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© Sandsack Fotografie, Natalie Stanczak
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Sandsack Fotografie, Natalie Stanczak
Mal schnell über den Spielplatz flitzen und die Rutsche rauf klettern, schaukeln und ab aufs Klettergerüst: Was für die meisten Kinder Alltag ist, ist für Leon, der an Infantiler Cerebralparese leidet, nicht möglich – aufhalten lässt er sich deswegen aber nicht. Zusammen mit einem regionalen Handwerksbetrieb haben seine Eltern ein Holzwägelchen entworfen, das nicht nur Leon, sondern auch anderen beeinträchtigten Kindern neue Lebensqualität gibt.
Beim ersten Blick auf Michaela Ciburas Instagram-Profil merkt man sofort: Sie ist ein echter Familienmensch. Egal ob am Strand, auf dem Spielplatz oder in den eigenen vier Wänden, die Fotos und Videos zeigen ihre lachenden Kinder Emma und Leon beim Schaukeln, Toben und Herumalbern. Erst nach genauerer Betrachtung fällt auf, dass ihr jüngerer Sohn Leon an einer Behinderung leidet. Ausgelöst durch einen Sauerstoffmangel und einen Schlaganfall bei seiner Geburt, erlitt Leon eine Infantile Cerebralparese, eine frühkindliche Hirnschädigung, an der weltweit über 17 Millionen Menschen leiden. Diese Diagnose stellt Leon und seine Familie im Alltag vor viele Herausforderungen, die seine Mutter über die sozialen Medien mit ihren Followerinnen und Followern teilt, und so über das Leben mit einem beeinträchtigten Kind aufklärt.
Wägelchen statt Rollstuhl
Eine dieser Herausforderungen stellt Leons eingeschränkte Mobilität dar, weswegen seine Eltern lange nach einer kindgerechten und robusten Fortbewegungsmöglichkeit gesucht haben, etwas, das ihnen Rollstühle und Gehhilfen nicht bieten konnten. Stattdessen sollte ein Gefährt her, das neben seiner Funktionalität ebenso durch Einfachheit überzeugt und gleichermaßen spielerisch wie inklusiv ist. Den Anstoß zu einer Lösung gab Leon schließlich selber, als er bei einem Spielnachmittag im Blindeninstitut Würzburg auf ein hölzernes Sitzwägelchen stieß, von dem er sich partout nicht mehr trennen wollte.
Für seine Eltern stand fest: Leon braucht ein eigenes Holzwägelchen. Und das ging schneller als gedacht. Zusammen mit einem regionalen Handwerksbetrieb entstand 2021 das erste nachhaltige Holzwägelchen, das neben seiner Stabilität auch flexibel für drinnen und draußen geeignet ist. Doch das sind längst nicht alle neuen Perspektiven, die sich Leon durch sein Fortbewegungsmittel eröffnen. So trägt es einen großen Teil zu seiner Selbstständigkeit bei und legt damit den Grundstein für ein inklusiveres Leben und Spielen auf Augenhöhe.
Vom Einzelstück zum Geschäftsmodell
Mittlerweile hat sich das anfänglich als Einzelstück angedachte Holzwägelchen durch Michaelas Instagram-Kanal zu einem handfesten Geschäftsmodell entwickelt, sodass heute rund 100 Stück ihren Weg zu Kindern mit Beeinträchtigung gefunden haben – und die Nachfrage steigt weiter. In Zusammenarbeit mit einem Handwerker werden die Wägelchen aktuell in drei Größen angeboten. Doch wer hierbei an ein Massenprodukt denkt, hat weit gefehlt.
Die kleine Stückzahl der Wägelchen ermöglicht es Michaela und ihrem Team, auch auf individuelle Wünsche einzugehen. So können Schlitze an der Rückenlehne zum Anbringen von Gurten für mehr Sitz-Stabilität, längere Seitenteile oder eine Vorrichtung für eine Schiebestange hinzugefügt werden. Neben diesen funktionalen Aspekten kommt auch die Optik nicht zu kurz. Das Holzwägelchen wird durch die Eingravierung des Namens, individueller Sprüche oder ausgewählter Motive zum echten Hingucker.
Die Holzwägelchen können auf Wunsch über Instagram bestellt und erworben werden. Zudem haben Interessenten die Möglichkeit, ein Testwägelchen anzufordern, das ihnen für eine kleine Gebühr zugeschickt wird. Leon und sein Holzwägelchen zeigen die Herausforderungen, mit denen sich beeinträchtigte Menschen tagtäglich konfrontiert sehen. Sie zeigen aber noch viel mehr: Dass diese Herausforderungen zu Chancen und neuen Perspektiven werden können – und dass es sich immer lohnt, weiterzukämpfen.
www.instagram.com/leons_reise_mitseinerfamilie/ | www.instagram.com/holzwaegelchen/