© Mario Schmitt
Lange Zeit sah es so aus, als müsse die Posthalle im Juli diesen Jahres ihre Türen am Würzburger Bahnhofsplatz schließen – die Suche nach einer neuen Location verlief bisher erfolglos. Im Februar verständigten sich die Geschäftsführer jedoch auf eine Verlängerung des Mietvertrages bis Ende 2025. Wir sprachen mit Joachim (Jojo) Schulz, Geschäftsführer der Posthallen GmbH, über den Stand der Dinge und wie es in Zukunft weitergeht.
Der Mietvertrag der Posthalle wurde bis 2025 verlängert. Wie geht es dir persönlich mit dieser Entscheidung – dir fällt bestimmt ein großer Stein vom Herzen?
Ja, die Erleichterung überwiegt, wenngleich es gemischte Gefühle sind. Die Herausforderungen, denen wir uns jetzt stellen, sind nämlich immens. Bis vor Kurzem war der Spielbetrieb auf Abwicklung ausgelegt, jetzt heißt es wieder Veranstaltungen generieren, neues Personal für fast alle Bereiche finden und bei den aktuell steigenden Preisen die Kosten in den Griff bekommen.
Da das Programm ursprünglich nur bis Juni 2023 geplant werden konnte, gilt es jetzt, Künstlerinnen und Künstler für den Rest des Jahres zu finden. Wie ist hier der Stand und gibt es Alternativen, um den Kalender zu füllen?
Tatsächlich läuft es bislang besser als erwartet. Wir haben inzwischen für die Monate September bis Dezember nahezu jeden Freitag und Samstag mit Optionen vergeben. Welche dieser Shows dann auch wirklich stattfinden werden, bleibt abzuwarten. Aber das ist schon mal gut. Für Juli und August wird es aber sehr, sehr dünn und schwierig werden, während unsere Kosten weiterlaufen.
Seit 2008 hat die Posthalle die Würzburger Kultur mit Events bereichert. Inwiefern wird die Posthallen GmbH von der Stadt unterstützt und was würdest du dir hier für die Zukunft wünschen?
In den vergangenen 15 Jahren kamen wir weitestgehend ohne signifikante Unterstützung von Seiten der Stadt aus. In der jüngeren Vergangenheit haben wir gute Ansprechpartner, vor allem im Kulturamt und Kulturreferat, gefunden. Wir wären froh, wenn der Wert und die Notwendigkeit einer Spielstätte wie der Posthalle in der Politik und Verwaltung allgemein besser erkannt werden würde. Da wäre jetzt und wird in drei Jahren echt was verloren gehen. Und das ist nicht unser Privatvergnügen, da wird die Stadt gefordert sein.
Auch wenn der Mietvertrag bis Ende 2025 verlängert wurde, geht die Suche nach einer neuen Location weiter – wie steht es aktuell um die bereits diskutierte Fläche beim Glaskeil?
Die Suche geht weiter, wenngleich sich die Parameter geändert haben. Wir werden eine Spielstätte nicht aus eigener Kraft entwickeln können. Die Flächen beim Glaskeil stehen aktuell leider nicht mehr zur Disposition.
Besser als jetzt kann es bezüglich der Infrastruktur eigentlich nicht werden. Was sind deine Kriterien für den zukünftigen Standort und habt ihr bereits etwas ins Auge gefasst?
Das stimmt! Hauptkriterien sind für uns die Zentralität und dass es keine Probleme mit Lärmemissionen geben darf. Wünschenswert wären unterschiedliche Raumgrößen, die parallel bespielt werden können und gerne auch ein Außenbereich. Aber um ehrlich zu sein, alles ab einer Besucherkapazität von 600 Personen wäre für uns reizvoll.
Nicht nur die Posthalle ist in der jetzigen Location beheimatet, sondern auch das Immerhin, LaserTag Würzburg, die Schwarzlichtfabrik sowie diverse Sport- und Kreativstudios. Könnt ihr euch bei der Suche nach einem neuen Zuhause nicht zusammentun?
Total gerne! Kleinteilige Einheiten wie super wichtige Proberäume oder Kreativbüros oder auch das Immerhin werden aber leichter eine neue Bleibe finden als großteilige Einheiten wie eine Veranstaltungshalle. Aber am schönsten und wertvollsten für die Stadt wäre es, wenn an einem neuen Ort ein Kreativquartier entstehen könnte mit den unterschiedlichsten Nutzungsvarianten und verschiedenen Raumkapazitäten.
Personalmangel ist auch in der Veranstaltungsbranche aktuell ein großes Thema. Du hast eingangs bereits kurz angedeutet, dass ihr das auch zu spüren bekommt?
Ja, das sieht bei uns leider nicht anders aus. Derzeit haben wir in fast allen Bereichen mindestens eine unbesetzte Stelle. Wir suchen also Personal im Bereich Technik, Hallenumbau, Gastronomie, Marketing, Pressearbeit und Event – davon sind alle Positionen mindestens in Teilzeit. Auch unser Thekenteam braucht regelmäßig Verstärkung.
In den vergangenen 15 Jahren waren zahlreiche Stars in der Posthalle zu Gast. Was waren deine Highlights und wen würdest du persönlich gerne mal auf „deiner Bühne“ sehen?
Meine Highlights waren die Konzerte von Fishbone oder Skunk Anansie, aber auch Bad Religion, NOFX und Billy Talent waren berauschend. Die wertvollsten Veranstaltungen waren aber die Weihnachtsessen für Bedürftige von Sankt Egidio, das Refugees Welcome Fest 2015 oder die Culture for Peace Veranstaltung zugunsten ukrainischer Geflüchteter im vergangenen Jahr. Meine musikalischen Wunschträume wären ein Clubkonzert mit Muse, ein Liederabend mit Konstantin Wecker oder der totale Abriss mit Feine Sahne Fischfilet.
Du bist ja schon ein alter Hase im Business. Was begeistert dich heute noch bei euren Veranstaltungen in der Posthalle bzw. generell bei Events?
Es ist für mich immer noch wie beim ersten Mal. Wenn ich miterleben darf, wie der Funke von der Band oder vom DJ auf das Publikum überspringt und dieser Funke dann wieder zurück an den Künstler oder die Künstlerin gespielt wird – da werden unendlich viele Endorphine freigesetzt. Diese Emotionen machen unsere Branche so unvergleich- und unverzichtbar.
Die Posthalle hat viele treue Fans – wie können diese euch in Punkto „Posthalle der Zukunft“ unterstützen?
Aktuell funktioniert das vor allem in Form von „Kommt vorbei und feiert mit uns!“. Und wenn ihr eine Entscheiderin oder einen Entscheider am Wickel habt, erklärt ihnen, wie wichtig unsere Form von Kultur für das Zusammenleben in Würzburg ist. Unser Förderverein muss erst wieder reanimiert werden bevor es Sinn macht, sich hier einzubringen.
Kommende Events in der Posthalle:
1.4.: Die Kassierer + The Great Rock 'n' Roll Swindle Aftershow Party
8.4.: Come Together | Classic Rock Night
9.4.: Das Megading | 80er + 90er vs. 2000er + 2010er
14.4.: Radio Gong Clubtour mit Glockenbach, Leony + Loi
15.4.: JBO
16.4.: Andreas Kümmert
21.4.: Old but Gold | Ü30 Hip Hop Party
22.4.: Die große XXL Party
23.4.: Fashion Flohmarkt
28.4.: Majesty
13.5.: The New Roses
25.5.: SEOM: Kraft der Wunder
2.6.: Masters of Rock mit AC/DX, Just Priest + Kiss 4 Ever
16.6.: Ruhrpott Rodeo on the Road mit Wizo, ZSK, Dritte Wahl + Slime
21.6.: Dr. Leon Windscheid
21.7.: Strange Kind of Women
23.9.: Bummelkasten
24.9.: Jeremias
6. + 7.10.: Keep It True Rising III mit Dirkschneider, Metal Church u.v.a.
15.12.: Nightwash