s.Oliver Würzburg konnte seine Negativserie in fremden Hallen auch am 29. Spieltag der easyCredit BBL nicht stoppen: Bei den GIESSEN 46ers kassierten die Unterfranken am Freitagabend trotz einer zwischenzeitlichen Führung mit 22 Punkten in letzter Sekunde noch eine bittere 74:77-Niederlage. Den entscheidenden Dreier zur erfolgreichen Aufholjagd der Gastgeber traf die Bamberger Leihgabe Andreas Obst zwei Sekunden vor dem Ende. „Es ist schade, dass wir uns für die gute Leistung der ersten 35 Minuten nicht belohnen konnten“, sagte s.Oliver Würzburg Headcoach Dirk Bauermann nach einer Partie, in der Würzburgs Kapitän Krešimir Lon?ar mit 27 Punkten einen neuen persönlichen Bestwert in der Basketball Bundesliga aufstellte.
Neben dem verletzten Mustafa Shakur musste Bauermann in der über weite Strecken sehr ruhigen „Osthölle“ auch auf Michael Cobbins verzichten, der sich wegen eines Trauerfalls in der Familie in den USA aufhält. Aber auch mit nur vier Ausländern im Kader sah es vor 3.578 Zuschauern – darunter eine kleine, aber laute Abordnung aus Würzburg – lange Zeit so aus, als könnte den Gästen der erste Auswärtssieg seit Mitte November in Vechta gelingen. s.Oliver Würzburg startete mit hoher Intensität in der Verteidigung und viel Selbstvertrauen im Angriff in die Partie und konnte sich bereits in der Anfangsphase leicht absetzen (5:11, 7. Minute). Ein kurzes Aufbäumen der Hausherren zum 10:11 konterten Krešimir Lon?ar und Co. mit einem viertel-übergreifenden 19:0-Lauf zum Zwischenstand von 10:30 in der 11. Minute.
Bei den 46ers hielt danach vor allem Skyler Bowlin (25 Punkte/5 Dreier) dagegen. Was immer die Mittelhessen aber auch versuchten, die Unterfranken hatten vor allem in der ersten Halbzeit immer die passende Antwort parat. Erst kämpften sich die Gießener auf 18:30 heran (14. Minute), dann zogen die Gäste wieder auf 22:42 weg (18. Minute). Danach veränderte sich der Abstand bis zum Seitenwechsel nicht mehr entscheidend – beim Spielstand von 29:48 aus Sicht der 46ers ging es nach einer bärenstarken ersten Halbzeit der Würzburger in die Kabinen.
„Die Spieler haben sich von der Niederlage in Ludwigsburg hervorragend erholt und Charakter bewiesen“, sagte Dirk Bauermann. Gleich zu Beginn des dritten Viertels traf Krešo Lon?ar, der 17 seiner 27 Punkte zwischen der 21. und 36. Minute erzielte, seinen zweiten Dreier zum 29:51 – die 22 Punkte Differenz bedeuteten die höchste Würzburger Führung im Spiel. Auch fünf Minuten später lagen die Unterfranken nach zwei weiteren Drei-Punkte-Treffern ihres Kapitäns immer noch mit 43:63 vorne (26. Minute). Und auch der Spielstand von 54:68 nach Ende des dritten Viertels bot noch nicht wirklich einen Grund zur Besorgnis für die mitgereisten Würzburger Fans.
Zum Bruch im Spiel der Unterfranken kam es, nachdem Dwayne Evans, Cameron Wells und Skyler Bowlin mit seinem nächsten Distanztreffer in den ersten Minuten des Schlussabschnitts auf 63:70 verkürzen konnten. Zwar hielt erneut Krešimir Lon?ar mit zwei erfolgreichen Sprungwürfen dagegen (63:74, 36. Minute). In den letzten gut vier Minuten fanden die Gäste dann aber nicht mehr das richtige Mittel gegen die immer intensivere Verteidigung der 46ers. Das Resultat waren mehrere Ballverluste und ein 14:0-Lauf, mit dem die Hausherren sich ihren nicht mehr für möglich gehaltenen vierten Sieg in Serie sichern konnten
„Wenn man so eine Seuchensaison spielt wie s.Oliver Würzburg in diesem Jahr, dann fehlt in den Situationen, in denen es knapp wird, das nötige Selbstvertrauen, um ein Spiel trotzdem gewinnen zu können“, analysierte Dirk Bauermann die Crunchtime der Partie, in der sein Team den Ball nicht mehr im Gießener Korb unterbringen konnten. Auch nicht Spielmacher Jake Odum, der neun Sekunden vor dem Ende viel Pech beim Korbleger hatte. Im Gegenzug traf auf der anderen Seite Andreas Obst den Dreier zum 75:74, dann verwandelte Skyler Bowlin noch zwei Freiwürfe zum Endstand. Weiter geht es für s.Oliver Würzburg mit zwei Heimspielen innerhalb von drei Tagen: Am Gründonnerstag kommt der ungeschlagene Spitzenreiter aus Ulm, am Karsamstag die Eisbären Bremerhaven in die s.Oliver Arena. Beide Spiele beginnen jeweils um 20:30 Uhr, für beide Partien sind noch Tickets im Vorverkauf und an der Abendkasse erhältlich.
GIESSEN 46ers – s.Oliver Würzburg 77:74 (10:25, 19:23, 25:20, 23:6)
Für s.Oliver Würzburg spielten:Krešimir Lon?ar 27 Punkte/4 Dreier, Jake Odum 14/1, Max Ugrai 7/1, Lamonte Ulmer 7/1 (7 Rebounds), Brendan Lane 6, Vincent Sanford 6, Maurice Stuckey 5/1, Sebastian Betz 2, Felix Hoffmann.
Top-Performer Gießen:Bowlin 25/5, Sears 13,Evans 11 (14 Rebounds), Wells11/3 (6 Rebounds/5 Assists)Key Stats:Punkte aus zweiten Chancen: Würzburg 6 – Gießen 14Freiwürfe: Würzburg 10 von 11 (91 Prozent) – Gießen 23 von 29 (79 Prozent)Feldwurf-Quote zweite Halbzeit: Würzburg 36 Prozent (10 von 28) – Gießen 52 Prozent (15 von 29)Dreierquote zweite Halbzeit: Würzburg 25 Prozent (4 von 16) – Gießen 50 Prozent (7 von 14)
Stimmen zum Spiel
Max Ugrai, s.Oliver Würzburg:„Wir haben richtig bitter verloren und es am Ende wieder selbst verschuldet. Es ist schwer zu erklären, was da grade passiert ist. Wir haben am Ende keine Stopps mehr geholt und dann ist es schwierig, offensiv im Flow zu bleiben. Es waren wieder viele kleine Fehler, am Ende haben wir den Sieg weggeschmissen. Insgesamt war es aber ein Schritt nach vorne im Vergleich zum letzten Spiel. Darauf müssen wir aufbauen.“
Dirk Bauermann, s.Oliver Würzburg:„Gießen hat im letzten Viertel mit den Fans im Rücken noch einmal viel Energie mobilisiert und uns zu Ballverlusten gezwungen. Dafür gebührt ihnen Respekt. Sie haben gekämpft bis zur letzten Sekunde und sind dafür mit dem Sieg belohnt worden. Für uns ist es natürlich sehr unglücklich, das Spiel erst so überlegen zu gestalten und dann im letzten Viertel so zusammenzubrechen und Ballverluste zu produzieren, die zum Teil einfach nicht passieren dürfen. Trotzdem ein Lob an die Mannschaft. Die Spieler haben sich von der Niederlage in Ludwigsburg hervorragend erholt und Charakter bewiesen, so wie sie in den ersten drei Vierteln gespielt haben. Aber wenn du so eine Saison spielst wie s.Oliver Würzburg in diesem Jahr, dann fehlt in den Situationen, in denen es knapp wird, das nötige Selbstvertrauen, um ein Spiel gewinnen zu können. Wir können mit der Leistung der Mannschaft in den ersten 35 Minuten trotzdem sehr zufrieden sein. Schade, dass wir uns dafür nicht belohnen konnten.“
Denis Wucherer, GIESSEN 46ers:„Würzburg hat heute in der ersten Halbzeit immer die richtigen Antworten gefunden. Wir haben mindestens dreißig Minuten gebraucht, um ein Rezept vor allem gegen das Pick and Roll mit Krešimir Lon?ar zu finden, das irgendwie funktioniert. Wir haben in der ersten Halbzeit jegliche Leidenschaft vermissen lassen, die für uns wichtig ist. Wir haben jedes individuelle Duell verloren und dazu auch noch schlecht abgeschlossen und den Korb nicht getroffen. Das letzte Viertel hat uns gezeigt, dass wir mit extrem viel Leidenschaft zu Werke gehen müssen, um Spiele zu gewinnen. Das sollte uns auch den Mut und das Selbstbewusst sein geben, um am Mittwoch gegen Oldenburg von Anfang an mit der richtigen Mentalität zu Werke zu gehen.“