Hänsel und Gretel
Mainfranken Theater Theaterstraße 21, 97070 Würzburg
„Ich habe Hänsel und Gretel fertig gemacht, und ich glaube, daß es Dir gut gefallen wird... Vorläufig sende ich Dir die in Musik zu setzenden Sachen und bitte Dich herzinniglich, liebstes Engel-Bärtchen, hilf, hilf schnell! ... Nun sei lieb, Bruderherz, und mach mir so etwas recht Hübsches, Volkstümliches; es ist dies mein wohlgelungenstes Werkchen und so recht mein Lieblingskindchen.“ (Adelheid Wette, 1890)
Nur bei wenigen Komponisten findet sich eine ähnliche Konzentration der Wahrnehmung ihres Schaffens auf ein einzelnes Werk wie im Falle Engelbert Humperdincks. 1854 geboren, hatte er bis Ende der 1880er Jahre noch kaum öffentliche Anerkennung erfahren und schlug sich als Lehrer am Hoch'schen Konservatorium sowie als Rezensent der Frankfurter Zeitung durch. Mit dem in Anlehnung an Wagners Parsifal so genannten „Kinderstuben-Weihfestspiel“ „Hänsel und Gretel“ gelang Humperdinck der große Durchbruch. Es ist seine erste vollständig ausgearbeitete Oper, auf ein Libretto seiner um vier Jahre jüngeren Schwester Adelheid Wette und nach dem bekannten Märchen der Brüder Grimm. Die Weimarer Uraufführung am 23. Dezember 1893 unter der Leitung von Richard Strauss etablierte „Hänsel und Gretel“ von Beginn an nahezu ausschließlich als Weihnachtsoper. Die Gattungsbezeichnung „Märchenspiel“ weitet den Interpretationsrahmen aber auch zum abgründigen Symbolspiel um Leben, Tod und Erlösung. Der Irrpfad der Kinder, er führt nicht nur in den dunklen Wald, sondern auch in das unbehauste und unheimliche Dickicht der Seele.