Vater
Theater der Stadt Roßbrunnstraße 2, 97421 Schweinfurt
Tragikomödie von Florian Zeller (geb. 1979)
Deutsch von Annette und Paul Bäcker
Inszenierung: Rüdiger Hentzschel
Ausstattung: Marcus GanserDramaturgie: Martina Kullmann
mit Ernst-Wilhelm Lenik, Irene Christ, Juliane Köster, Benjamin Kernen, Maja Müller, Tim Niebuhr
Uraufführung im Théâtre Hébertot in Paris am 20. September 2012 Premiere im Alten Schauspielhaus Stuttgart am 04. November 2016
Die französische Tageszeitung »Le Figaro« nennt Vater »eines der besten Stücke von Florian Zeller«, »fantastisch« schwärmt »The Times«, und laut »France Inter« (Radio France) ist die Tragikomödie genau das richtige Stück, »wenn Sie das Lachen lieben, das sich auflöst in Tränen, und wenn Sie die Tränen lieben, die sich in Gelächter verwandeln...«
André, achtzig, Witwer, Vater von zwei Töchtern, merkt, dass sich etwas verändert – es verschwinden Sachen, er versteckt Gegenstände, fühlt sich bedroht, verfolgt, verliert die zeitliche und räumliche Orientierung: »Irgendetwas Seltsames passiert. Als hätte ich kleine Löcher. Im Gedächtnis. Kriegt keiner mit. Winzig klein. Mit bloßem Auge nicht zu sehen. Aber ich, ich spüre es..« Noch lebt er allein in seiner Pariser Wohnung, versucht vor seiner älteren Tochter Anne den Eindruck aufrechtzuerhalten, alles sei in Ordnung, wobei es ganz offensichtlich ist, dass er allein nicht mehr zurechtkommen kann. Also organisiert sie für ihn Pflegehilfen, mit denen sich der stolze und seine Würde behauptende alte Mann aber ständig zerstreitet. Und nun will sie mit ihrem neuen Lebenspartner nach London gehen...
Florian Zeller baut sein berührendes Stück über einen alten Mann, der an Alzheimer erkrankt ist, nicht chronologisch auf, sondern – an Pinters »Betrogen« erinnernd – als kausale Abfolge von 15 raffiniert verschachtelten Szenen. Als Vexierspiel von Wahn und Wirklichkeit, in dem André, mal Maulheld, mal frech und gewitzt, staunend und bangend auf all das nun Befremdliche blickt. Ein theatralisches Spiegelkabinett, überraschend, schräg, beängstigend, aber auch komisch und schrill: ein alter Mann auf der Spurensuche nach sich selbst, in seiner persönlichen Welt, die im Untergehen, im Verlöschen ist.