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Regisseur und Filmemacher Steffen Boseckert hat mit seiner Serie „Auf ein Glas mit ...“ ein Talk- und Musikformat aus Würzburg für Würzburg geschaffen. Im Januar werden sieben neue Folgen veröffentlicht. Wir sprachen mit Steffen über die Idee dahinter sowie über seine vergangenen und aktuellen Gäste. Außerdem verrät er, welche Momente ihn in den Gesprächen besonders berührt haben und ob es eine Fortsetzung des Formats geben wird.
Normalerweise stehst Du als Filmemacher eher hinter der Kamera. Was hat Dich dazu bewogen, als „Talkmaster“ zu fungieren und wie ist die Idee zu „Auf ein Glas mit ...“ entstanden?
Ursprünglich wollte ich mich nicht selbst vor die Kamera stellen. Andererseits sitze ich für mein Leben gerne in Bars und rede mit Leuten, die ich nicht kenne. Also habe ich es einfach versucht und dann durchgezogen. Die Idee ist, die Geschichten von Menschen unserer Stadt zu erzählen. Es tut einfach gut, Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen und sich vielleicht sogar ein Stück darin wiederzufinden. Genau darum geht es doch bei einem Gespräch an der Bar.
Sechs Folgen von „Auf ein Glas mit ...“ wurden von März bis Oktober 2021 auf YouTube veröffentlicht. Wie fällt Dein Resümee nach der ersten Halbzeit aus und wie war das Feedback der Zuschauerinnen und Zuschauer?
Das Feedback war sehr gut und es gab auch viele Vorschläge, wie man das Format noch weiter verbessern könnte. Die Länge von 25 bis 35 Minuten war dabei ein Punkt, den einige kritisiert haben. Allerdings ist es schwierig, sich in nur 5 bis 10 Minuten mit jemandem intensiv auseinanderzusetzen und ein echtes Gespräch entstehen zu lassen. Aber hey, für den Anfang hat sich das alles sehr gut angefühlt. Toll war auch, zu spüren, wie die Musikerinnen und Musiker nach der Corona-Flaute aufgeblüht sind, als sie in die MS Zufriedenheit kamen und endlich wieder mal spielen konnten.
In der ersten Staffel hast Du eine bunte Mischung an Menschen – von der Oberärztin bis zum Getränkemarkt-Mitarbeiter – zum Gespräch gebeten. Kannst Du schon verraten, wer in den kommenden Folgen zu Gast sein wird?
Die Idee hinter dem Format ist ja, die unterschiedlichsten Geschichten von verschiedensten Menschen aus unserer Stadt zu erzählen. Ich glaube, dass uns das für die neuen Episoden auch wieder gut gelungen ist. Unsere Gäste sind: die Leistungsschwimmerin und Olympionikin Leonie Beck, der ehemalige Kriminalhauptkommissar Uwe Dolata, die Modistin Laura Zieger, der CEO der va-Q-tec AG, Dr. Joachim Kuhn, Astrophysikerin Katharina Leiter, Capoeira-Lehrer und Jugendsozialarbeiter Naoufel Hafsa sowie die angehende Steuerfachangestellte Zahra Erfani, die sich mit ihrer Familie schon zum zweiten Mal ein neues Leben in einem anderen Land aufgebaut hat.
Wie wählst Du die Gesprächspartner für Deine Talkrunde aus? Kanntest Du sie bereits vorher oder läuft das über ein paar Ecken?
Ein paar der Gäste kannte ich schon vorher, viele aber auch nicht. Oft habe ich Freunde und Bekannte gefragt, ob sie interessante Leute kennen und bin dann einfach zu ihnen gegangen, um mit ihnen zu quatschen. So kann man schnell einschätzen, ob man einen guten Gesprächs- flow entwickelt und ob die Person auch Lust hat, sich vor Kameras zu setzen. Außerdem habe ich mir unterschiedliche Themengebiete überlegt und dann explizit nach Menschen aus diesen Bereichen gesucht. Zum Beispiel Anna: ich wollte jemanden aus der Medizin und habe mich durch- gefragt, bis mir ein befreundeter Fotograf Dr. Anna Frey nannte, die er selbst schon fotografiert hat.
In den Gesprächen werden teilweise sehr persönliche Themen und Schicksale thematisiert. Wenn Du auf die dreizehn Folgen zurückblickst: Gibt es Momente, die Dich besonders berührt und Spuren hinterlassen haben?
Jedes Gespräch birgt solche Momente, aber immer auf unterschiedliche Art und Weise. Bei Anna hat mich fasziniert, mit welcher Leidenschaft sie Ärztin ist. Bei Joseph hat mich sein Charisma komplett eingenommen. Auch, wenn wir sprachlich manchmal kleine Probleme hatten, hat er das Gespräch immer mit positiver Energie befüllt, obwohl er viel Mist erlebt hat. Sowas berührt mich dann sehr.
In den Gesprächspausen kann man bei „Auf einen Tune mit ...“ regionalen Musikerinnen und Musikern lauschen. Auf wen darf man sich hier in der kommenden Staffel freuen?
Dazu muss ich kurz sagen, dass ich wahnsinnig glücklich darüber war, was für unglaublich talentierte Musikerinnen und Musiker wir hier in der Region haben. Musik ist für mich ohnehin ein wahnsinnig wichtiger Bestandteil und daher ist es fast schade, dass in die Folge immer nur ein Song rein passt. Aber zurück zur Frage: Wir haben dieses Mal Bea, selfserviceonly, Widersacher aller Liedermacher, Lini the Blue, Grinch und Tilman am Start. Richtig tolle Sessions sind das geworden – I’m in Love!
Der Club im Alten Hafen, in dem „Auf ein Glas mit ...“ gedreht wurde – die MS Zufriedenheit – existiert in dieser Form nicht mehr. Hast Du bereits einen neuen Tresen für eventuelle weitere Folgen ins Auge gefasst?
Ob es eine Fortsetzung des Formates gibt, kann ich leider noch nicht sagen. Es gibt ein paar schöne Ideen, nur ist das Ganze sehr zeitintensiv und auch mit Kosten verbunden. Wenn wir genügend Fördermittel oder sogar neue Sponsoren für das Format finden, würde ich das Team eventuell etwas vergrößern und dann an einem neuen Tresen weitermachen – mal schauen. Mehr Infos gibt’s dann im neuen Jahr.
Zum Schluss noch die wichtigste Frage: Ab wann und wo kann man die neuen Folgen Deiner Talk- runde sehen und gibt es eine Folge, die man auf keinen Fall verpassen darf?
Start ist der 15. Januar 2022. Ab dann gibt es alle zwei Wochen eine neue Folge von „Auf ein Glas mit ...“ und zwischendurch die Musik-Sessions „Auf einen Tune mit ...“. Am besten schaut ihr euch alle Folgen an, denn nur dann wisst ihr, wie bunt Würzburg wirklich ist. Von einem vereitelten Mordanschlag über eine Selbstfindungsreise nach Peru bis hin zur Voyager-Space-Mission ist alles dabei. Und teilt gerne die Folgen, denn dafür haben wir sie gemacht!