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© Miteinander Leben & Feiern
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Der öffentliche Raum in einer Stadt ist für alle da, doch die Bedürfnisse und Interessen sind unterschiedlich. Insbesondere da, wo Nachtleben auf Nachtruhe trifft, kommt es häufig zu Störungen und Konflikten. Das im Juli 2022 durch die Stadt Würzburg beauftragte Projekt „Miteinander leben & feiern“ setzt sich für ein rücksichtsvolles Verhalten aller Beteiligten ein und dient als Anlaufstelle für Betroffene. Konfliktmanagerin Jenifer Gabel und ihre Kollegen stehen Würzburgerinnen und Würzburgern für Wünsche, Anregungen und Beschwerden im Kontext des öffentlichen Raums zur Verfügung. Daneben sind an den Wochenenden Nacht-Mediatorinnen und -mediatoren an den Party-Hotspots unterwegs und setzen sich bei Feiernden für ein respekt- und rücksichtsvolles Miteinander ein. Wir sprachen mit Jenifer über das Projekt und die aktuell anstehende Sommerkampagne.
Das Projekt „Miteinander leben & feiern“ ist vor einem Jahr gestartet – wie sieht eure Bilanz aus?
Es braucht natürlich Zeit, bis sich so eine neue Anlaufstelle etabliert und Anwohner wie auch Gastronomen die Möglichkeit wahrnehmen, uns als Vermittler bei Konflikten im Nachtleben einzubeziehen. Bei den Feiernden musste erst Bekanntheit und Akzeptanz unseres Nacht-Teams erarbeitet werden. Das ist uns in der Pilotphase ganz gut gelungen! Mit den wertvollen Erfahrungen im ersten Jahr werden wir unsere Projektarbeit nun sicher weiter optimieren können.
Damit das "Miteinander leben & feiern" gelingt, braucht es auf allen Seiten mehr Toleranz und Rücksichtnahme. Wie bewertet ihr die Bereitschaft dazu?
Im Sinne unseres allparteilichen Ansatzes, sprechen wir mit allen Beteiligten über Störungen und Konflikte im öffentlichen Raum: mit Feiernden, Anwohnenden und Gastronomen. Meist ist Feiernden gar nicht bewusst, dass sie mit ihrem Verhalten Menschen im Nahbereich stören, sie reagieren überwiegend einsichtig. Anwohner betonen häufig, dass sie unter Lärmspitzen und massiver Vermüllung leiden, aber nicht grundsätzlich gegen das Feiern sind. Und einige Gastronomen versuchen mit Eigeninitiativen wie Reinigungsaktionen oder dem Einsatz von Silencern die negativen Auswirkungen des Partytreibens einzudämmen. Kurzum: Ja, die Bereitschaft ist da!
Einige Menschen fragen sich vielleicht, warum die Anwohner, die das Partytreiben stört, nicht einfach woanders hinziehen. Was sagt ihr dazu?
Mit Blick auf den angespannten Wohnungsmarkt kann von „einfach“ ja keine Rede sein. Zudem wohnen manche seit Jahrzehnten dort, wieso sollten sie jetzt ihr Zuhause aufgeben? Vor allem aber wissen wir aus unseren Gesprächen, dass es besonders auch die zunehmenden Verschmutzungen durch Urin und Erbrochenes sind, die stören. Sowas will niemand vor seiner Haustüre haben! Hier sind klar die Feiernden am Zug: Nutzt die WCs in den Bars oder die öffentlichen Toiletten.
Um das Problem einzudämmen wurden u.a. ab 1 Uhr ein Alkoholverbot in der Sanderstraße und Juliuspromenade sowie ab 22 bzw. 23 Uhr ein Musikanlagenverbot am Sanderauer Mainufer und am Alten Kranen eingeführt. Bringen diese Verbote etwas und sind weitere Maßnahmen geplant?
Die Regelungen sind noch nicht allen bekannt und es kommen ja auch immer wieder neue Feiernde wie zum Beispiel Menschen aus dem Umland, Erstsemester und andere Neuankömmlinge in der Stadt. Eine Aufgabe unseres Nacht-Teams ist es, während ihrer Einsätze freitags und samstags von 22 bis 3 Uhr auf die Regelungen hinzuweisen. Am Sanderauer Mainufer können wir Feiernde mit Musikboxen bitten, zu den neuen „Stadtterrassen“ im hinteren Bereich ohne Wohnbebauung umzuziehen, wo kein Musikanlagenverbot gilt. Das hat im letzten Sommer schon ganz gut funktioniert.
Passend zur warmten Jahreszeit startet im Juni eure aktuelle Kampagne "Gute Sommerlaune für alle! Nimm Rücksicht, du bist nicht allein!". Was hat es damit genau auf sich?
Sobald die Sonne scheint, zieht es mehr Menschen in die Parks, auf die schönen Plätze der Stadt und ans Mainufer. Mit dem Mehr an Leuten nehmen jedoch auch die Störungen für Anwohner und andere Nutzer des öffentlichen Raumes zu. Mit verschiedenen Plakaten wollen wir und die Stadt Würzburg an die Regeln für ein gutes Miteinander erinnern, damit alle Würzburger den Sommer genießen können. Das heißt: Müll einsammeln, Scherben beseitigen, WCs nutzen und spätestens nach 22 Uhr nicht zu laut sein. Gute Sommerlaune für alle - mit mehr Rücksicht klappt’s!