AI“, das ein KI-System zur Müllanalyse und -sortierung entwickelt hat. In der Kategorie „Local Hero“ gewann der lokale Lieferservice „maama‘s“.
Ein nachhaltiger Lieferservice und die Müll- sortierung der nächsten Generation sind die Gewinner des diesjährigen Würzburger Startup-Preises. Beide neu gegründeten Unternehmen konnten mit ihrem Pitch Jury sowie Zuschauerinnen und Zuschauer am 14. Oktober in der Behr-Halle des Rathauses überzeugen und ein Preisgeld von jeweils 3000 Euro gewinnen. Die Initiative „Gründen@Würzburg“ setzt sich seit 2014 für die lokale Gründerszene ein, unter- stützt Jungunternehmer aktiv auf dem Weg in die Selbstständigkeit und vermittelt den jeweils besten Ansprechpartner für ein Gründungsvorhaben.
Insgesamt sechs Startups stellten sich in fünf-minütigen Pitches dem Votum einer fünfköpfigen Jury und der Zuschauer. Anschließend folgte die Bestimmung der Preisträger durch Online-Abstimmung, bei der Jury und Publikum jeweils 50 Prozent Stimmanteil hatten. Neben den Zuschauern in der Behr-Halle nahmen weitere 900 Personen an der Abstimmung teil, die die Preisverleihung online verfolgten – das Event wurde dieses Jahr im Hybrid-Format durchgeführt und war parallel als Livestream zu sehen. Johannes Keppner von Radio Gong führte als Moderator durch den Abend. Träger der Veranstaltung war wieder die Würzburg AG.
Müllsortierung der Zukunft
Den „Global Hero“ vergibt die Initiative für „Geschäftsmodelle, mit dem Potenzial, überregional erfolgreich durchzustarten“, wie es heißt. In dieser Kategorie bewarben sich drei Start- ups, von denen „WeSort.AI“ schließlich das Rennen machte. Das siebenköpfige Team dahinter hat sich nichts weniger auf die Fahne geschrieben, als eine Revolution des Recyclings. Ihr Produkt stellt eine Müllanalyse und Sortiermaschine dar, mit der Abfälle noch besser und kostengünstiger recycelt werden können.
Die Masterstudenten und Absolventen der FHWS, der Julius-Maximilians-Universität Würzburg sowie der Technischen Universität München möchten als „Stimme für die Umwelt“ auftreten. Im Rahmen des FHWS-Projek- tes EntrepreneurSHIP steht ihnen eine Prototypenhalle in Schweinfurt zur Verfügung.
Basierend auf künstlicher Intelligenz werden Objekteigenschaften der Müllstücke – z.B. mit den Attributen PET, Flasche, transparent – auf dem Förderband einer Sortierungsanlage von einem Kamerasystem erfasst und erkannt. Anschließend, so Geschäftsführer Martin Körner weiter, „steuert in einer mit Luftdruckdüsen bestückten Trennkammer ein Machine-Learning-Algorithmus die Düsen, um das Müllstück in den korrekten Stoffkanal abzublasen.
Die Kontrollkameras in den Stoffkanälen senden zur selbstlernenden Optimierung des Algorithmus ein Feedbacksignal, ob das Müllstück im richtigen Kanal gelandet ist.“ Durch die Objekterkennung können deutlich mehr Stoffe sortiert werden. Dadurch bräuchte es auch keine händischen Nachsortierer mehr. Das Besondere an ihrem System sei die Tatsache, dass es selbstständig weiterlerne.
„WeSort.AI“ wurde erst im August dieses Jahres gegründet und wird aktuell von bayern innovativ finanziert. Auch eine Kooperation mit der Fraunhofer-Gesellschaft, die sie bei der Weiterentwicklung ihres Analysemoduls unterstützt, konnten die Gründer an Land ziehen. Ihr langfristiges Ziel: „Wir wollen Würzburg noch innovativer und nachhaltiger machen.“ Körner gab außerdem einen Überblick über die weiteren Schritte sowie die Finanzierung und Förderung: Die Anlage amortisiere sich in zwei bis drei Jahren. Darüber hinaus befinde man sich in Gesprächen, um das System patentieren zu lassen.
Nachhaltigkeit gewinnt
In der Kategorie „Local Hero“ – von Würzburgs Wirtschaftsjunioren ausgelobt – gewann das Startup „maama‘s“. Die Idee dahinter ist simpel: Die Würzburger Studenten Marius Lüke und Maximilian Hellfaier wollen frische, lokale Lebensmittel und andere Waren an jeden liefern – vom Kugelschreiber bis zum Brötchen. Das Startup ermöglicht so auch kleinen Unternehmen aus der Region ohne eigene Infrastruktur, schnelle Lieferungen anzubieten.
Jede Lieferung innerhalb der Stadt, so Hellfaier, könne mit E-Scootern, -Bikes und -Rollern in unter 30 Minuten garantiert werden. Ein ansehnliches Netzwerk haben sich Lüke und Hellfaier schon aufbauen können, wöchentlich wachse man derzeit um drei Partner, z.B. Bäcker, Metzger oder Brauereien. 1000 Nutzer hätten sich bereits registriert.
Auch „maama’s“ gründete sich erst im August 2021: Im September kamen erste Restaurants dazu, seit Oktober kümmere man sich sogar um ein eigenes Ökosystem. Mit zwei weiteren Startups werden derzeit eigene Tankstellen für den E-Fuhrpark gebaut, um eine ganzheitliche Lösung zu schaffen, die eine faire Mitarbeiterbezahlung, saubere Fahrzeuge und frische Lebensmittel garantiert. Bis 2022, so Hellfaier, wolle man in ungefähr sechs bis zehn Städten vertreten sein, unter anderem in Schweinfurt, Regensburg und Bamberg.
Alle Pitches auf hohem Niveau
Alle Startups erhielten von der Jury gute Noten und wurden für ihre guten und ausbaufähigen Geschäftsmodelle gelobt. Die Urteile fielen deshalb knapp aus und unterschieden sich nur in wenigen Punkten. „Das Niveau der nominierten Startups war in beiden Kategorien sehr hoch und auch die Pitches waren durchweg sehr überzeugend“, resümierte Dr. Joachim Kuhn von der va-q-tec AG, stellvertretend für die Jury. In der Kategorie „Global Hero“ bewarben sich neben „WeSort.AI“ noch die Startups „eye-able“ und „vision4quality“.
Ersteres setzt sich für mehr Barrierefreiheit im Internet ein: Das Team entwi- ckelte eine Browsererweiterung, die sich in allen Standard-Browsern installieren lässt. Durch eine große Auswahl an Funktionen kann man die Webseite exakt an die individuellen Bedürfnisse anpassen. Lesbarkeit und Bedienbarkeit der Seite sollen dadurch verbessert und die Augen geschont werden.
Das zweitplatzierte Startup, „vision4quality“, möchte die Qualitätskontrolle in der Industrieproduktion revolutionieren und bietet digitale Kameraassistenten zum Nachverfolgen, Prüfen und Messen von Produkten an. Beim Startup „ageofplants“, das in der Kategorie „Local Hero“ nominiert war, können Firmen ihren eigenen CO2-Ausstoß kompensieren, indem in Zusammenarbeit mit regionalen Landwirten CO2 im Boden gebunden wird. Den dritten Platz in die- ser Kategorie belegte das branchenübergreifende Buchungsportal „booqer“, mit dem Kunden ihre Termine online verwalten und buchen können.