32. Jazzfestival
bis
Felix-Fechenbach-Haus Gutenbergstraße 11, 97080 Würzburg
Rebecca Trescher Ensemble 11
Großer Start! Die Elf aus Nürnberg sind ein Kammerensemble, keine kleine Bigband. Die Instrumentierung mit Harfe, Vibraphon und Cello bereichert Jazz um seidig glänzende Hintergründe und ökonomisch einfließende Soli. Das Fließen, Auftürmen und Verebben in Schönheit erhält durch diese Arrangements Einzigartigkeit, ohne dass Rebecca Trescher und Team sichtlich nach Originalität suchen müssten. Die klassische Klarinettistin wählte ihre Mitmusiker passend zu ihrem eigenen Instrument. Das Ergebnis wirkt auch deswegen so lebendig, weil Trescher ihre Mitmenschen im Alltag genau beobachtet und sich von diesen Situationen zu ihren Klangfeldschichtungen inspirieren lässt.
Contrast Trio
Mindestens eine Band pro Festival soll das Grenzgebiet zwischen Jazz, Elektronika und Avantgarde-Rock beackern. Heuer fanden wir (als Nachfolger von Trio ELF, Ronin u.a.) ein kosmisches Ensemble, das sehr weit in die Tiefe des Raums dringt, von dort seine Zeichen sendet, verfremdet, beirrend, groovy – aber immer unverkennbar die Tugenden des Jazz hochhält. Dafür erhielt das Contrast Trio 2016 den Hessischen Jazzpreis, einen der angesehensten in allen 16 Bundesländern. Die Drei ebnen die Contraste zwischen ihren Instrumenten bisweilen willentlich und wissentlich ein, indem sie ihre Ausgangsfrequenzen elektronisch bearbeiten. Umso erhabener können sie dann aus den Klangflächen aufsteigen. Was übrigens wie eine fortdauernde Gruppenimprovisation klingt, enthält höhere Kompositionsanteile, als der Hörer bisweilen glaubt.
Nicole Jo Quartett
Wenn Jazzensembles Dax-Konzerne wären! Dann wäre die Frauenquote mit 50 Prozent bei diesem Festival der Jazzbörse – vulgo Ini – längst erreicht. Denn vier von acht Festival-Bands 2016 werden von Frauen geleitet. Die Saarländer Saxophonistin Nicole Johänntgen spielt zart und flüsternd und kracht dann wahre Explosionen heraus. Hat schon einmal jemand diese Art des Expressiven als „typisch weiblich“ bezeichnet? Wie auch immer, stilbildend für das Quartett ist Jos Bruder Stefan, der Soundtüftler. Seine Synthesizerklänge gehen bisweilen seltene Kombinationen mit dem Zweitinstrument des Drummers und Percussionisten ein, mit der Blue Point Steel Harp. „Colours“ heißt die letzte CD des Trios, und auf farbige akustische Bäder kann sich die Hörerschaft am Schluss des Samstagabends freuen