Mindestens 160.000 Menschen in Deutschland sind von Opioiden, zumeist von Heroin, abhängig. Etwas weniger als die Hälfte der Betroffenen macht momentan eine Drogenersatztherapie. Diese wird auch Substitution genannt und ist in Kombination mit der psychosozialen Betreuung die häufigste Behandlungsart bei Opioidabhängigkeit. Auch wenn wissenschaftliche Daten die positiven Auswirkungen der Therapie beweisen, hat Deutschland, im europäischen Vergleich, eine deutlich geringere Behandlungsquote. In Frankreich, Spanien und Norwegen liegt sie bei ca. 85 %.
Auch in Würzburg und Umgebung können nicht alle behandelt werden. Die Jugend- und Drogenberatung geht von rund 450 Personen aus, nur 235 von ihnen werden derzeit von drei Schwerpunktpraxen und einigen wenigen Hausärzt*innen in Bezug auf Ihre Abhängigkeit behandelt. Jetzt soll eine Kampagne diese Quote erhöhen.
Unter dem Motto "100.000 Substituierte bis 2022" wollen die Deutsche Aidshilfe, der Akzept-Bundesverband und das Selbsthilfenetzwerk JES die Substitution hierzulande vorantreiben. Durch zahlreiche Flyer und Plakate soll für das Thema sensibilisiert und Toleranz geschaffen werden. Denn leider herrscht oft noch große Skepsis gegenüber der Therapieform, die vor zweieinhalb Jahren Dank neuer Richtlinien erleichtert wurde. Seitdem können opiatabhängige Patienten ihr Ersatzmittel auch vom Hausarzt bzw. von der Hausärztin verschrieben bekommen. So werden Entzugssymptome wie Schüttelfrost oder Gliederschmerzen vermieden, die die Betroffenen oftmals in einen erneuten Konsum treiben.
Die Substrattherapie bietet einen Weg aus dem Teufelskreis von Drogensucht und Beschaffungskriminalität und soll für eine bessere Lebensqualität der Patienten sorgen. Die Kampagne „100.000 Substituierte bis 2022“ steht für mehr Offenheit mit dem Thema Drogenersatztherapie und soll mehr Ärztinnen und Ärzte von der Therapiemethode überzeugen. Das Ziel ist, bis 2022 mindestens 60 % der Opiatabhängigen in Behandlung zu wissen.
Die Drogenhilfe in Würzburg wirbt zum bundesweiten „Aktionstag Substitution“ am 5. Mai 2021 mit einer Plakataktion rund um das Kontaktcafé „Flow“ (Rüdigerstraße 3) und der Jugend- und Drogenberatung (Kapuzinerstraße 19) dafür, dass mehr Ärzte*innen in Würzburg und Umgebung opiatabhängige Menschen behandeln. Außerdem wird das Kontaktcafé an diesem Tag das Thema Substitution für die Besucher*innen in den Fokus stellen und zahlreiche Infos und Broschüren aushändigen.