Minimalismus ist der heiße Scheiß der Generation Y: Nur wer wenig besitzt, findet einen Ausweg aus dem inneren Chaos, der Konsumspirale, der Unzufriedenheit. Nur wer sich und seine Wohnung so seelen- und charakterlos wie möglich präsentiert, führt ein Leben frei von Ballast. Die Rebellion der Puristen ist eine kahle weiße Wand, das sind Badezimmerwaschbecken aus Naturstein und beiges Pampasgras und Sitzgruppen in allen erdenklichen Grautönen. Der Feind kommt in Form von Nippes, Trödel, Krempel und allem, was eine Geschichte erzählen könnte.
Zu glauben, dass das Starren auf schnörkellose Beton-Vasen zu mehr Seelenfrieden führt, ist schon reichlich naiv, vor allem aber lässt sich der Minimalismus-Trend in keiner Weise mit dem unbedingten Streben nach Einzigartigkeit vereinbaren. Denn Neutralität frisst eben auch Individualität. Was sagt schon mehr über einen Menschen aus, als die Dinge, die er in seinem kleinen Museum der Vergangenheit aufbewahrt, die Kuriositäten, Erbstücke, Reisesouvenirs und Aufmerksamkeiten von lieben Menschen, die zwar nicht immer schön, aber ideell wertvoll sind?
Da kann Langweiler-Deko wohl kaum mithalten – zumal man sich so ein Badezimmerwaschbecken aus Naturstein auch erst mal leisten muss. Wie gut, dass sich seit einiger Zeit ein neuer Interior-Trend durchsetzt: Maximalismus. Er gibt bunten Farben, ausgefallenen Mustern, Verspieltheit und Erinnerungsstücken endlich wieder einen Raum und huldigt der Schönheit des Chaos. Vielleicht denkt der ein oder andere jetzt über eine Umgestaltung der Wohnung nach. Besser wär’s – die Welt ist ja manchmal schon grau genug.