Das Mädchen von weither

Dunkel. Stille. Behutsam schiebt sich ein blasser Mond hinter Wolkenfetzen hervor und blickt auf einen finsteren Wald herab. Schwarze, schroffe Bäume baden in seinem fahlen Licht und mittendrin: ein rotes Knäuel, ein Mädchen, das mutterseelenallein durch das Geäst stapft. Die Kälte frisst sich durch die Nähte seiner riesigen, roten Jacke und nistet sich auf der zitternden Haut ein. Das Kind läuft und läuft, einen Fuß vor den anderen, weiter und weiter, von weither, nur wohin…

Doch plötzlich mischt sich ein Funkeln in den immergleichen Schimmer des Mondes. Und als das Mädchen aufschaut, findet es sich auf einer Lichtung vor einem kleinen Holzhaus wieder. Aus den Fenstern dringt ein Schein von Wärme, Gesellschaft, Hoffnung… Überglücklich hämmert das Mädchen an Tür und Fensterscheiben. Hinein. Ankommen. Bleiben?

Vor dem Kamin in der Hütte hat die Graue ihre Füße ausgestreckt und schwelgt in gemütlicher Einsamkeit. Alles ist still. Es ist niemand da, der sie behelligen oder gar stören könnte – bis es vehement an ihre Tür trommelt. Verdutzt und widerwillig erhebt sich die Graue und lauscht… Weeeeer iiiiiist daaaaa?

Was geschieht, wenn wir anderen Menschen die Tür öffnen? Sie in unser Leben lassen? Können wir nicht besser mit- als nebeneinander existieren? Das Zwei-Personen-Stück versucht, auf diese und andere Fragen zur Suche nach dem eigenen Platz in der Welt und menschlichen Bedürfnissen wie Nähe und Einsamkeit eine Antwort zu finden.