Fahrrad Stock
Beim diesjährigen Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) wurde Würzburg in der Kategorie „Aufholer“ mit dem Titel ausgezeichnet. Trotz dieser Entwicklung belegt Würzburg weiterhin den letzten Platz in Bayern. 1.024 Städte in ganz Deutschland bekamen dabei eine Bewertung durch die Radfahrenden der jeweiligen Kommunen. Spitzenreiter in der Stadtgrößenklasse von 100.000 bis 200.000 Einwohnern wurde Göttingen.
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2020 zum neunten Mal statt. Dabei verbesserte sich Würzburg im Zufriedenheits-Ranking gegenüber dem Jahr 2018 um 0,25 Noten (von 4,3 auf 4,1). Auch wenn dieser Erfolg ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, gibt es noch viel zu tun, wie Karolin Zientarski, Sprecherin des Bündnisses „Verkehrswende jetzt“ feststellt: „Natürlich hat sich in Würzburg auf Druck der Radaktiven einiges verbessert und Fahrradabstellanlagen und Lastenradförderprogramm sind ein guter Anfang. Aber auf dem Weg zur Fahrradstadt gibt es noch viel zu tun“.
Neben dem zu langsamen Ausbau von geplanten Radachsen, neuen Fahrradparkplätzen und Radwegen kommt auch eine Image-Kampagne nur schleppend voran. Für Christoph Spenkuch liegen die Gründe auf der Hand: „Dies liegt wohl auch daran, dass das sehr engagierte Team um den Würzburger Radverkehrsbeauftragten personell recht dünn besetzt ist“. Als positive Entwicklung bei der Umfrage wird gesehen, dass Würzburg sich lediglich im Bereich der Leihräder verschlechtert hat, wie Thilo Wagenhöfer vom örtlichen ADFC Vorstand feststellt. Die stärkste Verbesserung lässt sich im Bereich der Fahrradförderung erkennen.
Jedoch zeigen die Ergebnisse, dass trotz des positiven Trends beim Fahrradklima-Test viele Radfahrer*innen weiterhin mit einem unsicheren Gefühl unterwegs sind. So fühlen sich mehr als 84 Prozent gefährdet, während 85 Prozent angaben, auf den Radwegen und Radfahrstreifen nicht sicher fahren zu können. Sogar 87 Prozent empfinden zudem die Radwege als deutlich zu schmal. Hinzu kommen 65 Prozent, denen die Oberfläche der Radwege in einem zu schlechten Zustand erscheint. Ebenso wie 74 Prozent der Befragten häufig auf Hindernisse während ihrer Fahrten stoßen.
Spenkuch zeigt sich dabei in Betracht der gegenwärtigen Probleme hoffnungsvoll und blickt optimistisch in die Zukunft: „Wir sind jedoch zuversichtlich, dass die Radverkehrsförderung in Würzburg in Zukunft eine noch größere Rolle spielen wird, Maßnahmen überplant und gemäß dem am 26. September 2019 vom Stadtrat übernommenen Radentscheid umgesetzt werden“. Dazu gehöre die generelle Einplanung des Radverkehrs in alle zukünftigen Verkehrsprojekte. Aber auch das Personal des Radverkehrsbeauftragten und die finanziellen Mittel für die Image-Kampagne müssten erhöht werden. Nur mit diesen Schritten sei es möglich, den Charakter einer fahrradfreundlichen Stadt zu erreichen.
Teilgenommen haben bei der Umfrage im neunten Durchgang rund 230.000 Radfahrer*innen. Von September bis November 2020 konnten sich hierbei interessierte Bürger*innen online in Form von Fragen beteiligen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.