© Paul Ripke
Marteria
Die Roswell-Tour von Marteria ging 2018 in die zweite Runde. Selbstverständlich lies es sich der Rostocker nicht nehmen, wieder von Würzburg aus Signale ins All zu senden. Diesmal von der s.Oliver-Arena aus und mit 3Plusss als Support. Im Interview mit FRIZZ hat Marteria unter anderem verraten, wie eine Alien-Invasion verhindert werden kann und warum keines seiner Alben so wie das erste klingt.
Auf den Voyager Golden Records befindet sich eine Playlist, um das musikalische Erbe an potentielle außerirdische Lebensformen zu übermitteln. Wenn du die Playlist updaten könntest, was käme da drauf?
Einfach ein The Prodigy-Album – The Experience oder so. Dass der Mensch Rhythmus-Gefühl besitzt und empfindet ist das Wichtigste, was ankommen sollte. Mit Text müsste man nicht unbedingt kommen. Die Musik ist ja die Sprache!
Welche Tracks auf der Playlist könnten eine Alien-Invasion definitiv abwenden?
„Heal the World“! Auf jeden Fall irgendetwas friedenstiftendes von Michael Jackson. Ich glaube bei „Heal the World“ würden sogar die Aliens weinen.
Du bist an der Ostsee geboren und lebst auch dort. Was hat die Ostsee der Karibik voraus?
Ich glaube die Ostsee ist weniger gefährlich. Die Wetterlagen sind nicht ganz so verschieden, wie in der Karibik, keine Hurricanes, die einmal im Jahr mehrere Länder heimsuchen und die Artenvielfalt in der Karibik ist sicherlich höher. Das alles hat die Ostsee nicht zu bieten. Für mich ist und bleibt die Ostsee aber das schönste Meer. Ganz allgemein ist Wasser für mich sehr wichtig, ich brauche das. Wenn ich zwei Wochen kein Wasser habe, drehe ich so ein bisschen durch.
Wie oft bist du zu Hause um die heimische Natur genießen zu können?
Die Hälfte der Zeit bin ich auf jeden Fall zu Hause. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden. Dann gehe ich auch gerne und viel angeln.
Du warst 2002 noch als Mitglied der Underdog Cru mit Mark B. & Blade auf Europatour – und somit mit Britcore-Aushängeschildern. Britcore war in den Neunzigern gerade in Norddeutschland recht populär. Hatte das Einfluss auf dich? Und inwiefern?
Allgemein hatte Musik aus England einen riesigen Einfluss auf meinen musikalischen Werdegang und meine komplette Karriere. Ich habe immer eher auf die Insel geguckt, als in die Staaten - das ist bei vielen meiner Kollegen sicherlich anders.
Was hat es dir besonders angetan?
Natürlich denke ich dabei zuerst an „The Prodigy“, aber auch von „Björk“ bin ich ein riesiger Fan, „Goldie“ und „Radiohead“ haben mich auch immer begeistert. Gerade die neuen Musikrichtungen, die sich auf der Insel entwickelt haben, von „Drum and Bass“ zu „Garage“, über „Dubstep“ und „Grime“, feiere ich sehr. Die Engländer haben es immer wieder geschafft, sich neu zu erfinden und Musikstile und Genres zu vermischen und das ist das, was mich begeistert. Das ist nicht so festgefahren und deshalb haben die Engländer auch den anderen immer gezeigt, wie es funktioniert. Langsam kommt das auch hier an, denn die Amis haben angefangen von den Engländern zu kopieren und die Deutschen wiederrum kopieren ja auch immer gerne von den Amis.
Du bist ja mittlerweile auch fast Songwriter für die „Toten Hosen“. Da hast du mit Campinos Text-Fragmenten gearbeitet. Inwiefern unterscheidet sich das Texten von Rap Tracks von gesungenen Stücken?
Im Prinzip geht es beim Texten immer darum, dass die Stimmung passt. Da gibt es keinen großen Unterschied zwischen Rapsongs und Rocksongs. Der einzige Unterschied ist, dass ein Raptext schon mehr Text hat, als ein guter alter Punkrock-Song. Und mit Campino läuft die Zusammenarbeit ja sowieso über unsere Freundschaft und daraus entstehen schlussendlich die Texte. Ich sitze nicht da und sage: Jetzt schreib ich einen Rocktext. Campino hat schon so viele krasse Texte und Alben gemacht, der braucht das eh nicht wirklich. Es hat einfach Spaß gemacht rumzuhängen und manchmal entsteht etwas dabei und manchmal eben nicht.
Schleicht sich beim Schreiben irgendwann eine gewisse Routine ein?
Mir macht Schreiben einfach Spaß und das hat sich nicht geändert. Also so etwas wie eine Schreibblockade hatte ich noch nie. Ich hatte zwar erfolgreiche Alben, aber das ist nicht das, was mich weiter antreibt. Ich möchte immer wieder Neues entdecken und mich nicht einschränken. Man sagt ja auch oft über Künstler, dass die erste Platte immer die beste sei und sie sollen doch die neuen Platten machen, so wie damals, aber das ist einfach Scheiße. Innovativ zu sein treibt die Musikszene ja auch voran und man sollte sich den Arsch aufreißen für geile Beats und geile Texte. Ich setzte mir einfach ungern Grenzen - womit wir wieder bei der englischen Musikszene wären. Wenn man sich nicht mehr inspirieren lassen kann, muss man auch einfach sagen: Es ist vorbei, es klappt nicht mehr. Die Musik muss am Ende ehrlich sein!
Die Hosen sind ja auch Crossover-Pioniere, ihr „Hip Hop Bommi Bop“ mit „Fab 5 Freddy“ ist älter als „Walk this Way“ von „Run DMC“. Wann kommt euer Walk this way?
Das Problem dabei ist, dass „Walk this Way“ in den 80ern alles abgerissen hat, weil es einfach eine unvorstellbare Kombination war. Heute würde jeder gähnen, wenn jemand einen Rock/Rap-Crossover-Track rausbringen würde. Aber auf Zurück in die Zukunft 2 haben wir ja schon einmal einen Track zusammen gemacht.
Am 18.3. trittst du wieder in Würzburg auf – in der s.Oliver-Arena. Kommen dir bestimmte Erinnerungen hoch, wenn du an Würzburg denkst?
Ich war mal mit meinem Kumpel Felix aus Würzburg angeln. Das war schön. Da wurde ich dann auch direkt danach von der „Peta“ angezeigt. An einen meiner ganz frühen, legendären Aufritte erinnere ich mich noch gut. Da war ich mit Casper und den Orsons zusammen auf Tour und in Würzburg waren die meisten Leute am Start. Ich bin auch schon zur Burg hochgelaufen und war in ziemlich allen guten Restaurants und Bars der Stadt. ich hatte sogar mal ne Freundin da, also ich kenn mich schon ganz gut aus.
Letzte Frage: Steigt Rostock auf?
Absolut. Bis zum Heimspiel gegen Würzburg dauert es auch nicht mehr lange. Da hoff ich natürlich, dass Rostock gewinnt!