© Robert Becker
Ralf Schmitz
Ob als Comedian, Moderator oder Synchronsprecher: Ralf Schmitz titscht wie ein Humor-Flummi voller Energie durch die Hallen der Republik und nimmt die Zuschauer*innen auf einen Parforceritt durch die Stolperfallen des alltäglichen Lebens mit. Am Do., 6.2., 20 Uhr macht er Halt im Congress Centrum Würzburg.
Mit Deinem neuen Programm „Schmitzeljagd“ gehst du im Februar in Würzburg auf Schatzsuche. Was möchtest Du finden?
Das ist tatsächlich eine kleine Überraschung am Ende der Show, die ich leider nicht vorweg nehmen kann. Aber wenn es um den Weg dahin geht, finde ich hoffentlich den ein oder anderen Scherz. Da ich ja so viel Improvisation mache, ist es so, dass die Hinweise auf dieser Schnitzeljagd von den Zuschauern kommen und ich – deswegen auch „Schmitzeljagd“ - muss die Auflösung der Hinweise dann selbst gestalten. Ich lasse zum Beispiel Zettel ausfüllen, auf welche die Leute drauf schreiben können, was sie wollen. Nach der Pause spiele ich dann eine Szene, in der ich die Zettel einbaue. Das ist dann in sich schon eine Schnitzeljagd, weil ich mich hier von Zettel zu Zettel weiter hangeln muss. Die Zuschauer nehmen auch auf die festen Anteile der Show immer wieder Einfluss, sprich wir sind gemeinsam auf der Jagd und hangeln uns von Hinweis zu Hinweis.
Das heißt, dass Du deine Impro-Wurzeln in der „Schillerstraße“ bei Deiner neuen Show nicht vergessen hast?
Genau! Es ist ja generell bei der Improvisation so, dass der Schauspieler nicht weiß, was kommt. Und wer ist da gefragt etwas hineinzuwerfen? Na klar, die Zuschauer! Und deswegen hat es schon eine gewisse Ähnlichkeit zur „Schillerstraße“, mit dem Unterschied, dass ich nun das Publikum mit einbeziehen kann. Das macht wahnsinnig Spaß und es ist jeden Abend eine neue Herausforderung.
Wolltest Du Dich mit diesem Programm vom klassischen Stand-Up abheben?
Ich habe nicht speziell nach einem Alleinstellungsmerkmal gesucht. Die große Leidenschaft für die Improvisation ist der eigentliche Grund für die Showthematik. Ich finde es toll mich dem auszusetzen und hinzugeben, immer wieder neu gefordert zu werden und die Routine erst gar nicht entstehen zu lassen. Ich mag es spontan sein zu dürfen, weil ich es ermüdend fände, wenn ich dauernd das gleiche machen müsste. Die Improvisation möchte ich auf keinen Fall missen, weil es eine Leidenschaft von mir ist und die Nähe zum Publikum an so einem Abend dadurch nicht zu toppen ist. Die Leute gestalten meine Show mit und ich hoffe, dass ihnen das am Ende dann auch gefällt und sie sich darüber kaputt lachen. So entsteht an jedem Abend eine Verbindung zu den Leuten, die ich wahnsinnig schätze und wodurch wir alle hoffentlich in einer kleinen Seligkeit nach Hause gehen können.
Das bringt bestimmt auch Erfrischung in die deutsche Comedy-Szene. Genau so erfrischend sind aktuelle Newcomer. Du selbst hast 2003 den deutschen Comedy-Preis für die „Dreisten Drei“ in der Kategorie „Bester Newcomer“ erhalten. Darf man sich auf ein Wiedersehen mit Mirja Boes und Markus Majowski freuen?
Aktuell ist nichts geplant, wobei das eine sehr schöne Idee ist. Im Moment spiele ich ja einige Sketche und wir hatten damals echt eine tolle Zeit. Es ist lange her, aber warum nicht, wer weiß... Wenn damit mal jemand um die Ecke kommt, würde ich bestimmt mal darüber nachdenken. Vielleicht ja auch in anderen Konstellationen.
Die deutsche Comedy-Szene erlebt aktuell einen kleinen Wandel durch einige Newcomer. Viele Senkrechtstarter kommen vor allem über Social Media-Kanäle an immense Bekanntheit. Wie stehst Du zu dieser Entwicklung?
Es ist egal, ob man sich früher an kleinen Theatern hocharbeiten musste, bis man die Chance bekam, dass man vor vielen Leuten spielen durfte, oder ob man heute einen eigenen YouTube-Kanal hat und und darüber Bekanntheit erlangt. Die Wege verändern sich über die Zeit. Es ist eine tolle Möglichkeit eine Plattform zu haben, auf der die Leute zeigen, was sie sie können. Und ob das jetzt kurz oder lange reicht, entscheiden am Ende die Zuschauer und das Talent, das dahinter steckt. Ist da Substanz oder habe ich nur ein oder zwei Male ins Schwarze getroffen und mache nicht mehr? Oder ist da wirklich so viel Leidenschaft – was der eigentliche Träger guter Comedy ist – für diese Berufung vorhanden? Ist das so, dann werden die Zuschauer das auch honorieren. Wenn es lustig ist, dann ist es lustig – egal wo es her kommt!
Dein Kollege Otto Waalkes geht Ende 2021 wieder auf große Tournee. Er wird mit über 70 Jahren noch Leute zum Lachen bringen. Wie lange willst Du deine Fans noch unterhalten?
Mindestens so lange! Der berühmte Punkt, ob es noch geht oder eben nicht geht, muss man erkennen. Wenn man sagt, dass man es noch weiter macht und es lacht keiner mehr, dann sollte man lieber aufhören, weil es offensichtlich nicht mehr funktioniert. Aber solange das noch so klappt, gibt es keinen schöneren Beruf und es wäre verrückt damit aufzuhören.
© Robert Becker
Ralf Schmitz
Du hast nun wiederholt gesagt, dass Du den schönsten Job der Welt hast. Hätten wir uns, wenn Du kein Komiker geworden wärst, auf Grund Deiner Gesangs- und Tanzausbildung auch auf Musikalben freuen können?
Durchaus! Ich habe einen Impro-Teil in der Show, in welchem ich singe und die Leute mir die Themen vorgeben. Wenn es der Komiker bei mir nicht geworden wäre, dann wäre ich wahrscheinlich in einem kleinen Theater-Ensemble gelandet. Und wenn das Talent für eine kleine Nebenrolle gereicht hätte, hätte ich auch das akzeptiert. Aber sonst: einen anderen Beruf hätte es für mich nicht gegeben. Ich hatte für meinen Vater, der zu mir meinte, dass ich das machen soll, damals ein Praktikum bei einer Bank gemacht, weil es etwas „Richtiges“ und Ernsthaftes ist. Aber am Ende wollte ich schon immer was künstlerisches machen. Ich hatte in der Schule schon Loriot-Sketche oder Stücke von Heinz Erhardt aufgeführt oder wir haben selbst witzige Stücke geschrieben. Auf dem Weg zur Komik war ich schon immer, aber darunter schlummerte schon immer der Schauspieler.
Wenn wir gerade von Heinz Erhardt, Otto oder Loriot sprechen: Lehnst Du deine Show an solche Vorbilder an?
Nein, überhaupt nicht. Komiker wie Otto improvisieren auch nicht in dem Sinne, wie ich es mache. Er geht mit Sicherheit live auf das Publikum ein, aber er spielt auf der Bühne eigentlich ja keine Szene, in der er sich von den Zuschauern anleiten lässt. Ich möchte das auf keinen Fall schlecht reden, wir haben halt einfach unterschiedliche Herangehensweisen. Aber ein Vorbild ist er in diesem Sinne dann doch, weil Otto einfach echt ist und eben so ist, wie er halt ist, weil es aus seinem Herzen kommt und er Komiker mit Leidenschaft ist. Das ist bei Loriot und Heinz Erhardt genauso. Jede Albernheit muss gekonnt serviert werden und am Ende stimmt diesbezüglich folgender Satz, den ich auch sehr liebe: Wer ein Ass aus dem Ärmel schütteln will, muss vorher eins reingesteckt haben.
Siehst Du dich selbst als Vorbild?
Mich selbst habe ich eigentlich noch nie als Vorbild gesehen. Dass bei mir vielleicht auch die ein oder andere Idee für andere Kolleg*innen überschwappt, ist durchaus möglich. Mich selbst aber als Vorbild zu bezeichnen, halte ich allerdings für vermessen und es klingt etwas selbstverliebt. Aber ich würde mich freuen, wenn mein authentischer Stil bei anderen positiv in Erinnerung bleibt.
Du bist als Comedy-Zehnkämpfer unterwegs: Moderator, Synchronsprecher, Schauspieler, Buchautor und Stand-Up-Comedian. Was darf man demnächst noch von Dir erwarten?
Ich mag die vielen Facetten meines Berufs und möchte mich da auch auf keinen Bereich versteifen. In letzter Zeit habe ich eine ganz besondere Synchronisation gemacht, über die ich aber eigentlich noch gar nicht sprechen darf. Die kommt aber hoffentlich noch dieses Jahr raus. Es könnte sein, dass ein bisschen mehr Musik dazu kommt. Wenn ich das aber mache, dann wird es aber immer noch mit Komik zu tun haben. Mein Portfolio ist auch extra deswegen so groß, damit man immer wieder etwas anderes machen kann und nicht einrostet.
Abschlussfrage: Wie geht’s Hildegard?
Ha! Hildegard geht’s super. Ich hätte das ja nicht gedacht, dass ich – nach meiner alten Katze, die ja 25 Jahre alt geworden ist – wieder eine so tolle Katze bekomme, die mir ja sogar zugelaufen ist. Hildegard ist ein Knaller, sie ist die coolste Katze. Sie macht jeden Tag Blödsinn, den ich in meiner Show natürlich auch den Zuschauern nicht vorenthalten werde.