Magnolienzeit
Kaum ein zweites Datum des Kalenderjahres ist in der Stadt Würzburg und Umgebung so bekannt und belastet wie der 16. März. Kurz vor dem 8. Mai, dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945, ist Freitag, der 16. März, ein sonniger Frühlingstag. Die Stadt hatte schon einige Luftangriffe der Alliierten in deren Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland zu überstehen. Doch diese Nacht bringt ein unfassbares Maß der Zerstörung mit sich: Von 21:25 bis 21:42 Uhr laden etwa 230 in England gestartete Bomber der Royal Air Force 392 Tonnen Sprengbomben sowie 578 Tonnen Markierungs- und Brandbomben über der Stadt ab. Die dicht bebaute, über Jahrhunderte gewachsene Altstadt wird flächendeckend vernichtet. Der Feuersturm sorgt für Temperaturen um die 2.000 Grad, der Feuerschein der brennenden Stadt leuchtet noch 230 Kilometer weit.
Nach dem Wiederaufbau unter der US Army pflegt die Stadt eine intensive Erinnerungskultur. Gleichzeitig gibt es Tendenzen, einen Opfermythos zu konstruieren, der die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes verharmlost.
Das Rechercheprojekt Magnolienzeit des Mainfranken Theaters in der Regie von Tjark Bernau untersucht die Auswirkungen des 16. März auf die Identitätsbildung der Stadt Würzburg, folgt den verbliebenen Spuren der Zerstörung und befragt unterschiedliche Geschichten des Neubeginns.