
© Stadtarchiv Würzburg, Städtische Lichtbildstelle
Trümmerhaufen, Rauchwolken, Feuersturm: Kurz vor Ende des Krieges, am 16. März 1945, ereignete sich der folgenschwerste von mehreren Angriffen der Royal Air Force auf Würzburg, das bis dahin weitgehend verschont blieb. Innerhalb von nur 20 Minuten wurde das Stadtzentrum fast vollständig zerstört, etwa 5000 Menschen starben bei der Bombardierung. 2025 jährt sich die Zerstörung Würzburgs zum 80. Mal. Anlässlich dieses Gedenktages organisieren zahlreiche engagierte Einrichtungen, Initiativen und Privatpersonen verschiedene Veranstaltungen, die an die Opfer des Krieges erinnern.
Ausstellung: Verlorene Schönheiten
Bis Fr., 28.3., Foyer des Mozartareal
Die Ausstellung „Im Würzburg der Nachkriegszeit – Verlorene Schönheiten“ zeigt Fotografi en von Heiner Reitberger aus den Jahren 1949 bis 1967. Reitberger war Literat, Maler, Kunstkritiker und Denkmalschützer. Er setzte sich mit unermüdlicher Kraft für den Erhalt wertvoller Bauten seiner Heimatstadt ein und gehörte zu den prägenden Persönlichkeiten in Würzburg des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Die großformatigen Schwarz-Weiß-Bilder zeigen die Stadt wie sie einst war – mit all ihren verlorenen Schönheiten.
Ausstellung: 80 Jahre Würzburgs Zerstörung
Bis Mo., 31.3., Generationen-Zentrum
Würzburg gehörte zu den Städten im Deutschen Reich, die noch in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs bombardiert wurden. Zur Erinnerung an diese dramatische Zeit zeigt das Generationen-Zentrum Matthias Ehrenfried eine kostenlose Ausstellung mit Fotos aus dem Archiv von Stadtrat Willi Dürrnagel. Sie lädt dazu ein, die Ereignisse von damals mit heutigen Perspektiven zu vergleichen. Bilder aus der Zeit vor 1945, des Luft angriff s und des Wiederaufbaus der Stadt bieten einzigartige Einblicke in die Geschichte Würzburgs.
Ausstellung: Chronologie der Zerstörung
Fr., 7.3. – Fr., 28.3., Rathaus
Die Geschichtswerkstatt präsentiert die kostenlose Ausstellung „Chronologie der Zerstörung Würzburgs im Zweiten Weltkrieg“. Thema ist die Vorgeschichte und das unmittelbare Geschehen in Würzburg von 1942 bis zum Kriegsende 1945. Die beeindruckenden Fotografi en vermitteln ein Bild des Alltags in Ruinen. Montags bis donnerstags, jeweils von 10.30 bis 15 Uhr, sind Vertreter der Geschichtswerkstatt als Ansprechpartner vor Ort. Die Vernissage mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt fi ndet am 11. März um 17 Uhr statt.
Führung: Als vom Himmel Feuer fiel
Fr., 7.3., 19.30 Uhr, Luftschutzkeller Bibrastraße
In der Bombennacht des 16. März 1945 haben Tausende von Würzburgerinnen und Würzburgern in Schutzräumen überlebt. Am 7. März bietet sich Interessierten die Gelegenheit, die Luft schutzkeller in der Bibrastraße zu begehen. Anschließend fi nden Gespräche mit Zeitzeugen aus den Luft schutzkellern sowie eine Lesung mit Dr. Roland Flade und Marion Gut aus Zeitzeugenberichten von Würzburger Bürgern statt. Die Veranstaltung wird von der Kongregation der Schwestern des Erlösers organisiert und kostet 5 Euro pro Teilnehmer.
Audiowalk: Codename Bleak
Sa., 15.3., 15-17 Uhr, Mainfranken Theater
Auch nach 80 Jahren bleiben die Tragödie und die Verluste des 16. März 1945 lebendig. Der Audiowalk „Codename Bleak“, für den das Schauspielensemble des Mainfranken Theaters Berichte von Würzburger Zeitzeuginnen und -zeugen eingesprochen hat, führt durch die Altstadt zu den historischen Orten. Einer dieser Orte ist das ehemalige Exerzitienhaus der Schwestern des Erlösers, in dessen Luftschutzkeller einige Menschen den Angriff überlebten. Ticketbuchung über die Webseite des Mainfranken Theaters oder die Theaterkasse.
Kranzniederlegung + Versöhnungsweg
So., 16.3., 11 Uhr, Hauptfriedhof
Am 16. März gedenkt die Stadt Würzburg um 11 Uhr der Toten mit einer Kranzniederlegung durch Oberbürgermeister Christian Schuchardt an der Gedenkstätte vor dem Hauptfriedhof. Um 11.20 Uhr startet der Versöhnungsweg der Ökumenischen Nagelkreuzgemeinschaft unter dem Motto „Erinnern – gestern, heute, morgen“. Das Wandernagelkreuz und die Versöhnungsstatue fi nden ihren Platz bis März 2026 im Generationen-Zentrum Matthias Ehrenfried, wo um ca. 12 Uhr die Abschlussveranstaltung stattfindet.
Ausstellung: Würzburg in Licht und Schatten
So., 16.3., 13-17 Uhr, Staatlicher Hofkeller
Mit einem außergewöhnlichen Kunstprojekt erinnert der Künstler Maneis an die Zerstörung Würzburgs vor 80 Jahren und setzt ein Zeichen gegen das Vergessen. Die Ausstellung vereint das Licht der Gegenwart mit den Schatten der Vergangenheit: Maneis‘ Aquarelle verweben Würzburger Szenen von damals und heute und zeigen die Stadt in eindrucksvollen Kontrasten. Begleitend erzählt Germanist Markus Schäft er an diesem Abend Geschichten zu den Bildern und beleuchtet die Bedeutung dieses Erbes. Der Eintritt ist frei.
Führung: Bunker, Bomben, Flächenbrand
So., 16.3., 14-15.30 Uhr, Kiliansbrunnen
Auch viele Jahrzehnte nach Kriegsende sind Narben an der Würzburger Architektur zu sehen. Doch wer die Augen off en hält, erkennt auch Altes, das von der Zerstörung verschont blieb. Markus Schäfer geht mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf Erkundungstour, die vom Bahnhof über die Pleich bis zum Alten Kranen führt, und zeigt, wie sich das Stadtbild durch den Wiederaufbau verändert hat – und was gleichgeblieben ist. Die Kosten betragen 10 Euro pro Person; Interessierte melden sich über die Webseite der vhs an.
Kammeroper: Weiße Rose
Ab So., 16.3., 18 Uhr, Mainfranken Theater
Die Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, die sich um den Freundeskreis der Geschwister Hans und Sophie Scholl formierte, lehnten sich gegen den Nationalsozialismus auf und appellierten an die Verantwortung jedes Einzelnen für Freiheit und Gerechtigkeit. Im Februar 1943 wurden die Geschwister Scholl und Freund Christoph Probst hingerichtet. Udo Zimmermanns Kammeroper zeichnet in dramatisch-visionären Bildern zentrale Lebensstationen der Geschwister nach und rückt ihr privates Schicksal in den Mittelpunkt.
Stadtführung: Nie wieder mit W. Jung
Sa., 16.3., 19 Uhr, Hofstr. vor der Mozartschule
Wolfgang Jung stellt im Rundgang „Nie wieder! – Jedenfalls nicht gleich“ Würzburgs Weg in den Nationalsozialismus vor. Der Journalist schildert den Angriff im März 1945, berichtet von Opfern und Überlebenden, beleuchtet die Selbstbetrauerung des offiziellen Würzburgs, wie die Stadt die Ursachen der Zerstörung verdrängte und erklärt, wie eine pazifistische Bewegung wuchs, die die Erinnerungskultur veränderte. Die Teilnahme kostet 10 Euro. Menschen mit geringem Einkommen zahlen nach ihren Möglichkeiten.
Lesung aus dem Tagebuch von Anna Haag
So., 16.3., 19 Uhr, Theater Ensemble
1940 beginnt die Journalistin Anna Haag ein regimekritisches Tagebuch zu schreiben, das sie über Jahre im Kohlekeller versteckt. In Skizzen zeichnet sie ein Abbild der Nazizeit nach, notiert Alltagsszenen und protokolliert das Verhalten ihrer Mitmenschen. Erst 2021 erschien ihr Tagebuch vollständig im Reclam-Verlag. Nach Kriegsende wollte niemand ihre Aufzeichnungen drucken, waren sie doch für die Deutschen wenig schmeichelhaft. Thomas Straus gestaltet die Lesung in Zusammenarbeit mit dem Verein ÖKOPAX Würzburg.
Erinnerungsweg
So., 16.3., 19.45 Uhr, Kirche St. Paul
Die Bürgervereinigung Heidingsfeld, die Katholische Pfarreiengemeinschaft Heidingsfeld und die Ev. Kirchengemeinde St. Paul Heidingsfeld laden zur Begehung des Erinnerungsweges an die Bombennacht vom 16. März 1945 ein, der etwa 5000 Menschen zum Opfer fielen. Treffpunkt ist vor der Kirche St. Paul, Reuterstr. 12, von wo aus die Stationen Dollgasse, Klingenstraße, Rathausplatz, Klosterstraße und Kirche St. Laurentius abgelaufen werden. Die Teilnahme ist kostenlos; eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Gedenkkonzert: A Child of Our Time
So., 16.3., 20 Uhr, Kiliansdom
Im Zentrum von Michael Tippetts Oratorium „A Child of Our Time“ steht die Geschichte des 17-jährigen Juden Herschel Grynszpan, der am 7. November 1938 den Diplomaten Ernst vom Rath in der deutschen Botschaft in Paris erschoss. Dieses Attentat nutzten die Nazis als willkommenen Vorwand für die Reichskristallnacht am 9. November. Michael Tippett nutzte das Schicksal Grynszpans als Vorlage für eine allgemeingültige Menschheitsparabel. „A Child of Our Time“ ist ein Plädoyer für Toleranz, Humanität und Gerechtigkeit.
Mahnläuten mit Lichtergedenken
So., 16.3., 21-22 Uhr, Innenstadt
Am 16. März 1945 um 21.20 Uhr bombardierten fast 300 Flugzeuge die Stadt. Innerhalb von wenigen Minuten ging das alte Würzburg in einem Feuersturm unter. Am 80. Jahrestag gedenken die Bürgerinnen und Bürger der Opfer des Krieges. Von 21 bis 21.40 Uhr versammelt man sich mit Kerzen, die vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. verteilt werden, in der Plattner-, Schönborn- und Domstraße. Um 21.20 Uhr erklingen alle Würzburger Kirchenglocken zum Mahnläuten für 20 Minuten, der Dauer des Bombenangriffs.
Nachdenkstunde: Würzburg im Feuerofen
So., 16.3., 22 Uhr, Augustinerkirche
Die Nachdenkstunde in der Augustinerkirche widmet sich dem 16. März 1945 mit einer Lesung mit Musik. Rainer Appel liest aus den Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen von Fritz Bauer, die 1985 unter dem Titel „Würzburg im Feuerofen“ erschienen. Der Würzburger Kaplan beschreibt darin den Untergang der Stadt wenige Wochen vor Kriegsende. Seine Worte lassen die Schrecken, aber auch die Menschlichkeit dieser Zeit eindrucksvoll lebendig werden. Musikalisch umrahmt wird die Lesung vom Ensemble Herbipolis.
Vortrag: Untergang des alten Würzburgs
Di., 18.3., 19.30-21 Uhr, vhs
Wie ist das Ereignis vom 16. März 1945 heute zu bewerten? Und hat es angesichts der Kriege in Europa und dem Nahen Osten, in die Deutschland verwickelt ist, noch eine besondere Botschaft? Mit diesen und weiteren Fragen setzt sich Dr. Hans Steidle in seinem Vortrag auseinander. Seit mehr als drei Jahrzehnten bilden Geschichte und Kultur der Stadt Würzburg den Schwerpunkt der Führungen, Vorträge und Publikationen des ehemaligen Lehrers. Die Kosten betragen 11 Euro. Interessierte melden sich über die Webseite der vhs an.