Du und deine Bandmitglieder, ihr kommt aus Tucson, Arizona, einer großen Stadt in der Wüste. Die Musik von Calexico klingt, als ob die Wüste lebendig würde. Wie ist das Leben in der Wüste? Was ist das Spezielle daran?
Die Wüste ist ein schöner Ort mit vielen interessanten Facetten. Sie erscheint einem grenzenlos. Aber weder unsere Heimatstadt noch wir selbst sind „typische Wüstenprodukte“. Natürlich übt diese Herkunft einen gewissen Einfluss aus. Aber wie alle Menschen unterliegen auch wir den unterschiedlichsten Einflüssen. Als Band sind vermutlich die vielen Reisen, die wir unternehmen, am meisten prägend.
Die Musik, die ihr macht, kombiniert Elemente von Mariachi-Musik, Folk, Country und Latin Jazz. In der Musikpresse wird euer Style gerne als Tucson-Dessert-Rock beschrieben. Was sagst du zu dieser Bezeichnung?
Dieser Begriff wird weder uns noch der Stadt Tucson gerecht. Unseren Sound anhand einer Stadt, einer Region oder einer engen Sichtweise festmachen zu wollen wäre blödsinnig. Die gesamte Welt bietet uns Eindrücke, die wir soundmäßig umsetzen.
Der Begriff grenzt euch also zu sehr ein?
Ja, definitiv.
Wo wir schon bei Grenzen sind: Deine Band bricht ja sozusagen musikalische Grenzen auf, und auch thematisch seid ihr Grenzgänger. Einige eurer Texte beziehen sich auf die politische und soziale Situation im mexikanisch-amerikanischen Grenzgebiet. Inwiefern ist Calexico eine politische Band?
Indem wir uns der Welt nicht verschließen. Wir klammern keine Aspekte als mögliche Inhalte unserer Songs aus, weder politische noch soziale. Unser musikalischer Ansatz steht entsprechend für Freiheit, aber auch für Verantwortung. Das sogenannte „Globale Dorf“, in dem wir ja mittlerweile leben, macht das umso mehr erforderlich.
Das „Globale Dorf“ möchte ich gleich als Stichwort aufgreifen: euer erstes Album erschien auf dem deutschen Musiklabel Hausmusik. Wie kam das zustande?
Durch das Umherreisen. Wir lernten Wolfgang Petters kennen, der das Label geführt hat. Bei Hausmusik wurden am Anfang die Plattencovers noch von befreundeten Leuten in Handarbeit hergestellt – mit Klebstoff und Schere. Wir mochten diese liebevolle und unmittelbare Herangehensweise. Da war viel Leidenschaft und Hingabe im Spiel.
Als Band habt ihr schon oft mit anderen Musikern kooperiert, z.B. mit Marianne Dissard, Iron & Wine und The Notwist. Hast du einen Wunschkandidaten, mit dem du noch einen Song aufnehmen willst?
Schon. Das ist aber eine lange Liste. Sie wird auch immer länger. Ein Kandidat wäre die dominikanische Sängerin und Songschreiberin Rita Indiana. Sie ist fantastisch. Was sie macht hat einen gewissen Punk-Ansatz und bewegt sich irgendwo zwischen Gesang und Rap. Daneben würde ich gern mit Bill Callahan musizieren. Er ist einer meiner liebsten Singer/Songwriter in den USA. Noch mal mit The Notwist zu arbeiten wäre auch schön.
Es gibt entsprechend wohl auch keine musikalische Spielart, auf die ihr generell mehr Lust habt, wenn es um musikalische Kooperationen geht.
Nicht wirklich. Zwar hat jeder in der Band seine persönliche musikalische Prägung, seine individuellen Vorlieben und jeweils eigene Projekte am Laufen, die nicht unbedingt viel mit dem Calexico-Sound zu tun haben. Aber generell experimentieren wir gern, sei es nun mit elektronischen oder mit Jazz-Elementen. Facettenreichtum ist wichtig in der Musik.
Ihr seid ja auch auf diversen Soundtracks vertreten. In Würzburg dürfte so ziemlich jeder zumindest einen eurer Songs kenn, nämlich „Ballad Of Cable Hogue“, weil dieser Song bei Lammbock vorkommt, einem Film, der in Würzburg spielt. Kennst du den Film?
Klar. Zu Hause habe ich auch den Soundtrack.
Ich hätte nicht gedacht, dass es diese Nachricht über den großen Teich schafft...
Doch. Ich mag Filme und bin generell ein Fan des europäischen Kinos.
Kommen wir zu eurer Europa-Tournee. Bringt ihr diesmal wieder die Mariachi-Band „Luz de Luna“ mit?
Nein, eher nicht. Das ist eine Zeit- und natürlich auch eine Geldfrage. Als wir sie 2003 mit dabei hatten, war das insgesamt sehr spaßig, aber diesmal wird es wohl nicht klappen. Dafür haben wir bei dieser Tour zwei Gitarristen im Schlepptau. Die haben es auch drauf, soviel steht fest.
Klingt gut. Können sich eure Fans hier in Würzburg noch auf weitere Überraschungen freuen? Neue Songs zum Beispiel?
Ja, auf jeden Fall! Wir arbeiten gerade an neuem Material. Wenn wir in Würzburg sind, haben wir garantiert neue Songs auf Lager! Auf ein paar 80er-Jahre-Coversongs dürft ihr auch gespannt sein.
Cool. Das hat ja schon bei der Joy Division-Nummer „Love Will Tear Us Apart“ spitze funktioniert.
Ja, richtig. Schön, dass du den kennst! Und wo wir schon bei den Achtigern sind: wir bringen zur Tour eine EP mit, die nur auf den Konzerten erhältlich sein wird. Sie enthält zwei unveröffentlichte Versionen von Maybe On Monday, einem Song aus unserem aktuellen Album – und außerdem drei 80er-Jahre-Coversongs. Welche das sind, wird aber nicht verraten. Das erfahrt ihr erst in Würzburg...