Coffee Cup
Die Deutschen und das Trinken. Läuft. Weil´s uns sehr, sehr gut geht, wir sogar ein Kunstwort erfinden mussten, um irgendwie das Gegenteil von durstig zu beschreiben. Was aber keiner verwendet. Weil wir trotzdem immer Durst haben. Und das nicht mal nur nach Bier, wie man´s uns glauben machen will, unserem vermeintlichen Nationalgetränk, das wir reinhalten wollen wie Seehofer den Freistaat. Trotz Bierdurst, wie er u.a. bei diversen „Deutsch als Fremdsprache“-Büchern aufgeführt war bzw. ist. Denn nicht Bier, sondern Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen. Zumindest, wenn man den Zahlen glaubt. Viele tun das nicht, haben uns doch die Araber die Zahlen gebracht. Wie übrigens auch den Kaffee. Aber das interessiert die nicht die Bohne. Was uns nicht davon abhält, hier u.a. ein paar Zahlen über Kaffee zu bringen.
4 Meter kann ein Kaffeebaum messen.
30 Prozent des weltweit gehandelten Rohkaffee-Konglomerats stammt aus Brasilien. Das sind über 50 Millionen Kaffeesäcke à 60 Kilogramm. Importeur Nummer 2: Vietnam mit knapp 29 Millionen Säcken.
162 Liter Kaffee wurde letztes Jahr durchschnittlich von den Bundesbürgern getrunken.
850 Aromastoffe wurden bisher in gerösteten Kaffeebohnen identifiziert. So in etwa.
1697 eröffnete der einstige türkische Offizier Mehmet Sadullah Pascha in Würzburg das erste Kaffeehaus. Seinen Gästen war er jedoch als Nikolaus Strauß bekannt. Diesen Namen bekam er nach seiner Zwangstaufe – einer Maßnahme, mit der sogenannte „Beutetürken“, Osmanen in deutscher Kriegsgefangenschaft, der Leibeigenschaft entkamen. Das Würzburger Kaffeehaus gilt mancherorts als erstes Kaffeehaus Deutschlands. Andernorts ist stattdessen von den Hafenstädten Bremen und Hamburg die Rede, wo bereits 1673 und 1677 ordentlich aufgebrüht wurde.
1998 wurde der Würzburger Partnerkaffee e.V. gegründet. Sein erklärtes Ziel: „Faire Preise für faire Arbeit“. Er setzt sich unmittelbar für die Rechte seiner Partner ein, die auf den Kaffeefeldern in Tansania tätig sind. Indem er Kaffee aus Würzburgs tansanischer Partnerstadt Mbinga importiert, unterstützt er unmittelbar die dort ansässigen Kleinbauern. Durch fairen Handel. Und indem er vor Ort soziale Arbeitsbedingungen sichert. Zudem unterstützt der Verein weitere Projekte in Tansania wie ein Lepra-Tuberkulose-Programm, den Bau von Schulen und Bildungsangebote für Straßenkinder oder die Möglichkeiten für nachhaltigen Tourismus. In diesem Zuge unterstützt es seit neuestem den Erhalt des Sukuma-Museums in Mwanza. Es bewahrt traditionelle und zeitgenössische Künste der Sukuma-Kultur und macht sie für Interessierte zugänglich, was für die Region von hoher Bedeutung ist. Neben den Weltläden in Würzburg und der Region ist er in zahlreichen Kupsch-Filialen und Edeka-Märkten in Würzburg und seinem Umland erhältlich.
2011 hat die UNESCO die Wiener Kaffeehauskultur zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt.
2013 hat die UNESCO die Türkische Kaffeekultur zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt.
2015 initiierte eine Münchner Studentin das Projekt „Coffee To Go Again“. Es soll dem Wahnsinn Einhalt gebieten, dass in Deutschland stündlich (sic!) 320.000 Einweg-Kaffeebecher über die Theken wandern. Teilnehmende Cafés, Bäckereien, Kioske etc. erkennt man an speziellen Aufklebern. Sie kennzeichnen, dass man an diesen Adressen eigene, saubere Becher befüllen lassen kann – was oft mit etwas Rabatt einhergeht. Viele bieten zu diesem Zweck auch eigene Mehrwegbecher an. Seit Mai 2017 hat auch die Stadt Würzburg einen. Er ist in der Kaffemanufaktur in der Spiegelstraße sowie in den Filialen der Bäckerei Brandstetter und der Vollkornbäckerei Köhler erhältlich. Letztere haben sich der Aktion bereits Ende 2016 angeschlossen.
2015 hat die UNESCO die Arabische Kaffeekultur zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt.
2016 riefen die Würzburger Studenten Hannes, Steffi und Ronja die Aktion Kaffee.Plus ins Leben. Die Idee dahinter ist simpel: Ein Getränk bestellen, ein weiteres aufschieben – für später, für andere. Für jene, denen es sonst verwehrt würde. Der aufgeschobene Kaffee, der Tee oder auch die Speise wird auf einer Tafel vermerkt und kann daraufhin kostenlos bestellt werden. Bedürftigen wird so ein gewisses Maß an gesellschaftlicher Teilhabe ermöglicht – in direkter, unmittelbarer Form. Beteiligt sind aktuell die barrossi-Bars, das Caffè etc, das Café Journal, das Wunschlos Glücklich, das Petit Café das Caffé Martinelli, das Wohnzimmer und der Weltladen Würzburg.
2017 besteht auch für viele der frühstücksvernarrten Deutschen das Frühstück lediglich aus einer Tasse Kaffee. Mit Milch und/oder Zucker. Oder eben schwarz. Ein sogenanntes Schwarzes Frühstück wurde dagegen im einstigen Würzburger Kneipencafé Knarr & Wuttich – seit 1999 als Cafe MuCK bekannt – angeboten. Es bestand aus einem schwarzen Kaffee und einer filterlosen Zigarette einer gewissen französischen Marke. Das war mal ein Frühstück! Kein Frühstück allerdings, zumindest nicht für das Finanzamt, ist seit Oktober diesen Jahres ein Kaffee und ein trockenes Brötchen. Stattdessen, so ist man sich neuerdings sicher, ist diese Kombination eine Kost.
25 Millionen Menschen beschäftigen sich beruflich mit Kaffee – mit Anbau, Verarbeitung und Verkauf.