© Tanja Schimscha
Pressekonferenz-Spielzeit MFT
Das Mainfranken Theater hat das Programm für die kommende Spielzeit vorgestellt. „Riss durch die Welt“ heißt der programmatisch rote Faden, der sich durch die im September startende Theatersaison ziehen wird. Welche Produktionen geplant sind und wie Intendant Markus Trabusch der kommenden Saison entgegenblickt.
Der Vorhang hebt sich wieder. Nach Monaten des Lockdowns bereitet sich das Mainfranken Theater mit künstlerischem Tatendrang auf die neue Spielzeit vor. Ab September soll auch die Bühne der Theaterfabrik Blaue Halle wieder regelmäßig bespielt werden, ebenfalls ist die Eröffnung des Neubaus in der Theaterstätte noch in diesem Jahr geplant – dann werden nicht nur im neuen „Kleinen Haus“, sondern, während der fortdauernden Sanierung des Bestandsgebäudes, vorübergehend auch auf der neuen Probebühne im Untergeschoss Stücke des Schauspiels und der Tanzcompagnie aufgeführt werden können. Das Ensemble des Musiktheaters nutzt für seine Auftritte während der Sanierung des Großen Hauses vorwiegend die Theaterfabrik Blaue Halle, das Philharmonische Orchester Würzburg spielt unter anderem wieder in der Hochschule für Musik, der Residenz oder im Rathaus.
Der rote Faden durch die Spielzeit
Erstmals habe der Blick in die vergangenen anderthalb Jahre eine anstehende Spielzeit so sehr beeinflusst. In Zeiten der Pandemie sei die Menschheit noch weiter auseinandergedriftet. Zwar wolle man die Theaterbühne nicht zur Reparaturwerkstatt für gesellschaftliche Probleme machen, doch, so Inten- dant Markus Trabusch, „ist die Thematisierung sozialer und politischer Ent- wicklungen mit den Mitteln der Kunst sicherlich unser Auftrag.“ Und so werden die präsentierten Werke in allen Sparten – Schauspiel, Oper, Philhar- monisches Orchester und Ballett – künstlerische Risse in der Welt umspielen, manchmal direkter, manchmal indirekter. Trabusch: „Gemeinsam ist vielen von ihnen, dass es jeweils ein unüberbrückbares ‚Vorher und Nachher‘ gibt, mit dem die Protagonistinnen und Protagonisten zu kämpfen haben.“
Die Theatersaison aus Sicht des Intendanten
Der rote Faden „Riss durch die Welt“ basiert auf Roland Schimmelpfennigs gleichnamigen Stück aus dem Jahr 2019. „Es verdichtet äußerst hellsichtig die Frage gesellschaftlicher Blasen angesichts sozialer Ungerechtigkeit und zunehmender Umweltzerstörung,“ erläutert Trabusch. Schimmelpfennig ist einer der meistgespielten und meistübersetzten deutschen Gegenwartsautoren. Im Mainfranken Theater wurde er bislang im Schauspiel nicht inszeniert. Ebendieser hat auch das Libretto zu der berühmten Erzählung „Karl und Anna“ des Würzburger Literaten Leonhard Frank geschrieben und gemeinsam mit Komponist Christoph Ehrenfellner eine neue Oper erschaffen. Trabusch ergänzt: „Es wird eine echte Auftrags-Uraufführung im Kleinen Haus geben. Ich freue mich, dass somit auch das Musiktheater im Kleinen Haus die perfekte Bühne für einen von vielen großen Auftritten vorfinden wird.“
Vielseitiges Programm im Musiktheater
Zum Saisonauftakt markieren Arnold Schönbergs Drama mit Musik „Die glückliche Hand“ und Giacomo Puccinis Einakter „Gianni Schicchi“ als Doppelabend jenen Riss, der die vermeintlich gute alte Zeit von der schonungslosen Radikalität der Gegenwart unwiederbringlich trennen sollte. Vincenzo Bellinis Belcanto-Oper „I Capuleti e i Montecchi“ erzählt die tragische Liebesgeschichte von Romeo und Julia. Mit Mozarts „Zauberflöte“ kehrt nach dem Lockdown wieder der Chor des Mainfranken Theaters auf die Opern- bühne zurück. Dort ist in der neuen Saison auch erstmals seit über 30 Jahren mit der „Sache Makropulos“ ein Stück von Leoš Janášeks zu sehen. Im Frühjahr 2022 erlebt die Oper „Karl und Anna“ nach der gleichnamigen Novelle des Würzburger Literaten Leonhard Frank ihre Uraufführung im neuen Kleinen Haus. Des Weiteren werden die Kabarettoper „Rufen Sie Herrn Plim!“ und der Opernkrimi „Das Medium“ wiederaufgeführt.
„Der Riss durch die Welt“ im Schauspiel
Die Schauspiel-Sparte wird mit der Eröffnung des Theaterneubaus eine neue Hauptspielstätte erhalten – einer der größten Momente der kommenden Saison. Schimmelpfennigs „Riss durch die Welt“ eröffnet die Spielzeit. Samuel Becketts „Warten auf Godot“ wird das Potential der neuen Bühne für die modernen Klassiker aufzeigen, gefolgt von Ödön von Horvaths Volksstück „Kasimir und Karoline“. Auf der Probebühne, die während der Sanierung als weitere Spielstätte dient, greifen gleich zwei Stücke erneut das Spielzeit-Motto auf: Mit Sibylle Bergs „Und jetzt: Die Welt!“ sowie Elfriede Jelineks „In den Alpen“ sind zwei Gegenwartsdramatikerinnen vertreten, die sich immer wieder an den Rissen in unserer Welt und Gesellschaft abarbeiten. Zudem wird es Wiederaufnahmen von Produktionen vergangener Spielzeiten geben; gewichtige Schwerpunkte im Spielplan sind außerdem zahlreiche Produktionen für junges Publikum.
Erleben von Gemeinschaft als Schwerpunkt der Tanzcompagnie
Nach über einem Jahr des Tanzens auf Distanz geht es in der Spielzeit 21/22 um die Freude an der nun wieder möglichen Kontaktaufnahme. Am Eröffnungsabend wird „Lottes Ballhaus“ aufgeführt, das sich zwei großen Formen des Paartanzes, Walzer und Tango, widmet. Auch die zweite Produktion „Tanzen bis in die Puppen“ zelebriert das Tanzen und das Zusammenkommen. Mit „Alice im Wunderland“ kreiert Ballettdirektorin Dominique Dumais ihren ersten Handlungsabend für Würzburg. Im „TanzXperiment No. 5 Homegrown“ präsentieren die Tänzer*innen eigene choreografische Arbeiten. Auch das Philharmonische Orchester pflegt neben den Aufführungen in Musiktheater und Ballett eigene Konzertreihen, darunter sechs Sinfoniekonzert-Doppelabende. Zu den Highlights der Saison zählen spannende Konzertevents wie „James Bond im Visier der Musik“ und Konzertabende im Rahmen des Mozartfests.