© Ulises Ruiz Diaz
DER KNOTEN PLATZT IM DRITTEN VIERTEL
s.Oliver Würzburg dreht einen 20-Punkte-Rückstand und gewinnt das Frankenderby gegen medi bayreuth dank einer starken zweiten Halbzeit mit 73:69 (33:46) - Wucherer: „Großes Kompliment an unsere Fans“
Im vierten Anlauf hat s.Oliver Würzburg in der easyCredit BBL den ersten Sieg eingefahren: Im Heim-Frankenderby gegen medi bayreuth holten die Unterfranken am Sonntag einen 20-Punkte-Rückstand auf und drehten die Partie dank einer geschlossenen Teamleistung und mit einer starken zweiten Halbzeit. Es war der fünfte Heimsieg in Folge gegen Bayreuth, die besten Würzburger Werfer beim 73:69-Erfolg über die „Heroes of Tomorrow“ waren Brad Lösing (11 Punkte), Perry Ellis (11) und Johannes Richter (10).
Die Mannschaft von Headcoach Denis Wucherer hatte sich nach drei knappen Niederlagen zum Saisonstart viel vorgenommen und den ersten Heimsieg fest im Visier. Die Gastgeber starteten auch mit viel Entschlossenheit in das Frankenderby: Gleich mit der ersten Offensivaktion stopfte Xavier Cooks den Ball mit Wucht zur Führung in den Bayreuther Korb. Doch der gute Auftakt sollte nicht lange Bestand haben: „Bayreuth war uns in den ersten 25 Spielminuten in allen Belangen überlegen. Sie waren wacher, physischer und selbstbewusster“, sagte Wucherer in gewohnter Offenheit nach dem Spiel.
Vor allem Hassan Martin und De‘Mon Brooks drückten der Partie früh ihren Stempel auf: Das athletische Duo erzielte 16 der ersten 18 Bayreuther Punkte, und nach sechs Minuten lagen die Oberfranken bereits zum ersten Mal zweistellig vorne (6:18). Trotzdem ließen die Würzburger Fans auf den Rängen - von Anfang bis Ende lautstark angeführt vom F-Block - nicht nach und feuerten ihre Mannschaft weiter an. Zunächst allerdings noch ohne den gewünschten Effekt: In den letzten drei Minuten des ersten Viertels sprang im Würzburger Angriff bis auf einen Dreier von Perry Ellis nichts Zählbares heraus, so dass die Teams beim Stand von 13:26 aus Würzburger Sicht in den zweiten Abschnitt gingen.
Auch in den zweiten zehn Minuten war die Verunsicherung auf Würzburger Seite immer wieder zu spüren, während die Gäste mit viel Selbstvertrauen agierten und ihre Würfe sicher trafen - zwanzig Punkte betrug der Bayreuther Vorsprung folgerichtig vier Minuten vor dem Seitenwechsel (22:42). Bis zur Halbzeit gelang es den Gastgebern dann aber, so etwas wie einen offensiven Rhythmus zu finden und in der Verteidigung beherzter zuzugreifen - mit einem 11:4-Lauf konnten Johannes Richter, Cameron Wells und Jordans Hulls den Rückstand noch vor dem Gang in die Kabinen auf 33:46 verkürzen.
In den ersten fünf Minuten des dritten Viertels änderte sich daran nicht viel - die Oberfranken lagen weiter mit 15 Zählern vorne. Ihr Trainer Raoul Korner schien aber schon zu ahnen, was kommen würde. Beim Stand von 39:54 nahm der Österreicher die Auszeit, nach der die Hausherren die Wende schafften: Mit Ausnahme eines Korblegers von Andreas Seiferth gelang Bayreuth in den letzten fünf Minuten des dritten Abschnitts gegen die immer bissiger agierende Würzburger Verteidigung nichts Zählbares mehr.
Brad Lösing leitete mit einem Dreier einen viertel-übergreifenden 19:2-Lauf von s.Oliver Würzburg ein, und nach einem weiteren Dreier von Florian Koch zum 53:56 nahm Korner in der 28. Minute seine nächste Auszeit. Es sollte nichts nützen: Koch blockte danach erst einen Drei-Punkte-Wurf von Kassius Robertson und versenkte auf der anderen Seite einen langen Zweier zum Stand von 55:56 nach 30 gespielten Minuten.
Zu diesem Zeitpunkt war die Turnhölle längst voll da und stand - mit Ausnahme der Bayreuther Fans - wie eine Wand hinter ihrem Team. Skyler Bowlin eröffnete den Schlussabschnitt mit dem nächsten erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf zum 58:56 - das war die erste Würzburger Führung seit dem Cooks-Dunk ganz zu Beginn der Partie. Hassan Martin konterte zum 58:58, aber danach folgten die nächsten fünf Minuten, in denen die Bayreuther nur zwei Punkte erzielen konnten. Der Würzburger 12:2-Lauf zum 70:60 (35. Minute) bedeutete die Vorentscheidung. Zwar kämpften sich die Oberfranken danach noch einmal auf 70:67 (38. Minute) heran, die Hausherren behielten aber die Nerven und brachten den ersten Heimsieg in trockene Tücher.
„Ein ganz großes Kompliment geht an unsere Fans, die auch bei minus 20 nicht aufgehört haben an uns zu glauben. Sie haben uns weiter gepusht und der Funke ist dann zum Glück auf die Mannschaft übergesprungen“, so Denis Wucherer. Weiter geht es für s.Oliver Würzburg mit zwei Auswärtsaufgaben: Am Mittwoch um 20 Uhr ist das Team im FIBA Europe Cup beim holländischen Vizemeister ZZ Leiden zu Gast, am kommenden Samstag um 20:30 Uhr wartet in der Liga die schwere Partie bei den MHP RIESEN Ludwigsburg.
s.Oliver Würzburg - medi bayreuth 73:69 (13:26, 20:20, 22:10, 18:13)
Für s.Oliver Würzburg spielten:
Brad Lösing 11 Punkte/2 Dreier, Perry Ellis 11/1 (10 Rebounds), Johannes Richter 10, Jordan Hulls 8/2, Cameron Wells 8 (7 Assists), Skyler Bowlin 7/1, Florian Koch 7/1 (7 Rebounds), Gabriel Olaseni 6 (10 Rebounds), Xavier Cooks 5/1, Kresimir Loncar.
Top-Performer Bayreuth: Martin 15 (16 Rebounds), Brooks 13/1, Robertson 10/2, Doreth 9/3, Hrovat 9/1 (3 Steals), Stockton 7/1 (4 Steals).
Key Stats:
Rebounds zweite Halbzeit: Würzburg 28 (8 offensiv) - Bayreuth 18 (6 offensiv)
Feldwurfquote zweite Halbzeit: Würzburg 43,8 Prozent (14 von 32) - Bayreuth 25,7 Prozent (9 von 35)
Stimmen zum SpielFelix Hoffmann, s.Oliver Würzburg:„In der zweiten Halbzeit ist der Knoten endlich geplatzt, Brad Lösing und Johannes Richter haben uns da ganz wichtige Impulse gegeben. Dann haben die Jungs wieder dran geglaubt. In der ersten Halbzeit hat man gemerkt, dass wir etwas verkrampft waren und vielleicht zu viel nachdenken. wir haben auch in der Verteidigung aggressiver hingelangt und die Stopps bekommen die wir brauchen, um Spiele zu gewinnen. Ein Riesenkompliment natürlich auch an unsere Fans, die von Anfang bis Ende voll dabei waren und haben uns wieder super unterstützt haben.“
Denis Wucherer, Headcoach s.Oliver Würzburg:„Bayreuth war 25 Minuten lang in allen Belangen die bessere Mannschaft. Sie waren wacher, physischer und selbstbewusster. Ein ganz großes Kompliment geht an unsere Fans, die auch bei minus 20 nicht aufgehört haben an uns zu glauben. Sie haben uns weiter gepusht und der Funke ist dann zum Glück auf die Mannschaft übergesprungen. In der zweiten Halbzeit haben wir fünf gefunden, die die Energie der Fans mitgenommen haben, von da an ist dann vieles gut gelaufen. Dass Gefühl, in unserer Halle in der zweiten Halbzeit nicht mehr zu treffen kennen wir auch schon zur Genüge. Schön, dass es heute mal die andere Mannschaft erwischt hat. “
Raoul Korner, Headcoach medi bayreuth:„Es war ein hart umkämpftes Derby. In der ersten Halbzeit haben wir eins zu eins das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Wir wollten Druck ausüben und unsere physischen Vorteile unter dem Korb ausnutzen. Das haben wir bis auf wenige Augenblicke gegen Ende des 2. Viertels nahezu perfekt gemacht. Und dann haben wir aufgehört zu treffen. Wir haben in der zweiten Halbzeit nur 9 von 35 Würfen versenkt und nur einen Dreier bei 13 Versuchen. Natürlich war Würzburg aggressiver, keine Frage, aber das war nicht der einzige Grund. Dann hat Würzburg Feuer gefangen und den Rhythmus bekommen, den diese Mannschaft braucht. Sie sind ins Rollen gekommen und wir waren immer mehr verunsichert und konnten die Kurve nicht mehr kriegen.“