Würzburg Sanderuni Stock
Würzburg hat zahlreiche Qualitäten! Main, Wein und viele junge Menschen, denn die Mainfrankenmetropole ist vor allem eines: eine Studentenstadt. Allein an der Julius-Maximilians-Universität waren im Jahr 2017 satte 28.878 Studierende eingeschrieben. Heimisch oder zugezogen, den Tipp, den diejenigen bekommen haben, die nach dem Abitur noch nicht so recht wussten wie es weiter geht, war meist der Selbe: Studiere, was dich glücklich macht! Das lässt sich auf zwei Arten interpretieren, je nachdem, wovon man sich Glück verspricht. Ist es ein Studium, das den eigenen Interessen entspricht oder ein solches, das einen besonders interessant für künftige Arbeitgeber macht? Den Millennials wurde eines prophezeit: Millionen Möglichkeiten und eine rosige Zukunft! Doch die derzeitige Realität sieht in mancher Hinsicht anders aus. Besonders Studenten der Geistes- und Sozialwissenschaften rutschen nach dem Abschluss zuhauf übergangsweiße in die Arbeitslosigkeit.
Ist das Studium erst geschafft, fällt dem frisch gebackenen Hochschulabsolventen ein riesiger Stein vom Herzen. Mühe und stunden-, wochen-, monatelange Bibliotheksaufenthalte haben sich ausbezahlt. Das süße Gefühl von Freiheit macht sich breit. Der junge Akademiker trägt ein breites Grinsen im Gesicht, von Ohr zu Ohr strahlt er in die Welt und wirft seinen Doktorhut in die Höhe. Doch das Lachen mag dem einen oder anderen schneller vergehen als gedacht. Nach rund 13 Jahren Schule und drei Jahren Bachelorstudium wagen die meisten ihre ersten tapsigen Schritte aufs Karriereparkett. Doch noch kein Profi ist vom Himmel gefallen. Nicht selten müssen sich Absolventen durch die harte Schule der Jobsuche quälen, während das Leben mit ihnen Tango tanzt. Praktika, Minijobs, Zukunftsängste, Selbstzweifel. Dieser fiese Einstieg ins Berufsleben ist kein Spaziergang.
Für die glorreiche Generation Y sollte das ganze natürlich ein Zuckerschlecken sein! Immer mehr junge Menschen studieren, die Nachfrage nach Bildung wächst von Jahr zu Jahr, rund 41 Prozent der Jugendlichen machen Abitur. Klassisch heißt es danach raus aus dem Elternhaus und rein in die erste eigene Studenten-WG. Die Welt liegt den Abiturienten zu Füßen, alles ist möglich! Den Wald vor lauter Bäumen allerdings noch zu sehen ist vorteilhaft, denn die erste richtungsweisende Entscheidung steht an: Was studiere ich? Von traditionsreicheren Studiengängen wie Jura und BWL bis hin zu Exoten wie Rasenmanagement, Urbanistik, Körperpflege und Gamedesign, alles lässt sich mittlerweile studieren. Ein Knackpunkt, denn dem Trugschluss mit Kusshand von der Uni weg angeworben zu werden, können sich nur die wenigsten Studenten hingeben. Entscheidend ist mitunter die Wahl des Studienfaches. Wirft man einen Blick in die Zukunft, so zeigt sich, dass bei weitem nicht jeder Studiengang schnellen Erfolg verspricht, unabhängig davon wie außergewöhnlich er sich auch anhören mag.
Nachdem der junge Akademiker nun also sein studentisches Leben durch eine letzte rauschende Feier begossen hat, setzt er sich zurück an den Schreibtisch. Die Suche beginnt! „Sehr geehrte Damen und Herren...“, „Hiermit bewerbe ich mich...“, „Mit freundlichen Grüßen“. Die Rückmeldung: „Wir bedauern Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir Sie im weiteren Bewerbungsprozess nicht berücksichtigen werden.“. Nach und nach hagelt es die ersten Absagen und das strahlende Lächeln weicht einer Miene á la Grumpy Cat. Wäre es klüger gewesen Informatik oder Medizin studiert zu haben?
Generell haben Hochschulabsolventen beste Chancen für einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben. Jedoch tritt häufig ein immer wiederkehrendes, bekanntes Phänomen auf: das Thema Berufserfahrung. Sei es eine Praktikumsstelle, ein Traineeprogramm oder eine reguläre Anstellung, Arbeitgeber scheinen zu erwarten, dass Bewerber neben ihrem Studium schon drei Jahre einschlägige Berufserfahrung gesammelt haben. Zudem herrscht vor allem in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, in Medienberufen und in der Biologie eine Diskrepanz zwischen Arbeitsnachfrage und Arbeitsangebot. Die glücklichen Gewinner bei der Jobsuche sind Absolventen aus Ingenieurfachrichtungen, der Softwareentwicklung sowie ärztliches und pharmazeutisches Personal. Somit läuft der Karriereeinstieg nicht in allen Fällen problemlos ab.
Doch auch für die Verlierer in Sachen Arbeitskräftenachfrage heißt es durchatmen. Der Arbeitsmarkt für Akademiker hat sich in den letzten Jahren ohne Zweifel sehr positiv entwickelt. Der Trend zur Akademisierung setzt sich fort. Mehr als jeder fünfte Erwerbstätige hat einen Hochschulabschluss. Ebenso setzte sich der Trend zur Höherqualifizierung fort und die Arbeitskräftenachfrage wuchs kontinuierlich. 20 Prozent aller Hochschulabsolventen suchen sechs Monate nach einem Job, 15 Prozent suchen länger als ein Jahr, hat man jedoch seinen ersten Treffer gelandet gibt es in der Regel Entwarnung. Die Arbeitslosenquote unter Akademikern sank auf 2,3 Prozent und liegt somit nahe der Vollbeschäftigung. Das hört sich doch gar nicht schlecht an!
Mit dieser Aussicht kann sich der junge Akademiker also getrost den Doktorhut gerade rücken, weiter fleißig Bewerbungen schreiben und durch die halbe Welt reisen um bei jedem einzelnen Bewerbungsgespräch zu brillieren. Selbstbewusst, trotz erster Ernüchterung, denn irgendwann kommt ein Personaler daher, der einem die Chance ermöglicht mit einem dreifachen Auerbachsalto in die Arbeitswelt einzutauchen.
Zu studieren was einen glücklich macht ist im Umkehrschluss also nicht der schlechteste Rat. Sei es Informatik oder Philosophie, ein leichter oder schwerer Berufseinstieg, am Ende findet jeder Topf seinen Deckel. Tatsächlich ist die Übergangsphase wohl nicht die einfachste, der ach so steinige Weg ist von Selbstzweifeln und Existenzängsten geprägt, doch auch das fördert, sieht man den Silberstreifen am zunächst so düster erscheinenden Horizont, lediglich das Selbstwachstum.
Und am Ende kommt immer die Moral von der Geschicht’: Nicht verzagen, denn unbeschäftigte Akademiker gibt’s fast nicht!