Unter welchem Stichwort würdest du dein Musiker-Dasein kategorisiert sehen wollen: Singer/Songwriter, Absolvent der Hamburger Schule, Rocker – oder unter einem ganz anderen?
Ach man nennt das doch einfach Musiker, oder? Diese ganzen Kategorisierungen bringen nichts, weil man ja auch immer mehr als ein Wort ist. Zu Hause ist man bestimmt kein Rocker und auf der Bühne bin ich bestimmt kein introvertierter Singer-Songwriter, weil es mir viel zu sehr Spaß bringt ein Konzert zu spielen.
Welche Bands und Musiker waren deine Vorbilder, als du Ende der Achtziger Jahre Sänger der Band Warpigs warst?
Oh da war ich in meiner schweren Metal- und Hard Rock-Phase. ACDC, Metallica, Scorpions ( Frühphase), Tankard und sowas.
Welche sind es heute?
Ich hab heute keine Vorbilder mehr. Es gibt viele Künstler die ich bewundere, aber ich bin im Reinen damit, wie es alles gerade ist. Sich jetzt noch ein Vorbild auszusuchen, das erfolgreicher ist, wäre vermessen. Aber ich wäre gerne wie Sven Regener, aber das wollen ja alle Menschen!
Deine Labelmates von Kettcar singen auf ihrem Debüt über Hamburg: „Als man ankam wollte man werden, die Geschichte schreiben, die Doofen sollten sterben“. Was waren deine Pläne bzw. Visionen, als du in den Neunzigern nach Hamburg kamst?
Ich wollte einfach nur in dieser Stadt leben und Musik machen. Hamburg war damals wirklich eine tolle Stadt. An jeder Ecke gab es einen Laden zum Musikmachen und dann habe ich noch Marcus und Reimer getroffen und mit ihnen meine Plattenfirma gegründet.
Von deiner Band Tomte hat man länger nichts gehört. Seit 2011 bist du auf Solopfaden unterwegs – mit fester Band. Man könnte dir böswillig unterstellen, dass das des Geldes wegen geschieht: mehr für dich, weniger für andere. Wie reagierst du auf solche Vorwürfe?
Das ist ehrlich gesagt die dümmste und jovialste Frage die mir in 20 Jahren gestellt wurde. Also erst mal Respekt dafür. Ich hab einfach angefangen solo zu spielen, weil ich etwas anderes machen würde. Und wenn man Erfolg und in deiner komischen Welt GELD verdienen will schreibt man bestimmt keine Lieder über Lachse und Norddeutschland, sondern über Liebe und spielt Popmusik.
Ersetzt das Solo-Projekt Thees Uhlmann die Band Tomte? Oder kommt von Tomte noch etwas?
Das weiß ich noch nicht.
Du hast seinerzeit dein Studium abgebrochen, weil dich der Universitätsbetrieb, die Dozenten und die Studenten enttäuschten und desillusionierten. Heute rekrutiert sich die Mehrheit deiner Hörer aus Studenten. Was meinst du: Was macht deine Musik gerade für diese interessant? Betrachten sie dich als einen aus ihren Reihen?
Das stimmt nicht. Ich hab einfach die ganze Zeit an Musik gedacht und war deswegen unfähig zu studieren. Ich hatte fantastische Dozenten, die teilweise sogar zu den Konzerten kommen. Natürlich gibt es in Universitäten große strukturelle Probleme, aber das ist ja bekannt. Ich glaube nicht, dass Studenten jemand brauchen, der aus ihren Reihen kommt, weil sie sich nicht als homogene Masse begreifen. Ferner liegt es mir am Herzen, dass mein gesamtes Publikum mich als einen aus ihren Reihen begreift.
Mittlerweile bist du kein Wahl-Hamburger mehr, sondern Wahl-Berliner. Trotzdem noch eine Gewissensfrage: HSV oder St. Pauli? Und wo wir schon dabei sind: Ärzte oder Hosen?
St. Pauli und Die Toten Hosen.