© Entwurf: pfp architekten hamburg / Mainfranken Theater Würzburg
Das Mainfranken Theater hat das Programm für die kommende Spielzeit vorgestellt. „Licht ins Dunkel“ heißt der programmatisch rote Faden, der sich durch die im Oktober startende Theatersaison ziehen wird. Die Vorfreude ist groß, denn ein Eröffnungstermin des Neubaus am Kardinal-Faulhaber-Platz steht fest. Welche Produktionen geplant sind und was die Besucherinnen und Besucher im Kleinen Haus erwartet.
Nachdem sich die Sanierung des Mainfranken Theaters länger zieht als ursprünglich geplant, hat man nun einen Termin für die Eröffnung der kleinen Spielstätte gefunden: Am 2. Dezember hebt sich erstmals der Vorhang im Kleinen Haus. Dort und auf der temporär als Spielstätte genutzten Probebühne im Untergeschoss können dann endlich Produktionen aller Sparten mit zeitgemäßer technischer Infrastruktur realisiert werden. Musiktheater- sowie Tanzproduktionen mit Orchester werden während der Sanierung des Großen Hauses weiterhin auf der Bühne der Theaterfabrik Blaue Halle geboten. Die Konzerte des Philharmonischen Orchesters Würzburg finden bis auf wenige Ausnahmen in der Hochschule für Musik statt, die Kammerkonzerte im Toscanasaal der Residenz.
Der rote Faden durch die Spielzeit
Die kommende Saison orientiert sich an dem Motto „Licht ins Dunkel“, das alle Sparten verbindet. „Dieses Prinzip begleitet von Anfang an das deutschsprachige Theatersystem, das nun dieses kleine Theaterwunder eines Neubaus und einer Sanierung überhaupt ermöglicht hat“, erzählt Intendant Markus Trabusch, und führt weiter aus: „Mit der Eröffnung des Kleinen Haus erreichen wir – gerade für die Schauspielsparte – einen Meilenstein in der Würzburger Theatergeschichte, ermöglicht diese Spielstätte doch, was so lange fehlte: ein Ort, an dem große Klassiker genauso gespielt werden können wie zeitgenössische Dramatik und Unterhaltungsproduktionen.“ Insgesamt zwölf Schauspiel-Produktionen werden ab Dezember im Neubau stattfinden.
Eröffnung des Neubaus
Das Kleine Haus wird mit zwei Werken des meistgespielten deutschen Gegenwartsdramatikers eröffnet: Roland Schimmelpfennig. In seinem 2019 entstandenen Stück „Riss durch die Welt“ empfängt ein Millionärspaar ein junges Künstlerpaar in seiner Villa, vor der Kulisse einer drohenden Apokalypse. Nach und nach setzt sich ein düsteres Gegenwartsgemälde mit Verstörungspotenzial zusammen. Das Stück verdichte äußerst hellsichtig die Frage gesellschaftlicher Blasen angesichts sozialer Ungerechtigkeit und zunehmender Umweltzerstörung, so Trabusch.
Es wird im Rahmen eines Doppelabends zusammen mit Schimmelpfennigs „Der Kreis um die Sonne“ von 2020 zur Aufführung kommen, in dem der Autor ein kaleidoskopartiges Bild einer Gesellschaft zu Beginn einer Pandemie entwirft. Am 3. Dezember feiert Michael Endes moderner Kinderbuchklassiker „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ im Kleinen Haus Premiere, ein weihnachtliches Familienstück ab 6 Jahren. Mit dem Stück „Hautnah“ eröffnet die Tanzcompagnie die Probebühne, die als temporäre Spielstätte Platz für 120 Besucherinnen und Besucher bietet und Produktionen im intimen Rahmen ermöglicht.
Vielseitiges Programm im Musiktheater
Offiziell eröffnet wird die Spielzeit am 8. Oktober mit der Premiere von Richard Strauss‘ „Elektra“. Mit einem riesenhaften Orchesterapparat entfesselte Strauss seiner Oper Klänge, die man bis zur Uraufführung des Stückes 1909 in Dresden so noch nicht gehört hatte; ihre expressionistische Wildheit hat bis heute nichts von ihrer verstörenden Wirkung eingebüßt. Die Schweizer Regisseurin Nina Russi inszenierte bereits in der vergangenen Spielzeit Janáčeks „Die Sache Makropulos“, die am 28. Oktober wieder aufgenommen wird. Mit Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“, die am 25. November Premiere feiert, steht ein beliebter Klassiker auf dem Programm – ein typisches Werk der Wiener Operette der silbernen Ära.
Eine der bekanntesten Mozart-Opern wird ab Februar 2024 aufgeführt: „Don Giovanni“. Das Drama giocoso nach einem Libretto von Lorenzo da Ponte wurde oft als „Oper aller Opern“ bezeichnet. Sie gehört zu den wohl finstersten Werken, die Mozart je geschrieben hat. Für die Regie zeichnet sich Intendant Markus Trabusch verantwortlich. Giuseppe Verdis Geniestreich und letztes Bühnenwerk „Falstaff“ beendet die Opern-Spielzeit im Juni 2024. Ein Wiedersehen gibt es mit der Sopranistin Akiho Tsujii, die in der Titelpartie von Gaetano Donizettis Lucia di Lammermoor erneut zu erleben sein wird.
Eine Auftrags-Uraufführung im Kleinen Haus
Ebenso wie „Don Giovanni“ steht auch die Musiktheater-Uraufführung „Karl und Anna“ am 6. April 2024 unter der Regie von Markus Trabusch. Dank der großzügigen Unterstützung durch den Theater- und Orchesterfördervereins konnte man Roland Schimmelpfennig auch als Librettist für das Mainfranken Theater gewinnen. Gemeinsam mit dem österreichischen Komponisten Christoph Ehrenfellner, der als Composer in Residence im französischen Mulhouse sowie am Theater Nordhausen wirkte, schuf Schimmelpfennig aus der 1926 erschienenen Novelle von Leonhard Frank, der als bedeutendste literarische Stimme Würzburgs im 20. Jahrhundert gilt, eine Opernfassung. Trabusch erläutert: „Karl und Anna entstand in enger Abstimmung mit Autor und Komponist eigens für das neue Kleine Haus, in das mit dieser Produktion erstmals auch das Musiktheater Einzug halten wird“. Die musikalische Leitung übernimmt der Erste Kapellmeister Gábor Hontvári.
Schauspiel: 12 Produktionen im Neubau
Die Schauspielsparte findet in den Spielstätten des neu errichteten Theaterkopfbaus eine neue und dauerhafte Heimat. Neben den Premieren des Eröffnungswochenende steht ab Dezember Eugène Labiches „Die Affäre Rue de Lourcine“ auf dem Spielplan. In diesem Klassiker der französischen Salonkomödie, uraufgeführt 1857, setzt sich der Lustspieldichter mit den Dogmen der französischen Bevölkerung seiner Zeit auseinander und bedient sich den typischen Bildern des Spießbürgertums.
Im Februar kommt mit „Emilia Galotti“ eines der prägendsten Werke des ausgehenden 18. Jahrhunderts auf die Bühne des Mainfranken Theaters. Lessing verarbeitete in seiner Tragödie den Stoff der Legende um die Römerin Virginia, den er an zentralen Stellen allerdings entscheidend veränderte. Einen Ausflug ins Musical-Genre macht das Schauspiel mit Richard O’Brien‘s legendärer „Rocky Horror Show“.
Großes Angebot für Kinder und Jugendliche
Auch das Angebot für Kinder und Jugendliche ist in der kommenden Spielzeit breitgefächert. Neben „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ steht mit Wolf Erlbruchs „Ente, Tod und Tulpe“ ab Januar ein anrührendes Stück für alle Altersklassen auf dem Programm, das sich mit den universellen Fragen auseinandersetzt: Was macht das Leben schön? Warum ist es irgendwann zu Ende? Und was bedeutet Sterben? Im Monat darauf findet die Uraufführung von „Das schweigende Klassenzimmer“ statt, gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Autor Dietrich Garstka verarbeitet in seinem 2006 erschienenen Roman, auf dem das Stück basiert, persönliche Erlebnisse als Abiturient in der DDR-Diktatur. Mit „Wie Schnuppen von den Augen“, das ab April läuft, entwickelt Stefan Wipplinger in Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendtheaterzentrum in Frankfurt am Main und dem Mainfranken Theater ein Stück ab 9 Jahren über die Höhen und Tiefen der Freundschaft.
Neues Studio für die Tanzcompagnie
Mit der Eröffnung des Neubaus erhält auch die Tanzcompagnie eine neue Wirkungsstätte und damit eine lang ersehnte, eigene Räumlichkeit für Trainings und Proben im Herzen der Stadt: Ein verglastes Ballettstudio, das wechselseitig Einblicke von außen und innen zulässt. Das Ensemble startet allerdings schon am 4. November mit Ballettdirektorin Dominique Dumais‘ Choreografie „Vier Jahreszeiten“ nach Max Richters Vivaldi-Bearbeitung „Recomposed: The four seasons“ in die neue Spielzeit.
Die energiegeladene Produktion „Tanzen bis in die Puppen“ zelebriert das Tanzen ebenso wie das Zusammenkommen – mit Musik von Iggy Pop, James Brown, Miles David oder Curtis Mayfield. Die zweite Tanz-Premiere „Eros“, eine Kreation von Dominique Dumais, trägt den Untertitel „eine impressionistische Reise“ und wird vom Philharmonischen Orchester belgeitet. Abermals zu sehen sein wird „Chaplin!“: Für das Stück ließ sich Dumais sowohl von der Biographie Chaplins als auch von seinen Filmen und legendären Charakteren inspirie- ren. Auch die Reihe TanzXperiment wird fortgesetzt.
Abwechslungsreiche Konzerte
Das Publikum darf sich auf gleich sechs hochkarätig besetzte Sinfoniekonzerte des Philharmonischen Orchesters freuen, die in die musikalische Welt von Brahms, Rachmaninow, Strawinsky oder Ravel entführen – u.a. mit Solistinnen und Solisten wie Bernd Glemser, Sharon Kram und Christoph Eß. Des Weite- ren stehen drei Familienkonzerte auf dem Programm sowie altbewährte Formate: das Neujahrskonzert, die Italienische Nacht und eine sechsteilige Kammermusikreihe.
Weihnachtskonzerte, das Chorkonzert im Februar, Konzertabende im Rahmen des Mozartfests 2024 sowie traditionell die Eröffnung des Hafensommer Festivals mit der „Sparda-Bank Classic Night“ ergänzen den abwechslungsreichen Konzertspielplan. Und im Projekt Ohren auf! In Concert erarbeitet das Philharmonische Orchester im Juli 2024 mit musikbegeisterten Schülerinnen und Schüler ein gemeinsames Konzertprogramm.
Premieren + Konzerte 2023/2024
Musiktheater
So., 8.10.: Elektra
Sa., 28.10.: Die Sache Makropulos (WA)
Sa., 25.11.: Die lustige Witwe
So., 4.2.: Don Giovanni
So., 3.3.: Lucia di Lammermoor (WA)
Sa., 6.4.: Karl und Anna (UA)
Schauspiel
Sa., 2.12.: Der Kreis um die Sonne / Der Riss durch die Welt
So., 3.12.: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Sa., 16.12.: Die Affäre Rue de Lourcine
So., 31.12.: Kunst (WA)
So., 14.1.: Ente, Tod und Tulpe
Sa., 20.1.: Kaspar Häuser Meer
Sa., 17.2.: Emilia Galotti
Do., 22.2.: Das schweigende Klassenzimmer (UA)
Mi., 10.4.: Wie Schuppen von den Augen (UA)
Fr., 10.5.: The Rocky Horror Show
Sa., 25.5.: Die Comedian Harmonists (WA)
Fr., 7.6.: Calypso
Tanz
Sa., 4.11.: Vier Jahreszeiten (UA)
So., 3.12.: Hautnah
Do., 1.2.: Tanzen bis in die Puppen
Sa., 10.2.: Chaplin! (WA)
Sa., 11.5.: Eros (UA)
Sinfoniekonzerte (je Do. + Fr.)
2023: 19. + 20.10., 9. + 10.11.
2024: 15. + 16.2., 7. + 8.3., 11. + 12.4., 11. + 12.7.
Konzertevents
Fr., 15.12., Sa., 16.12. + So., 17.12.: Weihnachtskonzert
Mo., 1.1., Di., 2.1. + Mi., 3.1.: Neujahrskonzert
Mi., 24.1.: Masterkonzert
Sa., 17.2.: Chorkonzert
So., 19.5.: Sonderkonzert
Mi., 12.6.: Kaisersaalkonzert
Fr., 21.6.: Nachtmusik
Fr., 28.6. + Sa., 29.6.: Italienische Nacht
Fr., 19.7.: Sparda-Bank Classic Night
Kammerkonzerte (je So.)
2023: 15.10., 19.11.
2024: 28.1., 3.3., 24.3., 21.4., 16.6.
Familienkonzerte
Sa., 9.12. + So., 10.12.: Vorfreude, Schönste Freude
Sa., 13.1., So., 14.1. + Mo., 15.1.: Ente und Wolf
Sa., 24.2., So., 25.2. + Mo., 26.2.: Der Klang des Wassers
Sa., 6.7. + So., 8.7.: Schlag auf Schlag