Hafensommer: Spaceman Spiff & Lilly Among Clouds
Alter Hafen Veitshöchheimer Straße, 97080 Würzburg
© Ulf Cronenberg
Hafensommer Würzburg
Endlich Nichts
Der Titel des aktuellen Albums von Hannes Wittmer alias Spaceman Spiff ist zum Glück komplett untertrieben. Wie nur wenige andere Songwriter findet er poetische und klare Worte für die großen Gefühle, für alles, wovon die Welt redet und dafür, was passiert, wenn der Boden unter uns ins Schwanken gerät. Mit Unterstützung durch seine Mitmusiker Felix Weigt (Die höchste Eisenbahn) und Jonny König (Stoiber on drums) hat er sein drittes und vorläufig letztes Album bereits 2014 produziert – und es ist mitreißender denn je. Wieder einmal arbeitet er – häufig nur mit reduzierter akustischer Begleitung – Themen aus dem Leben ab, sucht nach Auswegen aus dem hektischen Alltag und hält Formulierungen bereit, die sich im Gedächtnis festsetzen: "Heute ist der Tag, an dem ich verrückterweise nicht verrückt wurde".
Spontane Geschichten und jede Menge Klamauk
Spaceman Spiff existiert eigentlich gerade gar nicht. Hannes Wittmer hatte 2015 nach drei Alben und mehreren hundert Konzerten sein Songwriter-Alter Ego bis auf weiteres auf Eis gelegt. Und uneigentlich macht er gerade mal Pause von der Pause. Wer schon mal eines seiner Konzerte besucht hat, weiß, was das Publikum erwartet: nahegehende Texte, schöne Musik, jede Menge Klamauk und die eine oder andere spontane Geschichte. Mit dabei sind sein bewährter Loop-Effekt-Koffer samt Schlagzeuger aus der Dose und vor allem die bezaubernde Clara Jochum an Cello und sonstigem Klimbim. Und so werden die klassischen Songwriter-Elemente immer wieder durch Spielereien mit Percussions, Keyboard, Schlagzeug oder eben auch mal Streichern aufgepeppt.
Und so geht das Hafensommer-Team davon aus, dass alle Beteiligten in der Regel einen ziemlich guten Abend haben werden. Egal ob vor oder auf der Bühne.
„Das Album erobert nicht mit Stärke und Mut die Herzen, sondern mit einem ergreifenden Grenzgang zwischen Pathos, Realitätssinn, Sinnkrise, aber auch nach vorne gerichteten Lösungsvorschlägen und Neuanfängen.“ (Andrea Topinka)
Die Self-made-Frau
Elisabeth „Lilly“ Brüchner ist „lilly among clouds“. Die junge Sängerin aus Würzburg setzt sich ans Klavier und schreibt große Popsongs. Rund, aber für den Kloß im Hals. Wie eine Collage, dramatisch, vielschichtig, weit. Da sind wabernde Beats oder hallige E-Gitarrenflächen, die wohlige Tiefe erzeugen und gleichzeitig Lillys Stimme in goldenes Licht rücken. Und was für eine Stimme das ist! Lilly hatte zwar nie Gesangsunterricht; das hinderte sie jedoch nicht, sich ans Klavier zu setzen und ihre ganz persönlichen Songs zu schreiben. Mit Liedern über sich selbst langsam beerdigende Fernbeziehungen, das starke Band der Blutsverwandtschaft mit all seinen Macken und Wirrungen, Frust über die eigene Lethargie oder den Drang des Menschen, nach dem Tod etwas Persönliches von sich zu hinterlassen.
Zum Popstar im Zeitraffertempo
Jahrelang war die junge Künstlerin, die 2014 den Preis für junge Kultur der Stadt Würzburg erhielt, als Lilly Among Thorns (Lilly unter den Dornen) unterwegs. Nach einem Bandwettbewerb präsentierte sie sich erstmals in Finnland in einem größeren Publikum mit 10.000 Zuhörern. Im September 2015 erschien die Debüt-EP mit fünf Liedern von lilly among clouds. Seit geraumer Zeit geistert der Name der Sängerin durch die Blogs und Hipster-Zines. Grund: Sie sehen die Unterfränkin als Next-Big-Thing. Und ja, ihre Karriere ist der Popstar-Dream im Super-Zeitraffer: PULS-Startrampe, Plattenvertag und jetzt ab in die USA zum SXSW (South by Southwest in Austin/Texas, www.sxsw) und natürlich – wie soll es anders sein – auf die Hafensommerbühne. Hurra!