Chakuza, dein MC-Pseudonym klingt für mich wie eine Kreuzung aus Yakuza, der japanischen Mafia, und Jacuzzi, dem Whirpool, ohne dem kein US-Rapper auskommt. Standen diese Sachen deinem Namen Pate?
Nein, gar nicht (lacht). Ich wollte einfach einen klangvollen Namen. Und Chakuza hört sich gut an. Das ist auch schon alles, da gibt es keine große Story.
Dein aktuelles Album – dein viertes – hast du bei Four Music veröffentlicht. Du beschreitest damit musikalisch und textlich neue Wege im Vergleich zu deinen älteren Sachen, die bei ersguterjunge herauskamen. Wie würdest du deinen musikalischen Werdegang beschreiben?
Puh, das ist schwer.
Vielleicht habe ich früher eine Phase durchlaufen, in der ich etwas verwirrt war. Heute bin ich da angekommen, wo das Licht scheint – ich mache das, was ich immer machen wollte. Früher war mir das nicht möglich – ich hatte weder das Budget, die richtigen Gedanken noch Leute um mich rum, mit denen das geklappt hätte. Aber jetzt bin ich soweit – und dabei bleibt´s auch.
Kann man sagen, dass dein neues Album eine Art Läuterung darstellt?
Mag stimmen, aber das geht wahrscheinlich ein Stück zu weit. Ich habe mittlerweile einfach zu mir selber gefunden. Wer mich kennt, wird das auch bestätigen.
Es ist also ehrlicher als deine früheren Sachen.
Definitiv. Auf dem Album ist nichts erfunden.
Dein neues Album heißt „Magnolia“, genau so wie ein Film von P.T. Anderson. Besteht da eine Verbindung?
Das ist mir erst im Nachhinein aufgefallen. Der Titel kommt tatsächlich von der Magnolie, also der Blume. Mein Großvater hatte viel mit Blumen zu tun, das habe ich von ihm. Es ist ein schönes Sinnbild: Magnolien – oder Pflanzen generell – verwelken irgendwann und erblühen dann wieder.
Bleiben wir beim Album- bzw. Filmtitel: Der Clou bei Magnolia, dem Film, ist, dass es am Ende Frösche regnet. Was ist der Clou bei Magnolia, dem Album?
Oha (lacht). Ich glaube, es gibt keinen. Außer vielleicht, dass ich auf dem Album endlich mal Eier gezeigt habe. Ich habe mich nackig gemacht und zeige: schaut her, so sieht´s aus. Ich bediene nicht mehr die Rap-Schiene, wo jeder der Geilste, aber im Grunde alles gelogen ist.
Das ist interessant: Bei dem Gangsta-Rap-Ding geht´s darum, dass alle ihre dicken Eier präsentieren. Aber du beweist Eier, indem du dieser Sache den Rücken kehrst.
Genau so ist es. Die anderen tun immer so, als hätten sie welche. Ich zeige sie jetzt aber wirklich.
Stellst du dich mit deinem Imagewandel in eine bestimmte Tradition?
Eigentlich nicht. Es ist eher ein Schritt zurück – zurück in die Zeit, als ich noch keine Platten herausgebracht habe. Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie, spiele selbst drei Instrumente. Mir geht es um Musik als solche, und nicht um ein Image.
Welche Instrumente spielst du denn?
Früher musste ich Klavier lernen, wovon ich heute stark profitiere. Gitarre beherrsche ich halbwegs. Und wie alle Kinder damals in Österreich habe ich Flöte gelernt.
Auf deinem neuen Album ist aber kein Song von dir produziert?
Doch, einer, nämlich „Berge verschieben“. Ansonsten habe ich mich zurückgehalten und mich auf´s Schreiben konzentriert. Außerdem habe ich mit Stickle und Steddy die besten Produzenten, die man sich vorstellen kann.
Ist das Produzieren eine Sache, die du in der Zukunft wieder in Angriff nehmen möchtest?
Schon, das mache ich ja auch gerne. Aber groß damit in Erscheinung treten werde ich wohl nicht. Das ist eher eine Sache, die ich mache, wenn ich Lust darauf habe.
Rapper representen gerne ihre Stadt. Wie sieht das bei dir aus? Stehst du für deine Geburtsstadt Linz oder deine Wahlheimat Berlin?
Das gibt´s bei mir eigentlich nicht, das ist falscher Patriotismus. Mir ist es egal, wo jemand herkommt. Ich könnte auch aus Nordafrika kommen und trotzdem mein Ding machen.
In welcher Form wirst du eigentlich auf dem Soundbad in Lohr performen? Hast du eine Band dabei oder kommst du klassisch mit DJ?
Ich komme mit Band! Es wird ein richtiges Konzert mit Schlagzeug, Gitarre und Bass – und, wenn ich Glück habe, auch mit Keyboards. Es macht viel mehr Spaß, mit einer Band zu performen – sowohl für das Publikum als auch für mich selbst.