© Markus Rakowsky
Arrogant, zerstörerisch und doch charismatisch – Bertolt Brechts Figur Baal fällt auf und eckt an, wird bewundert und will missfallen. Dem stadtbekannten, talentierten Dichter wird der Ruhm schnell überdrüssig, woraufhin er die Gesellschaft hinter sich lässt und mit seinem Freund Ekart acht Jahre lang auf Wanderschaft geht. Völlig frei von Konventionen und moralischen Ansichten lebt er das Leben nach seinen Vorstellungen und nimmt sich dabei, auch gewaltsam, was ihm seiner Meinung nach zusteht.
Gerade in Zeiten von Mansplaining und toxischer Männlichkeit findet das teils autobiografische Stück des damals zwanzigjährigen Brechts zu neuer Aktualität zurück. Zudem zeigt Brecht auf imposante Weise, was passiert, wenn eine dysfunktionale Figur auf eine ebenso dysfunktionale Gesellschaft trifft. Ob und wie Baal für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wird, gilt es abzuwarten.