Hiob
Mainfranken Theater Theaterstraße 21, 97070 Würzburg
19:00 Einführung im Foyer
Mendel Singer ist ein gewöhnlicher Mann. Der orthodoxe Jude steht gottesfürchtig fest im Leben. Zusammen mit seiner Frau Deborah lebt er in Zuchnow im zaristischen Vorkriegs-Russland. Mit der Geburt des jüngsten Sohns Menuchim, der an epileptischen Anfällen leidet, beginnt eine unaufhaltsame Serie von Schicksalsschlägen, die das Familiengefüge erschüttern. Menuchim wird als schwachsinnig verschrien. Der älteste Sohn Jonas geht zum Militär, was damals den sündhaften Bruch des jüdischen Gesetzes bedeutet.
Schemarjah, Mendels zweiter Sohn, entzieht sich der Einberufung und wandert nach Amerika aus. Dort wird er ein erfolgreicher Geschäftsmann und verliert den Bezug zum Judentum. Als sich die Tochter Mirjam mit einem Kosaken einlässt, für einen Ostjuden der Inbegriff alles Teuflischen, wandert Mendel mit Frau und Tochter ebenfalls nach Amerika aus. Menuchim lassen sie in Russland zurück. Doch in den USA gibt es keine Erlösung für die Familie. Im Gegenteil bringen die Wirren, die der Erste Weltkrieg dort auslöst, noch größeres Leid über Mendel und Deborah Singer.
Erschienen 1930, beleuchtet der Roman „Hiob“ anhand der ostjüdischen Familie Mendel feinsinnig wie schonungslos Ur-Themen des 20. Jahrhunderts: Heimatlosigkeit, die existenzialistische Infragestellung von Gott und individuelle Lebenskrisen, die gleichsam Zeitkrisen sind. Der 1894 im oberösterreichischen Galizien geborene und 1939 in Paris verstorbene Joseph Roth hinterlässt ein Werk, das wie kein zweites die Zerissenheit eines Jahrhunderts widerspiegelt. Die Bühnenfassung des Romans von Koen Tachelet wurde im April 2008 in Johan Simons‘ Regie an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt.