Eisfreund
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Kunsthalle Rüfferstraße 4, 97421 Schweinfurt
Er hat schwer zu tragen – der große „Bilderträger“ von Gerhard Rießbeck. Auf zwei Stöcke gestützt bahnt er sich mit zahlreichen Leinwänden auf dem Rücken seinen Weg durch den Schnee. Mit den gewaltigen Maßen von sieben Metern Höhe und fünf Metern Breite steht die Installation im Mittelpunkt der Schweinfurter Ausstellung. Ebenso wie der titelgebende „Eisfreund“, der in der rechten Hand einen kleinen, leuchtenden Eisbrocken präsentiert, – beides sind aktuelle Arbeiten aus dem Jahr 2018 – spiegelt er metaphorisch die Situation des Malers wider: Gerhard Rießbeck vergleicht das Wandern in der Eiswüste mit „dem Malen auf der weißen Leinwand“.
Den Künstler faszinieren die Polarregionen, er malt unendlich wirkende Landschaften mit grau-blauen Eisbergen und mystischen Meeresstimmungen. Rießbeck beeindruckt die extreme und ursprüngliche Natur der Arktis und der Antarktis, die er unter anderem bei zwei mehrwöchigen Expeditionen in den Jahren 2001 bzw. 2005 mit dem Alfred-Wegener-Institut hautnah erleben durfte. Wasser und Eis sind Rießbecks Elemente.
Gerhard Rießbeck ist in Schweinfurt kein Unbekannter: Der Künstler war Teilnehmer der Triennale-Ausstellung 2012, die damals unter dem Motto „anders:wo“ stattfand. 1964 in Lichtenfels geboren hat er heute seine Heimat im mittelfränkischen Bad Windsheim. Im dortigen Atelier verarbeitet Rießbeck seine Reiseerlebnisse unter anderem nach Norwegen, Island, Grönland, Kamtschatka oder Spitzbergen. Es entstehen teilweise mehrere Quadratmeter große Gemälde. In der Schweinfurter Schau, die etwa 50 Arbeiten umfasst, werden viele aktuelle Werke aus den letzten Jahren präsentiert, die teilweise noch nie ausgestellt waren.
Immer wieder bietet die Ausstellung interessante Gegenüberstellungen aus den Themenbereichen „Polarlandschaft“, „Mensch“ und „Haus“, so dass sich sinnvolle Bezüge ergeben. Das Motiv der Eiswüste dient dabei als verbindendes Element.
Bei seinem Ausstellungsrundgang begegnet der Besucher beispielweise dem zwei mal drei Meter umfassenden Gemälde „Großer Eisberg“, das die Kunsthalle Schweinfurt 2016 erwerben konnte.
Die Installation „Unterwegs“ besteht aus vielen unterschiedlichen Skizzenbüchern und kleinen Reiseerinnerungen. Hier wird der Kontrast zwischen der spontanen, manchmal unter widrigen Bedingungen entstandenen Malerei auf Reisen und den ausgearbeiteten Atelierbildern besonders deutlich. Die Installation ist gewissermaßen ein Einblick in die Werkstatt.
Gerhard Rießbeck beschäftigt sich mit dem Menschen und der Frage: „Wie kommt der Mensch in dieser rauen Natur zurecht?“ Er zeigt auf seinen Bildern dick eingehüllte Menschen mit Kapuzen auf dem Kopf und abweisenden Schutzbrillen. In den unwirtlichen Eislandschaften wirken sie einsam und isoliert.
Immer wieder widmet sich Gerhard Rießbeck dem einfachen Bretterhaus mit Satteldach, das meist einsam in der Landschaft steht. Ganze Haus-Reihen sind entstanden, das „Haus des Malers“ steht mal am Strand, mal am Meer, mal am Berg. Auch eine dreidimensionale Arbeit des Hauses findet sich in der Ausstellung. Obwohl das Motiv von grönländischen Blockhäusern angeregt ist, bildet Gerhard Rießbeck hier keine realistische Architektur ab. Vielmehr repräsentieren die Häuser den Maler und das Malen an sich.